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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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sind ein paar Zehnschillingnoten den Bach herunter gegangen.« »Dafür gibt's morgen Kaninchenbraten«, sagte Mullan mürrisch. Er schnaufte und spuckte aus, preßte eine Hand auf seinen schmalen Rücken und verzog das Gesicht. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Vielleicht waren es Kinder, die sich hier herumgetrieben haben.« Beide warfen Michael einen fragenden Blick zu. »Ich habe nichts gesehen.« Sie lachten, und es klang wie das Quietschen von rostigen Türen. »So deutlich habe ich noch nie ein schlechtes Gewissen gesehen«, sagte Pat. »Aber andererseits hat man in dem Alter immer ein schlechtes Gewissen.« Michael blickte finster. »Also, was jetzt? Sollen wir einfach die Augen offenhalten?« fragte Mullan. Pat nickte. »Das ist ja zu dieser Jahreszeit kein großes Problem. Du kannst mit Michael den Wald durchstreifen, wenn ihr wollt, vielleicht auch noch mal ein, zwei Nächte lang Wache schieben.«

    »Was wir brauchen, ist ein gute Jagd«, sagte Mullan und zog die Peterson aus der Tasche. »Mit ein paar kräftigen Pferden und einer Meute Hunde durch den Wald jagen. Das würde ihn vertreiben, was immer er auch ist.« »Das ist kein Gelände für Pferde«, widersprach Pat und betrachtete das dichte Unterholz und die niedrig hängenden Äste. Dennoch hatten seine Augen geleuchtet, als Mullan seinen Vorschlag gemacht hatte. Winterjagden — sie waren ein großes Ereignis, bei denen fünfzig Reiter über die Felder sprengten, begleitet von der bellenden Hundemeute. Pat hatte seit Jahren nicht mehr an einer Jagd teilgenommen, und das letzte Jagdpferd war gekauft worden, als Michael noch ein Säugling gewesen war. Felix und Pluto waren Arbeitspferde. Vielleicht hätte er mit Fancy an einer Jagd teilnehmen können, aber Sean hatte einen Schlußstrich gezogen, als Pats letztes Jagdpferd, ein großer, temperamentvoller Hengst, gestorben und zu Hundefutter geworden war. Und Pat war langsam zu alt dafür, durch die Gegend zu galoppieren und allem nachzusetzen, was sich bewegte, sagte Michaels Großmutter. »Dieser Wald wird nie gerodet werden«, sagte Pat gedankenverloren. Er nahm ein schwarzes Stück Kautabak von Mullan an und rieb es zwischen den Fingern. »Es gibt ihn schon länger als die Farm. Als ich ein Junge war, war er doppelt so groß, aber in diesem Teil ist er einfach zu hügelig und zu sumpfig. Am besten ist, man läßt ihn einfach wie er ist.« »Sean würde ihn roden«, sagte Mullan und lächelte ein zahnloses Lächeln. »Sean würde seine eigene Großmutter verkaufen, wenn er damit ein gutes Geschäft machen könnte«, entgegnete Pat. Er warf seinem Enkel einen schnellen, schuldbewußten Blick zu. »Verdammt Michael, du wirst immer größer.« Michael bewegte sich unbehaglich. »Kann nichts dafür.« Er spürte, daß sein Großvater und auch Mullan darauf warteten, daß er etwas sagte, irgend etwas Erhellendes von sich gab. Trotzig blickte er auf den Boden. Sie schwiegen; sein Großvater zündete seine Pfeife an, und blauer Rauch stieg zwischen den Ästen auf. »Fay-Knochen. In unsere Familie sind alle immer groß gewesen.« »Immer Pferdeleute gewesen«, fügte Mullan hinzu. »Aye. Das auch. Früher gab es fünfzehn Pferde auf dieser Farm, kleine, kräftige Pferde und Clydesdales. Auch ein Morgan-Pferd, schwarz und wild. Vier mußten wir in den Krieg schicken, haben sie nie wiedergesehen. Eine Verschwendung.«

    Mullan kniff die Lippen zusammen, obwohl Michael sicher war, daß ihm etwas auf der Zunge lag. Er hustete und sagte schließlich: »Die Kühe müssen getränkt werden. Sie trinken dieser Tage wie die Fische.« Pat senkte den Kopf. »Hältst du die Augen auf?« fragte er Michael. »Sicher.« »Gut. Ich möchte, daß dieses Mistvieh bis zum Winter geschossen wird. Denn dann wird er hungrig, wenn er in der Gegend bleibt, und dann wird es schnell damit losgehen, daß Lämmer verschwinden.« Mit dem Einverständnis seines Großvaters begann Michael, sich mit Schußwaffen zu beschäftigen, lernte die Grundlagen des sicheren Umgangs, des Zielens und des Reinigens. Es gab drei Gewehre im Haus. Zwei davon waren doppelläufige Schrotflinten, das dritte ein altes Gewehr, bei dem die Läufe untereinander lagen. Es war mit kunstvollen Gravuren versehen und leicht wie ein Spielzeug. Ein russisches Fabrikat, dessen Holz von Alter und Politur glänzte. Pats Vater hatte es vor der Geburt seines Sohnes auf einem Markt gekauft und am Schaft eine kleine Kupferplatte mit einer Inschrift angebracht: »Michael

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