Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
Vom Netzwerk:
mit sich brachten. Drei Rehe, mager, aber ausgewachsen. Der Stamm würde für ein paar Tage reichlich zu essen haben.

    Ringbone kam zu Michael und Cat ans Feuer. Er kaute auf rohem Fleisch herum, und Blut lief ihm das Kinn hinunter. Der Fuchsmann bot Michael einen Bissen an, der ihn höflich annahm. Er biß in das weiche Fleisch und spürte, wie ihm das Blut die Kehle hinunterlief. An den anderen Feuern wurden die Rehe zerlegt. Die Tiere waren schon ausgeweidet worden. Messer blitzten auf, als die Frauen das Wild fachgerecht abhäuteten. Gelegentlich steckten sie dabei ein Stück Fleisch in den Mund. Die älteren Kinder stellten die Tongefäße bereit, die der Stamm besaß, während zwei Männer Holz in das Räucherzelt brachten. Fröhliche Betriebsamkeit herrschte im Lager, und Semuin wirkte erleichtert. Die Jagd machte ihm am meisten Sorge, und wenn es damit nicht klappte, würde man ihn zumindest teilweise dafür verantwortlich machen.

    Ringbone setzte sich gegenüber Michael ans Feuer, nahm seinen Kopfputz ab und kratzte sich an seinem kurzgeschorenen Kopf. Er fand eine Laus und warf sie ins Feuer. Sein Gesicht war ernst geworden. Er wischte sich das Blut vom Kinn und sagte Michael, daß er mit Irae gesprochen hatte. Der alte Mann war unruhig. Das hier sei kein gutes Land, hatte er gesagt; es gäbe hier zu viele Bestien und andere merkwürdige Dinge. Sie sollten besser zurück nach Norden gehen und sich mit den Rittern herumschlagen. Was sagten Utwychtan und Teowynn dazu? Michael zögerte. Es stimmte, sagte er Ringbone, daß es in diesem Teil der Welt seltsame Bestien und Menschen gäbe, und daß der Stamm besser auf der Hut sei, da wahrscheinlich Grymyrchs in der Nähe wären. Er berichtete, was er und Cat auf der Höhe über dem Tal gefunden hatten. Das Gesicht des Fuchsmannes wurde ausdruckslos, wie immer, wenn er über etwas nachdachte. Er fragte Cat, was sie über diese Grymyrchs wußte. Konnten sie einer Gruppe von Kriegern wie der Seinen gefährlich werden? Was waren ihre Gewohnheiten, und was glaubte sie, wie nah sie waren? Cat antwortete nur kurz. Sie wußte nicht viel mehr, als sie Michael und Irae schon erzählt hatte. Ringbones Gesicht wurde wieder ausdruckslos. Er mußte eine Weile darüber nachdenken, sagte er -mindestens bis morgen. Dann sagte Michael hastig, daß er mit Cat den Stamm verlassen würde, um weiter nach Süden zu ziehen. Er würde in den Wolfswald gehen. Er spürte Cats Blick auf seinem Gesicht, als er das sagte. Das Feuer knisterte, Scheite fielen knackend in sich zusammen. Es war eine ruhige Nacht, jetzt, nachdem der Regen aufgehört hatte.

    Was der Utwychtan für Pläne hatte, ging nur ihn etwas an. Niemand konnte einem anderen vorschreiben, wohin er gehen sollte, meinte Ringbone, aber er sah Michael aus seinen schwarzen Augen ernst an. Für eine Sekunde dachte Michael, daß er seine Zurückhaltung einmal ablegen würde und ihn mit Fragen überschütten würde, aber der Fuchsmann blieb still, starrte ins Feuer und schüttelte unmerklich den Kopf. Als er wieder aufsah, lag Trauer in seinem Gesicht. Er streckte die Hand über das-Feuer, und Michael schlug ein. Die Flammen versengten die kleinen Härchen an ihren Armen. Man würde ihnen Verpflegung, Kleidung und Decken mitgeben, und ihre Pferde würden die letzte Gerste bekommen. Dann erhob sich Ringbone rasch und ging hinüber zu den anderen, die immer noch mit den Rehen beschäftigt waren und schmausten.

    »Du wirst es also tun, egal wie ich darüber denke?« fragte Cat mit leiser Stimme. »Ich muß es tun. Ich glaube nicht, daß ich eine andere Wahl habe. Ich glaube, daß ich aus diesem Grund hier bin.« Die Erinnerung an Rose stieg in ihm auf. Du wirst nach mir suchen, egal was sie dir erzählen? Versprich es! Sie war also hier. Irgendwie hatte sie gewußt, was mit ihr geschehen würde. »Es tut mir leid, Cat.« »Du wirst mir den Tod bringen, Michael.« »Sag nicht so etwas.« Es wurde jetzt richtig dunkel in dem windstillen Wald. Michael liebte und fürchtete ihn gleichzeitig. Es gab den Schwarzen Mann tatsächlich, nicht nur im Märchen, er zog wirklich durch die Dunkelheit jenseits des Feuerscheins. Aber es war eine Schönheit in den Bäumen und dem Rauch des Lagerfeuers, der um ihre Stämme zog, ein Frieden, den er nicht einmal in der stillen Landschaft von Antrim verspürt hatte. Er fragte sich, ob er jemals wieder woanders ein zufriedenes Leben führen konnte. Michael war in das leichte Dösen gefallen, das ihm in den

Weitere Kostenlose Bücher