Der magische Wald
— und konzentrierten ihren Angriff an anderen Stellen. Er ließ seinen erschöpften Arm sinken und riskierte einen schnellen Blick zu den Fuchsmännern, die Seite an Seite mit ihm kämpften. Sie wurden überrannt. Er sah Cat, die mit ihrem Steinmesser um sich hieb. Er beobachtete sie voller Sorge dabei, wie sie einem Angreifer den Hals aufschlitzte, einen anderen zur Seite trat und einem dritten das Messer in das Herz rammte. Dabei wich sie ganze Zeit dem tödlichen Schimmer der Knochenspieße aus, mit denen viele der Kobolde bewaffnet waren. Daneben kämpfte Ringbone mit grimmiger Entschlossenheit und konzentriertem Gesicht. Er hatte seinen Kopfputz verloren und war blutbesudelt. Ob es von ihm oder einem seiner Gegner stammte, konnte Michael nicht erkennen. Semuin stürzte. Ein Kobold sprang auf ihn und stieß ihm einen Knochendolch ins Auge. Michael nahm seinen Platz ein und spaltete einen langohrigen Schädel, stieß den Schwertknauf in ein verzerrtes Gesicht und rammte dann die Klinge einem anderen Angreifer ins Maul. Knurrend wichen sie zurück. Sogar ihre Fangzähne waren schwarz wie Ebenholz. Der Kreis der Verteidiger schrumpfte schnell. In ihrem Rücken standen die Bäume im Zentrum des Lagers, und aufden Ästen saßen die Kinder und Frauen. Einige der Frauen hatten Waffen ergriffen und kämpften Schulter an Schulter mit den Männern. Michael sah, wie eine Frau in die dunkle Masse der Angreifer hineingezogen wurde und dann schreiend von einem Dutzend von ihnen fortgetragen wurde. Ihr Mann stürzte ihr nach, aber sein verzweifelter Ansturm brachte ihn nur mitten unter die Feinde, und sie hieben auf ihn ein, bis er zusammenbrach. Wir werden hier sterben, dachte Michael mit plötzlicher Klarheit. Er kämpfte jetzt neben Cat, und sein Körper reagierte wie von selbst. Erregung erfüllte ihn, während er um sich schlug, stieß und trat. Vielleicht lag es an der unwirklichen, alptraumhaften Situation, aber er glaubte, daß er an einem Herbstmorgen zu Hause in seinem Bett aufwachen würde, wenn er hier starb. Er war erschöpft. Seine Kräfte ließen jetzt schnell nach. Er wehrte mehr Angriffe ab, als er selbst führte, schlug weniger kraftvoll zu,sodaß dieBestien vorihm seinen Hieben ausweichen konnten. Eine klauenbewehrte Hand packte ihn am Arm und zog ihn nach vorne auf die aufgerissenen Mäuler zu. Er stolperte, schlug um sich, riß sich die Fingerknöchel an Zähnen auf und sank auf dem schlammigen Boden in die Knie, war nicht mehr in der Lage, sein Schwert richtig zu schwingen. Ein Knochenmesser wurde mit unglaublicher Wucht in seinen Oberschenkel gerammt, und er schrie vor Schmerz und Angst, fiel hilflos vornüber und spürte, wie sich die schwarzen Körper auf ihn stürzten.
Aber dann waren Cat und Ringbone zur Stelle und fegten die Bestien zur Seite. Er wurde zurückgezogen. Mit einer Hand umklammerte er den Knochen, der obszön aus seinem Schenkel ragte, in der anderen hielt er den Schwertgriff. Jetzt. Er schrie wieder auf, als er mit einem Ruck den Knochendolch herauszog. Blut spritzte aus der Wunde. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Ringbone und Cat hatten sich schon wieder in den Kampf gestürzt. Er hörte Kinder über sich jammern, und als er aufblickte, sah er, daß die Kobolde schon auf den unteren Ästen der Bäume waren. Die Ring war durchbrochen worden. Pferde wieherten panisch, und Fancy schlug wie verrückt aus; ein schwarzer Umriß hing an ihrem Hals. Die Verteidiger bildeten nicht länger eine durchgehende Linie, sondern waren in kleine Gruppen aufgespalten, die von ganzen Scharen der bestalischen Monster bedrängt wurden. Ein Kind wurde aus einem Baum in die wimmelnde Masse geschleudert. Ein Krieger hieb auf das Maul ein, das sich um seinen Unterarm geschlossen hatte. Ein Mann, dem ein Kobold an der Schulter hing, versuchte seinen bewußtlosen Freund in Deckung zu zerren. Das war's, dachte Michael. Es ist vorbei. EinlautesBrüllenerhob sich über den Kampfeslärm, und ein mächtiger Schatten mit glühenden Augen ragte hinter den Kobolden auf. Seine langen Arme verrichteten ein schreckliches Vernichtungswerk unter ihnen. Er packte zwei der Kobolde und benutzte sie als Keulen, fegte die anderen Angreifer damit zur Seite. Als die ersten beiden zerfielen, packte er zwei neue. Die Angreifer zogen sich fluchtartig zurück, und Michael hörte ein paar von ihnen angsterfüllt schreien.
Über ihnen glitt ein grünes, elektrisch wirkendes Licht schimmernd über die Stämme und Äste
Weitere Kostenlose Bücher