Der magische Zirkel - Der Verrat
Natürlich hätte jeder ihn in den letzten dreihundert Jahren hier verlieren können.«
Eine merkwürdige Erleichterung überfiel Cassie. »J a. Natürlich. Jeder hätte es sein können.« Sie steckte den Kristall wieder in ihre Tasche. Faye betrachtete sie mit ihren leuchtenden goldenen A ugen. Cassie nickte sich selbst zu. Jetzt brauchte sie den Stein erst recht nicht abzugeben.
Adam rief alle wieder zusammen. »N och eine Sache, bevor wir gehen.« Das kleine Drama zwischen Cassie und Diana vor ein paar Minuten schien er nicht bemerkt zu haben.
»I ch habe noch eine Idee«, fuhr er fort, als der Zirkel wieder um ihn versammelt war. »I hr wisst, dass alles, was mit der schwarzen Energie zu tun hat, zum Tod geführt hat, zu den Toten. Der Friedhof, die Geistergestalt, die Cassie, Deborah, Nick und ich auf der Straße entdeckt haben, sogar dieser Platz hier– ein ausgebranntes Haus, erbaut von einem Toten. Und übernächstes W ochenende feiern wir Samhain.«
Ein Murmeln erhob sich. A dam sah Cassie an und erklärte: »H alloween, Nacht vor A llerheiligen, wie auch immer. Doch egal wie man es nennt, es ist die Nacht, in der die Toten auf der Erde wandeln. Ich weiß, es könnte gefährlich werden. A ber trotzdem schlage ich vor, dass wir eine Zeremonie an Halloween abhalten. Entweder hier oder auf dem Friedhof. W ir wollen abwarten, was sich zeigen wird.« Er wandte sich an Diana. »W as hältst du davon?«
Diesmal war die A ntwort Schweigen. Diana sah besorgt aus, Melanie skeptisch und Sean zeigte offen A ngst. Doug und Chris grinsten wild wie immer und Deborah nickte heftig. Faye hatte den Kopf geneigt und überlegte. Nick blickte, die A rme vor der Brust verschränkt, versteinert vor sich hin wie immer. Es waren Laurel und Suzan, die sich zu W ort meldeten.
»A ber was wird aus dem Ball?«, fragte Laurel, und Suzan fügte hinzu: »S amstagnacht ist die Halloween-Party in der Schule und ich hab mir extra schon ein Paar neue Schuhe dafür gekauft.«
»W ir organisieren an Halloween sonst immer eine eigene Party« , erklärte Melanie Cassie. »E s ist ein wichtiger Festtag für Hexen. A ber in diesem Jahr fällt Halloween auf einen Samstag und die traditionelle Schulparty steigt in der gleichen Nacht. Trotzdem, ich sehe nicht ein, warum wir nicht beides verbinden könnten«, überlegte sie langsam. »W ir könnten die Schulparty gegen halb zwölf verlassen und hätten immer noch viel Zeit, um die Zeremonie abzuhalten.«
»U nd ich finde, sie sollte wirklich hier stattfinden«, warf Diana ein, »n icht auf dem Friedhof. Das wäre zu gefährlich, wir könnten mehr heraufbeschwören, als wir wollen.«
Cassie dachte an die Schattengestalt, die sie und A dam auf dem Friedhof gesehen hatten. Ein bisschen zu forsch fragte sie: »U nd wer oder was immer sich da auch zeigen wird– was wollen wir dann machen?«
»M it ihm reden«, erwiderte A dam prompt. »I n den alten Zeiten haben die Menschen die Geister der Toten an Halloween heraufbeschworen und ihnen Fragen gestellt. Die Geister mussten antworten.«
»D as ist der Tag, an dem der Schleier zwischen den W elten am dünnsten ist«, erklärte Laurel weiter. »T ote kommen zurück und besuchen ihre lebenden V erwandten.« Sie sah sich in der Gruppe um. »I ch bin dafür, dass wir die Zeremonie abhalten.«
Zustimmung erklang. Teils zögernd, teils begeistert. A ber alle nickten.
»G ut«, sagte A dam. »D ann bleibt es bei Halloween.« Cassie fand es ungewöhnlich, dass A dam auf diese W eise die Leitung des Zirkels übernahm. Dann schaute sie zu Diana. Diese sah aus, als würde sie ihren inneren A ufruhr nur mit Mühe unter Kontrolle halten. Für einen Moment tat sie Cassie leid, aber dann dachte sie an ihren eigenen Zwiespalt und ihre Qualen. Sie verließ das Treffen schnell, ohne noch mal mit Diana zu sprechen.
In den Tagen vor Halloween wurde es richtig kalt, obwohl das Laub noch bronzefarben und dunkelrot schimmerte. Cassies Schlafzimmer roch nach Mottenkugeln, denn ihre Großmutter hatte die alten Steppdecken vom Speicher geholt, die im Sommer dort gelagert wurden. Die letzten Kräuter waren eingesammelt worden und überall in den Zimmern standen Sträuße farbenfroher Herbstblumen. Jeden Tag nach der Schule traf Cassie ihre Großmutter in der Küche an. Sie kochte gläserweise Kompott ein, bis das ganze Haus wunderbar nach heißem A pfelbrei, Zimt und Gewürzen duftete.
Auf geheimnisvolle W eise tauchten in allen V orgärten Kürbisse auf– doch nur
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