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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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auf den Boden. In seiner Verwirrung verlor Brocks seine Waffe, sah sie auf einer Matte aufglänzen und kroch hektisch auf sie zu, während er auf den Knall und den intensiven Schmerz wartete, mit dem eine Kugel seine Eingeweide durchbohren würde. Er bekam den Kolben seiner Waffe zu fassen, drehte sich auf die Seite und versuchte, mit einem hektischen Blick alle Ecken und Winkel gleichzeitig abzuscannen. Obwohl er die Hütte bloß in hastigen Bruchstücken wahrnahm, brauchte er nur ein paar Sekunden, um festzustellen, dass sie leer war. Sie waren nicht hier.

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    Niklas meinte ein Geräusch von draußen zu hören und wünschte sich verzweifelt, dass seine Retter unterwegs waren. Damit sein Kollege es nicht auch hörte, begann er laut zu stöhnen.
    »Die Angst ist im Grunde schlimmer als der körperliche Schmerz.« Lind stand immer noch direkt vor ihm. Vom Herd hörte man ein schwaches Brodeln. Das Wasser fing gerade an zu kochen.
    »Noch sechs Minuten. Ich glaube, dann haben wir’s überstanden.«
    Niklas begann zu hyperventilieren. Das Rauschen schwoll an, er hörte das Geräusch von Stahl auf Stahl, dann wurde es schwarz um ihn. Er bäumte sich auf und wand sich, schnappte nach Luft, die es nicht mehr bis in seine Lungen schaffte, und er spürte, dass er gleich das Bewusstsein verlieren würde. Ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einem intensiven Brennen auf seiner Wange, riss ihn zurück ins Bewusstsein.
    »Nimm dich zusammen, Mann.«
    Lind hatte ihn geschlagen. Endlich strömte die Luft wieder in seine Lungen, und er sog sie gierig ein.
    »Spreiz die Beine!«
    Bevor er reagieren konnte, trat Lind ihm zwischen die Beine, und ehe er wusste, wie ihm geschah, war sein linker Fuß gefesselt. Wenige Sekunden später hatte Lind auch den rechten festgezurrt. So blieb Niklas mit leicht gespreizten Beinen stehen, endgültig unfähig zu jeglicher Form von Widerstand.
    Das Geräusch? Warum zum Teufel wurde das Geräusch nicht lauter? Natürlich. Sie bereiteten seine Befreiung vor, einen blitzschnellen Angriff, um vom Überraschungsmoment zu profitieren. Er rührte sich nicht und lauschte nur angestrengt. Dann zuckte er zusammen und versuchte fieberhaft, Linds Blick aufzufangen. Der stand mit einem Skalpell in der Hand vor ihm.
    »Oh Gott, Amund, tu das nicht, ich flehe dich an.«
    Lind hob das Skalpell und stieß rasch zu, woraufhin Niklas hörte, wie der Stoff seines Hemdes aufriss. Das Geräusch. Er wollte das Geräusch von draußen wieder hören, die Schritte auf der Treppe, er wollte sehen, wie seine Retter durch die Tür gestürmt kamen. Wieder hob Lind das Skalpell.
    »Jetzt!!«, schrie Niklas. »Verdammt, kommt rein, sofort! Er bringt mich um!«
    Seine Stimme wurde in einem dumpfen Echo von den Wänden zurückgeworfen.
    »Ach so, das hab ich ganz vergessen zu erwähnen«, sagte Lind. »Meine Hütte liegt auf der anderen Seite des Berges. Das hier ist die Hütte von Thorsen vom Konsumverein. Karianne hab ich das glaub ich gar nicht gesagt. Sorry.«

47

    »Weißt du, was Psychopathie ist?«
    »Wieso ist das nicht deine Hütte? Du hast Karianne doch mit hierher genommen, ich hab sie gesehen und gehört.«
    »Hast du auch. Deswegen ist das hier trotzdem nicht meine Hütte. Nach meinen Berechnungen …« Er warf einen demonstrativen Blick auf die Uhr. »… treten sie in dieser Sekunde die Tür meiner Hütte drüben ein. Gott sei Dank ist sie versichert.«
    »Du bluffst doch nur.«
    »Ach ja? Von mir aus schrei aus Leibeskräften. Wenn du möchtest, kann ich auch die Tür noch aufmachen.«
    Die Erkenntnis, dass alle Hoffnung verloren war, dass er hier verbluten würde wie ein verletztes Tier, während Lind ihm eine Niere herausschnitt, traf ihn so heftig, dass seine Gliedmaßen vor Schreck gefühllos wurden.
    »Psychopathie«, nahm Lind den Faden wieder auf, »äußert sich unter anderem in der mangelnden Fähigkeit, Liebe zu zeigen. Deswegen ist auch immer von Mutterinstinkt die Rede. Instinkt , denn eigentlich sollte das in der Natur jeder Mutter liegen – ihr Kind zu beschützen und ihm Liebe zu schenken. Aber ein paar wenige Frauen sind dazu nicht in der Lage. Sie lassen ihre Kinder in einem gefühllosen Vakuum aufwachsen und verwandeln sie in kalte Zombies. Manche bleiben so, wie sie aufgewachsen sind, kalt und gefühllos. Die können töten, ohne mit der Wimper zu zucken. Deswegen enden auch so viele von ihnen als Mörder. Andere suchen verzweifelt nach dem, was ihnen fehlt, vielleicht weil sie
irgendwann

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