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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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sie zurück auf den Tisch.
    »Sicher nicht?«
    Der Wanderer nickte stumm, und Niklas holte die beiden anderen Puppen hervor.
    »Die auch nicht.« Die Antwort kam rasch, als wollte er am liebsten, dass Niklas die Puppen so schnell wie möglich wieder einpackte.
    »Na, dann wissen wir da schon mal Bescheid.« Niklas steckte die Puppen wieder in die Tasche.
    »Wann kommt Korneliussen zurück?«
    Die Frage überraschte Niklas. »Das weiß ich nicht. Aber ich befürchte, das könnte schon noch eine Weile dauern. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist er sehr schwer krank.«
    »Korneliussen ist nett.«
    Niklas hatte den Mann, den er vertrat, nie kennengelernt. »Gut«, sagte er und stand auf. »Dann bedanke ich mich für Ihre bereitwillige Hilfe.«
    Der Wanderer blieb schweigend sitzen. Sein Gesicht mit der niedergeschmetterten Miene war wie versteinert. Die schütteren Haare hatte er sich scheinbar selbst geschnitten, auf der Haut zeichneten sich die Ränder eingetrockneter Körperflüssigkeiten ab, und die Strapazen hatten ihre Zeichen in Form tiefer Falten hinterlassen.
    »Ich finde selbst hinaus.« Niklas unternahm noch einen erfolglosen Versuch, Blickkontakt herzustellen, bevor er sich bedankte und ging. Auf der Vortreppe blieb er noch einmal stehen und sammelte seinen Mut, bevor er in die Wand aus Regen hinaustrat. Er warf einen Blick auf den Spaten, der deutlichen Verschleiß zeigte. Kein Zweifel, diese Geschwisterliebe ging tief.
    Er hatte sich gerade in sein Auto gesetzt, als das Telefon klingelte. Es war Bøe, der ihn aus dem Büro anrief.
    »Wir haben Antwort vom Labor. Ich dachte mir, das willst du bestimmt gleich erfahren.«
    »So schnell?«
    »Entweder höchste Priorität oder einfache Aufgabe – keine Ahnung, woran das lag. Aber egal, das Zeug, das du da im Sand gefunden hast, war nichts anderes als Haarfärbemittel.«
    Ihm war sofort klar, was das bedeutete. Ellen Steens Haare waren gefärbt worden, damit sie der Puppe ähnelte.
    »Damit noch nicht genug – man hat einen Stoff gefunden, der sich Lawson nennt, das ist anscheinend eine Komponente von Henna.«
    »Und was heißt das?«
    »Henna ist krebserregend und wurde deswegen schon 2005 für alle Haarfärbemittel verboten. Das bedeutet wahrscheinlich, dass dieses Mittel alt ist. Oder im Ausland gekauft wurde.«
    Niklas bezweifelte, dass diese Erkenntnisse die Ermittlungen wesentlich weiterbrachten, doch das Färben der Haare war immerhin eine Bestätigung dafür, dass das Verbrechen mit den auf dem Meer ausgesetzten Puppen zu tun hatte.
    »Okay. Danke für die Info. Ich komme übrigens gerade vom Wanderer. Er glaubt ganz bestimmt, dass die Puppen nicht seiner Schwester gehört haben.«
    »Das ist doch gut. Alles andere hätte die Dinge gelinde gesagt verdammt kompliziert gemacht.«
    »Wahrscheinlich, ja. Also, danke noch mal.«
    Als er das Auto in der Auffahrt wendete, meinte er noch einmal das Gesicht des Wanderers hinter einer Gardine zu sehen, und wieder beeindruckte ihn die unbeholfene Liebe dieses Mannes zu seiner kleinen Schwester. Sein eigenes pechschwarzes Gewissen meldete sich und erinnerte ihn an seine abwehrende Haltung – er würde sich nicht gerade leichten Herzens von einer seiner Nieren verabschieden. Der Wanderer hingegen hätte bestimmt mit Freuden sämtliche Organe geopfert, um seine Schwester zurückzubekommen.
    Auf halbem Weg kam ihm ein Gedanke. Er blieb an einer Abfahrt stehen, machte die Tasche auf und nahm die schwarz gekleidete Puppe heraus. Er warf einen Blick unter die niedlichen Füßchen, in der Hoffnung, eine Information über den Hersteller zu finden, doch dort stand nur eine Produktionsnummer. Die sagte ihm natürlich nichts, doch sobald er im Büro war, suchte er sich Spielzeuglieferanten heraus. Er kam rasch dahinter, dass die meisten Firmen ihre Produktion erst in den letzten zehn bis zwanzig Jahren begonnen hatten, also erst, nachdem diese drei Puppen verkauft worden waren. Daher beschloss er, unter den mehr oder weniger unbekannten Herstellern zu suchen. Er notierte sich drei Alternativen, und beim zweiten Anruf hatte er Glück.
    »Die Geishas, ja, an die kann ich mich gut erinnern. Die haben sich eine Weile ganz gut verkauft, aber heute gibt es für so was keinen Markt mehr. Jetzt sollen die Puppen trinken und pinkeln und was weiß ich noch alles. Aber was um alles in der Welt hat diese alten Puppen denn wieder zu Ehren gebracht?«
    Niklas hörte, dass der Mann am anderen Ende der Leitung rauchte, und er sah vor

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