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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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Bitterkeit aber doch nicht ganz verbergen konnte. »Ich glaube schon.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass du dir ziemlich sicher bist.«
    »Am Anfang war ich kurz geneigt, ihr zu glauben, aber ich bin ganz sicher, dass sie sowohl das Zwangsbad als auch die Wassertemperatur guthieß. Ihr Ehrenwort und ihre Moralpredigt über die verlassenen Kinder brachten mich dann aber ins Zweifeln. Sie hat mir die Lösung für die Signatur geliefert, und ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist.«
    »Und was hast du jetzt vor? Mit der Ex von Nils Ottemo reden?«
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht? Es ist doch wohl wahrscheinlicher, dass die beiden unter einer Decke stecken und Renate Øverlid sich nicht allein darangemacht hat, alle Männer zu entstellen, die ihre Vaterrolle nicht ernst nehmen.«
    »Wenn dem so sein sollte, dann ist sie jetzt schon gewarnt.«
    »Und das heißt?« Thomas zog eine Schreibtischschublade auf und begann darin zu wühlen.
    »Ich könnte mir vorstellen, sie observieren zu lassen.«
    »Da kannst du aber eine Nacht lang überlegen, was für einen überzeugenden Grund du dafür angeben willst.«
    »So lange wollte ich gar nicht warten.«
    Thomas erstarrte in seiner Bewegung. »Oh nein. Rino, heute ist Freitag. Da kommen meine ganzen Lieblingsserien.«
    »Findest du was in dieser Schublade?«
    »Nein, mein Proviantlager ist leer.«
    »Willkommen im Club. Kill sugar before it kills you.«
    »Hä?«
    »Ach, das ist nur so eine revolutionäre Theorie. Aber scheiß drauf, funktioniert sowieso nicht. Du kannst dich bei mir bedienen.«
    »Du hast doch auch schon fast nichts mehr.«
    »Betrachte es als Vorschuss für eine späte Abendschicht.«
    »Das muss mal wieder einer deiner umwerfenden Witze sein.«
    »Hör zu, Thomas: Die Zeichnungen waren sozusagen ein bitterer Gruß von Kim Olaussens achtjährigem Sohn und Ottemos sechsjährigem Sohn, ebenso wie die erste Zeichnung der Gruß eines vierjährigen Mädchens war. Sind wir uns da einig?«
    »Bis auf Weiteres, ja.«
    »Dann nehme ich an, wir sind uns auch darüber einig, dass die Kinder selbst nichts von diesen Zeichnungen wissen?«
    »Wären sie nicht alle fast identisch gewesen, hätten sie tatsächlich von Kinderhand gezeichnet sein können.«
    »Genau. Und das hätte es wahrscheinlich noch interessanter gemacht.« Rino streckte sich und entblößte ein beginnendes Schmerbäuchlein mit bescheidener Behaarung. Rasch zog er sein Hemd wieder darüber. »Und bei wem wäre es naheliegend, dass er diese Väter im Namen der unschuldigen Sprösslinge hasst?«
    »Wird Friends wohl wiederholt?«
    »Ganz sicher.« Rino grinste vergnügt. Das war eines der Dinge, die er an Thomas mochte. Er ließ sich überreden, auch wenn das in anderen Zusammenhängen vielleicht nicht immer von Vorteil war. So hatte er zum Beispiel seine Freundin zum fünften oder siebten Mal wieder bei sich aufgenommen, nachdem sie jedes Mal tränenreich Abschied genommen und ihm mitgeteilt hatte, dass sie den Richtigen gefunden hatte und dass der nicht Thomas hieß.
    »Die Frauen müssen etwas wissen.«
    »Die wissen auch was. Aber ich bezweifle, dass sie uns das so einfach erzählen. Ich werde jedenfalls Renate Øverlids kleines rosa Nest im Auge behalten. Was wiederum bedeutet, dass du Glück hast – Ottemos Ex wohnt im Zentrum, oder?«
    »Vielleicht schau ich einfach mal bei ihr vorbei. So gegen neun.«
    »Sollte Joey mal ausscheiden, werde ich dafür sorgen, dass du eine Rolle in Friends bekommst.«
    Eine Dreiviertelstunde später parkte Rino vor einer Sporthalle, von der er freien Blick auf Renate Øverlids Haus hatte. Nach einer halben Stunde bekam er die Bestätigung, dass sie zu Hause war. Wahrscheinlich gießt sie gerade die Blumen, dachte er, als ihr Gesicht zwischen den Grünpflanzen im Fenster auftauchte. Aus irgendeinem Grund hatte er gemischte Gefühle. Es war durchaus schön zu wissen, dass er seine Zeit nicht mit der Beobachtung eines leeren Hauses verschwendete, aber andererseits war es nicht sehr logisch, dass ein Mensch, der den Atem der Polizei schon im Nacken spürte, solchen banalen Alltagserledigungen nachging.
    Es schlug sieben Uhr, Zeit für die Abendnachrichten, als plötzlich Tommy aus dem Haus trat. Der Junge blieb stehen und hielt sich kurz am Geländer fest, bevor er um die Hausecke ging, sein Rad holte und ruhig durch die Siedlung davonfuhr. Gegen halb acht war er zurück. Rino hatte die halbe Stunde genutzt, um darüber nachzudenken, warum er eigentlich hier war. Er kam zu

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