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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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daß er zu Hause war.
    Am frühen Nachmittag erreichte er die Stadt Aloros. Es wäre das einfachste gewesen, ein Boot zu mieten und über den Golf nach Pella zu segeln, doch dafür war er im Hafen der Hauptstadt zu gut bekannt. Jemand würde ihn mit Sicherheit erkennen, und dann wüßte Ptolemaios schon eine Stunde später von seiner Rückkehr. Er war schon zu weit gekommen, um jetzt alles aufs Spiel zu setzen, nur weil es ihm an Geduld fehlte. Deshalb beschloß er, obwohl er bereits darauf brannte, die Heimat wiederzusehen, sich an sein Pferd zu halten und der Straße zu folgen, die sich entlang der Küstenlinie krümmte wie ein Angelhaken. In dieser Nacht schlief er auf der nackten Erde, und als ihm am nächsten Nachmittag die Landschaft immer vertrauter wurde und er wußte, daß er nur noch wenige Stunden von Pella entfernt war, verließ er die Straße und ritt querfeldein. An diesem Abend würde er sich auf den Ebenen einen Schlafplatz suchen, wo er als Junge gespielt und gejagt hatte, wo sein Geist frei wäre, und er würde entscheiden können, was er tun sollte.
    Es war bereits dunkel, als er eine geeignete Stelle fand. Er kochte sich sein Abendessen in einem Eichenhain so nahe an seiner Geburtsstadt, daß er das Feuer sehen konnte, an dem die Wachen vor dem Haupttor sich wärmten. Es war ein eigenartiges Gefühl, der Stadt so nahe zu sein und es doch nicht zu wagen, sie zu betreten. Indem Philipp ohne Erlaubnis nach Hause zurückkehrte, hatte er sich zum Gesetzlosen gemacht.
    Er saß neben dem langsam verlöschenden Lagerfeuer und überlegte, wie er es am besten anstellte, daß ernahe genug an Ptolemaios herankam, um ihn zu töten, bevor jemand dazwischentreten konnte. Kurz dachte er daran, einfach in den Palasthof zu reiten und den Mann beim Frühstück zu überrumpeln, aber Ptolemaios war kein Narr, und niemand durfte den königlichen Bezirk mit Waffen betreten. Auch wenn man ihn nicht verhaftete, würde ihm sein Schwert abgenommen werden, und der Regent würde dafür sorgen, daß er keine zweite Chance bekam. Wahrscheinlich würde er irgendwo in einem Verlies enden – oder in einem Graben.
    Nein, es mußte im Freien passieren. Und es mußte Ptolemaios überraschen, so daß ihm nichts anderes übrigblieb, als sich Philipp zu stellen. Und es mußte vor Zeugen geschehen, so daß er nicht darüber hinweggehen konnte, ohne seinen Ruf als Mann von Ehre und Mut zu verlieren.
    Aber wo? Und wichtiger noch, wie? Philipp fand keine Lösung. Er mußte es den Göttern überlassen.
    Erst als er am nächsten Morgen aufwachte – spät, wie es schien, denn die Sonne stand bereits zwei Stunden am Himmel, als er die Augen öffnete –, erkannte er den Hain wieder. Vor vier Jahren war genau hier die Eule aus den Bäumen auf ihn herabgestürzt und hatte sein Gesicht mit ihren Krallen gezeichnet. In gewisser Weise war er genau an diesem Ort zum Mann geworden.
    »Warum hast du mich hierher zurückgeführt, Göttin?« flüsterte er. »Zu welchem Zweck? Zeig mir, was du von mir verlangst.«
    Er erhielt Antwort, kaum daß die Worte über seine Lippen gekommen waren, denn in der Entfernung sah er, aus Pella kommend, einen dunklen Fleck, in dem er kurz darauf einen Trupp Reiter erkannte. Zuerst sah er sie, und dann hörte er sie – das Murmeln vieler Stimmen, vermischt mit dem Bellen der Hunde und dem dünnen, hohen Ton der Trompete des Hundeführers. Es war eineJagdgesellschaft . Und der Größe nach zu urteilen, eine königliche Jagdgesellschaft.
    Philipp rappelte sich auf, und sein Herz schlug gegen die Rippen wie ein Fuchs im Käfig. Im Schatten einer Eiche, der ihn vor Blicken schützte, kniff er die Augen zusammen und versuchte die Reiter zu erkennen, die in der Entfernung nun allmählich Gestalt annahmen. Der erste, den er erkannte, war der alte Geron, der Stallmeister, und, den Göttern sei gedankt, da war auch Perdikkas. Er kam noch zur rechten Zeit. Und dann, auf dem riesigen, schwarzen Pferd, von dem der Thraker gesprochen hatte, erblickte er den Regenten selbst, den Prinzen Ptolemaios.
    »Du bist weise, Herrin mit den blauen Augen«, sagte Philipp, als würde die Göttin neben ihm stehen. »Danke, daß du mir meinen Feind ausgeliefert hast.« Dann, fast noch im gleichen Atemzug: »Alastor! Dieser Hurensohn hat mein Pferd gestohlen!«
    Bei den Göttern, dieser Hengst war vielleicht riesig! hatte der Thraker gesagt. Und so wild, daß er Feuer zu schnauben schien. Philipp konnte nicht verstehen, warum er bei dieser

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