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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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gehört.«
    Derdas war nicht intelligent genug, um seine Gedanken wirklich verbergen zu können, Philipp mußte ihm deshalb nur ins Gesicht sehen, um zu erkennen, daß er nicht die Wahrheit sagte.
    »Vielleicht haben sich einfach einige Provinzfürsten gestohlenes Eigentum zurückgeholt«, sagte Antinous mit einem dünnen, hinterhältigen Lächeln. »Jeder weiß doch, daß die Bauern dauernd stehlen.«
    »Vielleicht ist es das.« Derdas’ Gesicht hellte sich auf, als wäre ihm eben eine Erleuchtung gekommen. »Vielleicht sollte Perdikkas, anstatt andere Könige zu beschuldigen, lieber in den Dörfern an der Grenze ein paar scharfe Fragen stellen.«
    Das schien jedes Problem zu lösen. Wunderbar. Philipp war inzwischen überzeugt, daß er hier seine Zeit verschwendete – diese Bauerntrampel machten sich ja nur lustig über ihn –, aber er fühlte sich verpflichtet, es noch ein letztes Mal zu versuchen.
    »Mein König, kein Herrscher kann alles wissen oder überwachen, was in seinem Reich geschieht«, begann er und versuchte, seine Wut zu unterdrücken. »König Perdikkas weiß das und ist bereit, über das Geschehene hinwegzusehen, vorausgesetzt, er erhält von dir die Zusicherung, daß diese Überfälle aufhören werden. Schreibe dem König in einem Brief, daß du nunmehr die Grenze respektieren und dafür sorgen wirst, daß deine Edelleute es ebenfalls tun. Ich reise morgen früh nach Pella ab. Laß mich dein Schreiben mitnehmen, wenn ich aufbreche.«
    Philipp verbeugte sich. Er wollte sich sofort zurückziehen, ohne dem Narren eine Gelegenheit zur Weigerungzu geben. Sollte er über die Sache nachdenken. Vielleicht hatte ja seine Schwester Einfluß auf ihn, und dann mußte man ihr die Zeit geben, ihn zu nutzen.
    »Ich werde auf deine Nachricht warten, mein König.«
    Aber es kam keine Nachricht von ihm. Am Abend wurde Philipp das Essen auf sein Zimmer gebracht, und er erfuhr, daß der König und seine Gefährten den Jahrestag einer berühmten Schlacht feierten und deshalb keine Fremden zum Festmahl zugelassen seien. Am nächsten Morgen versuchte er, Derdas in dessen Privatgemächern seine Aufwartung zu machen, man sagte ihm jedoch, daß der König unpäßlich sei und niemanden empfange. Kurz vor Mittag hatte Philipp schließlich genug. Er holte sein Pferd aus den Stallungen und verließ die Stadt.
    Diesmal gab es keine Patrouille mehr, die ihn beobachtete. Der Posten am Tor grüßte ihn nicht einmal, als er vorbeiritt. Jetzt wußten sie ja, warum er gekommen war, und vermutlich auch, daß seine Mission fehlgeschlagen war, er war für sie also nicht mehr von Interesse. Nach etwa vier Stunden Ritt war er ganz sicher, daß niemand ihm folgte.
    Sein Nachtlager schlug er in einem elimiotischen Schafzüchterdorf in der Nähe der Grenze auf, und anscheinend merkten auch die Bewohner, daß er nicht beobachtet wurde, denn der Empfang war ganz anders als zwei Tage zuvor. Der Dorfvorsteher lud ihn ein, in seiner Hütte zu schlafen, und nachdem Philipp zwei Schafe gekauft hatte, mit denen er das ganze Dorf bewirten konnte, feierten sie seine Ankunft mit Bier und Honigkuchen.
    Philipp und der Dorfvorsteher tranken noch lang miteinander in die Nacht hinein. Die Frau des Vorstehers war bereits seit fünf Jahren tot, und seine Kinder waren alle erwachsen, er war deshalb froh über die Gesellschaft. Und das Bier hatte ihn ein wenig sorglos gemacht, oder er hielt seinen Gast einfach nur für vertrauenswürdig,denn es dauerte nicht lange, bis Philipp merkte, daß der Mann ihn mit zusammengekniffenen, forschenden Augen von der Seite ansah.
    »Warst du in der großen Stadt?« fragte der Vorsteher. Als Philipp nickte, nickte auch er, als wäre alles Weitere selbstverständlich. »Und warst du dort, um den König zu sehen?«
    Plötzlich hatte Philipp das Gefühl, hier etwas Nützliches erfahren zu können. Der Mann brauchte nur ein wenig Ermutigung. Deshalb nickte er noch einmal.
    »Ja«, seufzte er. »Ich war dort, um den König zu sehen, auch wenn es mir wenig genützt hat.«
    »Warst du dort, um ihn um einen Gefallen zu bitten?« Denn warum sonst sollte ein Fremder eine so weite Reise auf sich nehmen?
    »Ich war dort, weil der große König in Pella mich darum gebeten hat. König Derdas hat die Dörfer auf der anderen Seite des Berges überfallen, und ich wurde zu ihm geschickt, um ihn zu überreden, damit aufzuhören. Aber ich hatte keinen Erfolg.«
    »Wird es dann Krieg geben?«
    Er fragte mehr aus Neugier denn aus Angst, denn

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