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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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den Sommer und den Winter, um sie auszubilden, und ich kann die Elimioten zertreten wie einen morschen Ast.«
    Die beiden Männer sahen sich eine Weile an, als versuchte jeder, hinter die Beweggründe des anderen zu kommen. In ihren Köpfen lauerten unzählige kleine Zweifel und Befürchtungen, die sich seit ihrer gemeinsamen Kindheit angestaut hatten. War Perdikkas zu schwach, um diese Gelegenheit beim Schopf zu packen? Wollte Philipp seinen Ruhm vor der Welt nur noch vergrößern?
    Schließlich trank Perdikkas den lange aufgeschobenen Schluck aus seiner Schale; er legte dabei den Kopf zurück, und es sah aus, als spülte er sich den Mund mit dem Wein.
    »Also gut, du sollst deine tausend Mann haben und den Sommer und den Winter, um sie auszubilden. Und falls du nach dieser Zeit ein Wunder an ihnen vollbracht hast, darfst du sie nach Elimeia führen. Aber falls nicht, werden sie nach Norden gehen, um dort meine Garnisonen zu verstärken. Und du wirst mit ihnen gehen.«
    Mehr wollte Philipp gar nicht hören. Als er schon an der Tür des Schlafzimmers seines Bruders war, stellte Perdikkas ihm eine letzte Frage.
    »Sag mir, Philipp, wenn du Derdas besiegst, wirst du dann seinen Platz einnehmen und Herrscher der Elimioten werden?«
    »Nein, Bruder.« Philipp zwang sich zu einem Lächeln. »Ich werde den Platz einnehmen, den du mir zuzuweisen beliebst, und du wirst der Herrscher sein.«

25
     
     
    PERDIKKAS HIELT PHILIPP für verrückt, als der von ihm Rüstungen und Waffen für siebenhundert Fußsoldaten verlangte. »Derdas hat fast dreihundert Reiter! Was willst du denn da oben in den Bergen mit einem Haufen Fußsoldaten anfangen?«
    »Erstens ist das Gebirge für die Reiterei ungünstiges Gelände, ich bin also im Vorteil. Und zweitens werden meine Fußsoldaten, wenn ich mit ihnen fertig bin, kein Haufen mehr sein, sondern eine Armee. Der größte Teil der thebanischen Armee besteht aus Fußsoldaten.«
    »Schon, aber die Thebaner haben ja kaum eine andere Wahl. Die griechischen Pferde sind doch kaum größer als Hunde.«
    »Warum haben wir dann soviel Angst davor, gegen sie ins Feld zu ziehen?«
    Perdikkas stolzierte beleidigt davon, aber die Schmiede erhielten den Auftrag, Speere und Brustpanzer herzustellen. Und da die Garnison in Pella leicht hundert Reiter für die neue Armee abstellen konnte, mußte Philipp nur noch seine Fußsoldaten rekrutieren.
    Um die zu finden, richtete er sein Augenmerk auf die Berge im Westen, den Landstrich, den die Elimioten plünderten. Er brauchte Männer, deren Mut durch das Wissen gestärkt wurde, daß sie ihre Heimat verteidigten.
    Einen Monat lang ritt Philipp durch den schmalen Streifen Tiefland entlang dem Fluß Haliakmon und besuchte viele Dörfer, die von den elimiotischen Reitern verwüstet und ausgeplündert worden waren. Er hätte Männer zum Dienst pressen können, aber er tat es nicht. Das war auch nicht nötig. Es gab genügend Schäfer, denen die Herden gestohlen worden waren und die nicht wußten, wie sie den Winter überleben sollten. Denen bot Philipp Sold in Athener Drachmen und Gelegenheit zur Rache an.
    Es war immer ein Ereignis, wenn Prinz Philipp mit einer kleinen Eskorte von nur zwei oder drei Reitern vor ein paar Lehmhütten auftauchte. Er kaufte dann immer Bier und Schafe und bewirtete damit jeden Dorfbewohner, von denen viele seit einem Jahr kein Fleisch mehr gekostet hatten. So ließ er sie alle in den Genuß der Großzügigkeit des Königs kommen.
    Philipp hatte die Gabe, sich beliebt zu machen. Obwohl er als Prinz aus königlichem Haus in seinem Verhalten der Ehrfurcht verpflichtet war, die das einfache Volk den Söhnen der Argeaden entgegenbrachte, machte er doch nie den Eindruck, als halte er sich für etwas Besseres. Er scherzte mit den Jugendlichen, sogar mit den Kindern, und er beratschlagte sich mit den Ältesten, wobei er kaum sprach, sondern zuhörte, wie Kinder ihren Vätern zuhören.
    Wenn dann am Abend die Bäuche der Männer gefüllt waren und ihre Herzen sich freuten, stand er neben den Überresten des Feuers auf, dessen rötlichgelber Schein sein Gesicht umspielte, so daß er nicht aussah wie ein Mann, sondern wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit, und begann langsam und beinahe schüchtern mit der Stimme eines Nachbarn und Freundes zu reden.
    »Keinen halben Tagesritt von hier im Westen«, sagte er dann und deutete in die Richtung der untergehenden Sonne, »liegt eine Ansammlung verbrannter Häuser, in denen niemand je wieder leben wird.

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