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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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Säulengang, doch allmählich füllte sich der Raum hinter ihm mit Männern. Im Gegensatz zum König trugen sie alle Helme, und viele von ihnen hatten Speere in den Händen.
    Die Menge verstummte und wich zu den Rändern des Weges zurück, um Platz zu schaffen für den König und seine Soldaten, die nun, zum Zeichen der Läuterung, ins Zentrum der Stadt und zum Tempel des Herakles marschieren würden.
    In diesem Augenblick, Sekunden bevor die Armee der Makedonier mit ihrer feierlichen Prozession begann, drehte Philipp sich zufällig um und bemerkte Pausanias, der etwas abseits bei einer Gruppe Athener Händler stand.
    Da er selbst Sohn und Enkel von Königen war, wäre sein rechtmäßiger Platz eigentlich bei den anderen tapferen Edlen gewesen, den königlichen Gefährten, die sich jetzt hinter Alexandros aufstellten und von nun an im Krieg und in der Ratsversammlung an seiner Seite sein würden. Es war seltsam, Pausanias dort unter Fremden zu sehen, als wäre er einer von ihnen und nicht Mitglied des Königshauses.
    Aber Pausanias sah im Augenblick ganz und gar nicht aus wie ein Argeade. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen, sein Blick huschte nervös hin und her. Es sah fast so aus, als wartete er nur auf eine günstige Gelegenheit zur Flucht.
    »Was macht der denn da drüben?« fragte Perdikkas, und es klang, als fühlte er sich persönlich beleidigt.
    »Vielleicht hatte er Angst vor dem, was ihm drinnen hätte passieren können«, erwiderte Arrhidaios. »Vielleicht hatte er Angst, daß Alexandros ihn in seiner ersten Amtshandlung als König zum Tode verurteilt.«
    Philipp schwieg, denn Pausanias hatte bemerkt, daß man ihn beobachtete, und er sah aus, als versuchte er sich daran zu erinnern, wo er die Jungen schon einmal gesehen hatte. Als sein Blick auf Philipp fiel, schien er es tatsächlich mit der Angst zu bekommen – sein Gesicht verdüsterte sich und er runzelte die Stirn, als hätte man ihn bei etwas Unanständigem ertappt. Dann drehte er sich um und war Augenblicke später in der Menge verschwunden.
    Perdikkas hatte sowieso bereits das Interesse an ihm verloren.
    »Da kommen sie!« rief er, als der neue König mit seiner Armee im Gefolge aus dem Schatten des Torbogenstrat. »Ehre dem König von Makedonien. Ehre dem Haus der Argeaden!« Und dabei winkte er in erregter Verzückung.
    Doch Alexandros warf seinem jüngeren Bruder im Vorbeigehen nur einen stummen Blick zu, einen vernichtenden Blick voller Verachtung.
     
    König Amyntas’ Leiche war dem Feuer übergeben worden, und seine Gebeine hatte man gewaschen und in Gold und Purpur gekleidet, um sie so bei seinen Vorfahren in Aigai zur letzten Ruhe zu betten. Am darauffolgenden Tag sollten die Bestattungsspiele stattfinden.
    Eurydike verfolgte die Spiele von ihrer Loge aus, die unter einem Baldachin auf einem sanft ansteigenden Hang am Ostende des Spielfelds errichtet worden war. Es war ein Ehrenplatz, den niemand ihr streitig machte, denn sie war die Mutter des neuen Königs, und ihre Söhne bildeten nun die absteigende Hauptlinie des Geschlechts.
    Sie war nahezu die einzige Frau im Publikum, denn die Spiele waren kein öffentliches Ereignis, und sowohl Zuschauer wie Teilnehmer stammten ausschließlich aus der Familie des toten Königs und dem Hofstaat. All die tapferen Edlen waren anwesend, und alle waren begierig danach, ihre Kraft und Geschicklichkeit beim Ringen, beim Reiten oder mit dem Diskus zu beweisen. Alexandros selbst würde an den Laufwettbewerben teilnehmen. Und von Eurydike, als Amyntas’ Witwe und Mutter seines Nachfolgers, wurde erwartet, daß sie den Gewinnern Geschenke und Siegestrophäen überreichte.
    Im Augenblick maßen sich etwa ein Dutzend der Edlen im Speerwerfen. Ptolemaios war unter ihnen. Was für ein Vergnügen würde es ihr bereiten, ihm den Lorbeerkranz aufs Haupt zu setzen. Was für ein großartiger Augenblick wäre das: Hier ist mein Liebhaber, der Stärkste der Starken!
    Aber sie wußte, daß ihr das versagt bleiben würde, denn die Auszeichnungen des Tages, die eigentlich ihm zustanden, würden unweigerlich an jüngere Männer gehen, an halbe Jungen noch, an Bürschchen, für die die Zeit noch keine Schatten warf und für die sie allein aus diesem Grund beinahe Haß empfand.
    Vor Zorn wären ihr fast Tränen in die Augen gestiegen, hätte sie sich nicht abgewandt und so getan, als finde sie ihre Nachbarn im Publikum interessanter als die Wettkämpfer.
    Alexandros stand am Spielfeldrand, umringt von einer

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