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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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hielt. »Ich weiß es.«
    »Ein schneller Stoß, unter den Rippen hindurch insHerz. Er wird nicht bewaffnet sein. Er wird es nicht erwarten. Und du wirst ihn töten, bevor er Gelegenheit hat, sich zu verteidigen.«
    »Ja.«
    »Hast du geübt? Bist du bereit?«
    »Ja.«
    Mit einem Lächeln gab Ptolemaios Praxis das Schwert in die Hand und strich ihm über die Haare. Sie waren allein in einem der Schwitzhäuser in der Garnison der königlichen Leibwache, zu der sie beide gehörten. Zwei Männer, nackt und allein, zwei Schattenrisse in einer Dampfwolke, die so dicht war, daß sie sogar ihre Stimmen dämpfte.
    »Du haßt Alexandros, oder? Ja, ich weiß, daß du ihn haßt.«
    Während er die Finger am glatten Hals des Jungen hinabgleiten ließ, dachte er, daß niemand diesem Grünschnabel einen Mord zutrauen würde. Und doch war Praxis bösartig wie eine läufige Hündin und ebenso gefährlich. Außerdem war er wie berauscht von Liebe und Heimtücke, die nichts anderes ist als verdorbene Liebe.
    »Nun, jetzt wirst du deine Rache bekommen. Und danach werde ich dich beschützen. Wenn der König tot ist, werde ich die ganze Macht haben, und ich werde sie benutzen, um dich zu decken. Ich werde dich über alle anderen Männer erheben.«
    Ptolemaios mußte nur an Praxis’ Körper hinunterschauen, um zu sehen, wie sehr ihn dieser Gedanke erregte. Er nahm den Jungen in den Arm und streichelte ihm Rücken und Schultern.
    »Niemand wird es je wieder wagen, dich zu verhöhnen«, flüsterte er. »Man wird dich fürchten und dich beneiden. Denn du wirst der Mann sein, der den König getötet hat.«
    Praxis küßte ihn mit all dem Feuer seiner unterwürfigen Lust, und Ptolemaios ließ ihn gewähren und erwiderte den Kuß. Warum soll dieser Narr nicht auch einenAugenblick der Freude genießen, dachte er. Dieses hechelnde Hündchen glaubt, daß es mich liebt. Dabei gehört sein Herz allein Alexandros, er weiß es nur nicht. Und morgen werde ich sie beide los sein.

12
     
     
    ALEXANDROS HATTE VERKÜNDET, er werde Spiele abhalten, um den Vertrag mit Theben zu feiern, den er immer mehr als seinen persönlichen Triumph betrachtete. Makedonien würde mächtiger werden, weil es jetzt die Freundschaft des Böotischen Bundes und seines großen Führers Pelopidas genoß. Jede Erwähnung der Geiseln wurde taktvoll vermieden.
    Der König betrachtete seinen jüngsten Bruder weiter hartnäckig als Kind und erlaubte ihm nicht, an den Wettkämpfen teilzunehmen, nicht einmal bei den Pferderennen, die er, wie jeder wußte, leicht hätte gewinnen können. Perdikkas dagegen war schon fast ein Mann und außerdem der Thronerbe. Ihm blieb nichts anderes übrig als mitzumachen: So wurde er beim Speerwerfen letzter und stürzte später im zweiten Rennen vom Pferd und verletzte sich. Er ging nach Hause, um sich seine Demütigung in den Bädern aus dem Leib zu schwitzen, und beklagte sich darüber, daß Alexandros ihm noch weniger Achtung entgegenbringe als Philipp. Ptolemaios’ Sohn, das Kind seiner ersten Frau, nahm zum erstenmal teil und wurde im Speerwerfen mit der Waffe seines Vaters vierter. Jeder sagte, er habe sich sehr gut geschlagen, aber Ptolemaios war ein Mensch, dem zu schmeicheln alle Welt sich bemühte.
    Kaum jemand bemerkte Praxis, obwohl später davon gesprochen wurde, daß er den ganzen Tag ein Schwertgetragen, aber damit an keinem einzigen Wettkampf teilgenommen habe.
    Alexandros zeigte großartige Leistungen. Er gewann sowohl den Laufwettbewerb wie das Pferderennen; einige behaupteten, er hätte Philipp nur ausgeschlossen, weil er fürchtete, gegen seinen jüngsten Bruder zu verlieren. Beim Ringen wurde er Dritter. Jemand erinnerte sich später, Alexandros hätte gesagt, es sei der schönste Tag seines Lebens gewesen.
    Bei dieser Gelegenheit hielt der König sich an den alten Brauch und gestattete weder Frauen noch Ausländern den Zutritt. Im Grunde genommen waren die Spiele für jeden freien Mann von makedonischer Geburt offen, doch es nahmen nur Mitglieder des Hofes daran teil. Man war unter Freunden, der Wein floß reichlich. Sogar die Stallburschen tranken. Mitten am Tag fiel einer von ihnen von einem Pferd, das er zum Stall zurückbringen, trockenreiben und füttern sollte. Er stürzte zu Boden und war tot, so als hätte sein Herz vor Schreck aufgehört zu schlagen. Doch trotz dieses schlechten Omens gingen die Spiele weiter.
    Wenn Philipp schon nicht teilnehmen konnte, so konnte er wenigstens zusehen. Obwohl er wußte, daß

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