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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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Jagd heute erfolgreich?«
    Etwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. Er ließ sich Zeit mit der Antwort.
    »Es ging so.«
    »Dann bist du vielleicht müde vom Reiten.«
    »Man hat dir von der Sache mit dem Pferd erzählt.«
    »Überrascht dich das?«
    »Nichts, was mit dir zu tun hat, kann mich mehr überraschen«, log er und mußte sich eingestehen, daß die offensichtliche Wirkungslosigkeit seiner Beleidigung ihn ärgerte. Eurydike schien sie kaum gehört zu haben.
    »Ich würde dir raten, nicht leichtfertig mit Philipps Pferd umzuspringen«, war alles, was sie sagte.
    »Philipp ist weit weg«, kam die Antwort aus seinem Mund, bevor er etwas dagegen unternehmen konnte. Warum klang seine Stimme nur so, als hätte er Angst? »Er wird sehr lange in Theben bleiben, und deshalb wird es für ihn wohl keine große Rolle spielen, was ich mit seinem Pferd mache.«
    »Alles, was mit dir zu tun hat, spielt für ihn eine sehr große Rolle, und die Entfernung bringt dir keine Sicherheit. Aber ich habe nicht an Philipp gedacht. Glaub nur nicht, daß ich die Absicht habe, die Rechte meines Sohnes zu verteidigen.«
    Sie stand ziemlich genau in der Mitte des winzigen Schlafzimmers, und zwar leicht abgewandt, so daß er von ihrem Gesicht nur wenig erkennen konnte. Wer wußte schon, was sie für ihren Sohn empfand, den sie haßte, wie sie sagte, und der doch ihr Fleisch und Blut war, mit dem sie also eine Vertrautheit verband, die oft wichtiger sein kann als Liebe?
    »Was soll ich dann glauben?«
    Sie drehte den Kopf, als wollte sie ihn über die Schulter hinweg ansehen, und er wußte sofort, er würde diesen Ausdruck in ihrem Gesicht nie vergessen. Sie hatte Angst, aber nicht so wie sonst. Es war, als könnte sie in die Zukunft sehen wie durch ein Fenster. Eine eigentümliche Ehrfurcht stand ihr neben der Angst ins Gesicht geschrieben, und die machte den Anblick schrecklich.
    »Wahrscheinlich nichts«, sagte sie schließlich. »Glaub’ einfach, daß ich, selbstsüchtig wie ich bin, dein Leben erhalten möchte. Halt dich von Philipps Pferd fern. So wie du dich davor fürchtest, ihm in die Hände zu fallen, so fürchte auch sein Pferd, Begreife endlich, mein Gatte, daß es Grenzen gibt, die auch du nicht übertreten kannst, ohne dich in Gefahr zu begeben. Wenn du versuchst, mit Philipp dein Spiel zu treiben, wird er dich vernichten.«
    »Ich hatte den Eindruck, wir reden über ein Pferd.«
    Ptolemaios hob die Schale vom Boden auf und trank sie aus. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er zog es vor, das seiner Verärgerung zuzuschreiben.
    »Bist du so blind, daß du nicht erkennst, daß beide Teile eines Ganzen sind? Die Götter haben dir das Werkzeug gezeigt, mit dem sie dich vernichten wollen, siehst du das denn nicht?«
    Als sie nach einer Weile weitersprach, schwang eine gewisse Erschöpfung in ihrer Stimme mit. »Ich bin ein böses Weib, und die Götter werden mich dafür bestrafen«, sagte sie. »Sie bestrafen mich bereits jetzt, mit jeder Stunde meines Lebens. Und trotzdem steht mir das Schlimmste noch bevor.«
     
    Beim Festmahl an diesem Abend wollte der Regent zum Trost alte Freunde um sich haben, und er lud deshalb Lukios ein, dessen Gesellschaft er ansonsten nur wenige Minuten lang ertrug. Lukios redete über nichts anderes als über seine Pferde und sein Essen, und seit dem Tod seiner Frau im Jahr zuvor verloren sich auch diese Themen sehr schnell in ausgedehntem, weinfeuchtem Schweigen, zu dem er immer stärker neigte. Aber wenigstens konnte man Lukios zugute halten, daß er weder Talent noch Ehrgeiz besaß und deshalb ein vollkommen ungefährlicher Gesellschafter war. Außerdem kannten die beiden sich schon seit der Kindheit.
    Etwa nach der Hälfte des Abends merkte Ptolemaios, daß er zuviel trank, denn er hatte sich dabei ertappt, wie er vor Lukios mit seinem Erfolg bei Philipps Hengst prahlte.
    »Wir trauen den Pferden zuviel zu«, hörte er sich sagen. »Jeder plappert einen Haufen Unsinn über ihren Mut und ihr Feuer, so als würde ihnen der Rauch aus den Nüstern quellen, aber ich kann dir sagen, ich habe Frauen gekannt, die hatten mehr Feuer, als ein Pferd es jehaben kann. Dieser schwarze Dämon von meinem Stiefsohn ist schon ein großartiges Pferd, aber ich habe ihm an nur einem Nachmittag den Willen gebrochen. Ich denke, ich richte ihn mir zur Jagd ab, ich glaube nämlich nicht, daß er genug Mumm hat, um ein anständiges Schlachtroß abzugeben.«
    »Was du über Frauen sagst, ist weise und wahr«, antwortete

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