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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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Der Lärm von etwa hundert verschiedenen Unterhaltungen übertönte die Musik, so daß die Tänzerinnen sich zu einem inneren Rhythmus zu bewegen schienen, den nur sie hören konnten. Sogar im Hauptsaal, der, wenn er leer war, sicherlich riesig wirkte, war die feuchte Hitze so vieler Leiber überwältigend, und in der Luft hing schwer der Geruch von Wein. Der Tisch des Gastgebers stand am hinteren Ende des Saals, und Philipp brauchte eine Weile, bis er ihn entdeckt hatte. Pammenes saß dort neben einem feisten, ältlichen Lebemann, dessen Haar und Bart von einer unnatürlich silbernen Tönung und sehr kunstvoll gelockt waren. Es war vermutlich der Gastgeber. Doch Pammenes hatte sich dem rechts von ihm Sitzenden zugewandt, einem Mann mittleren Alters, dessen Kleidung und Aussehen man deutlich anmerkte, daß er nicht auffallen wollte.
    »Ist er das?«
    Als Philipp nickte, grinste Aristoteles befriedigt. »Hab’ ich mir schon gedacht. Der da neben ihm, der aussieht wie eine verhätschelte alte Katze, das ist Aristodemos. Und der auf seiner anderen Seite, das ist Anytos, ein Mitglied des Rates der Fünfhundert – ein mächtiger Mann, obwohl er nur ein Schreiner ist. Wie ich sehe, sind wir gezwungen, für uns selbst zu sorgen, weil am Ehrentisch keine Plätze mehr frei sind. Ist mir auch recht. Ich habe vor, für eine Nacht zu vergessen, daß ich Philosoph bin, und mich sinnlos zu betrinken.«
    »Ob da jemand den Unterschied merkt?«
    Aristoteles schien die Bemerkung nicht sonderlich witzig zu finden.
    Nach etwa einer Stunde begann Philipp sich zu wünschen, er wäre im Gasthof geblieben und hätte mit Brot und Zwiebeln vorliebgenommen. Er mochte den Lärm nicht, und der Mann, der neben ihm saß, schien sich einen Spaß daraus zu machen, immer wieder seinen Kelch umzustoßen und seine Nachbarn mit Wein zu bekleckern.
    Wenn ich jetzt gehe, wird mir das keiner übelnehmen, dachte er. Aristoteles kennt sich in der Stadt viel besser aus als ich, er braucht mich nicht als Führer. Und Pammenes ist zu beschäftigt, um mich überhaupt zu bemerken. Dieses Festmahl gefällt mir nicht. Es wäre besser, wenn ich in meinem Bett liegen und schlafen würde.
    Eigentlich war es ganz einfach. Er brauchte nur vom Tisch aufzustehen und zu gehen – falls es überhaupt jemand bemerkte, dachte der wahrscheinlich, er müsse seine Blase entleeren. Er wich Dienern aus, die tropfende Krüge aus den Kellern hochschleppten und schob sich durch die Menge, die aus unerfindlichen Gründen den Vorraum verstopfte wie welke Blätter einen Rinnstein. Als er dann auf den Stufen vor dem Haus stand, war der erste Atemzug, einfach nur weil die Luft nicht mehr nach Wein und Menschenschweiß stank, kalt und frisch wie Schneeluft. Die Dunkelheit lockte.
    »Gehst du schon nach Hause, Philipp. Oder rufen die Hurenhäuser?«
    Philipp, der Prinz von Makedonien, ließ sich seine Überraschung nicht so leicht anmerken, doch der Klang dieser Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien, ließ ihn erstarren, und er versuchte fieberhaft, sich zu erinnern…
    »Arrhidaios? Bist du das? Bist es wirklich du?«
    Etwas bewegte sich im Schatten des gegenüberliegenden Gebäudes. – Philipp war sich nicht sicher, ob er es sah oder nur spürte. Dann wuchs aus dem Schatten der Saum eines Umhangs. Und dann ein Mann.
    Es war sein Halbbruder, und der lächelte ihn ein wenig wehmütig an.
    Philipp lachte und lief die Treppen hinunter, um ihn zu umarmen und auf die Wangen zu küssen. Bald lachten sie beide.
    »Woher hast du denn gewußt, wo du mich findest?« fragte er in einer Mischung aus Überraschung und Freude.
    »Ich hab’s gar nicht gewußt.« Arrhidaios nahm Philipps Kinnbart in beide Hände und zog spielerisch daran. »Ich habe nicht einmal gewußt, daß du in Athen bist, aber früher oder später kommt jeder ins Haus des Aristodemos. Es war deshalb unausweichlich…«
    Eine zweite Gestalt trat aus dem Schatten, ein großer, dünner junger Mann von etwa zwanzig Jahren. Sein harter, etwas verkniffener Mund schien eine gewisse belustigte Verachtung auszudrücken, als sehe er sich erhaben über die Bande des Blutes. Einige Sekunden lang ließ er wie abwesend den Blick schweifen, doch dann starrte er Philipp an, gegen den er augenblicklich Abneigung zu empfinden schien. Man hätte meinen können, er sei eifersüchtig.
    »Ach ja.« Arrhidaios trat einen Schritt zurück. Er sah verlegen drein. »Philipp, das ist Demosthenes, dessen Worte einem auf der Zunge zergehen wie Honig,

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