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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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inzwischen an mehreren Stellen aufgeplatzt und blutete heftig. Aber er würde noch einige Zeit auf sich selbst gestellt sein. Er musste dem Lorvaner und seiner Segelkunst vertrauen. Nottr würde noch etliche Minuten brauchen, bis die Kurnis längsseits kam.
    Das war der Augenblick, in dem der hünenhafte Sasge das letzte der aneinandergebundenen Boote erreichte. Er krallte seine Finger in die groben Planken und klammerte sich am Rumpf des Bootes fest. So ließ er sich eine kurze Zeit mitschleppen und sammelte neue Kraft.
    Mythor war klar, dass es zu einem Kampf kommen würde. Wahrscheinlich aber würde dieser Kampf nicht mit den Kämpfen vergleichbar sein, die er in der letzten Stunde mit den anderen drei Sasgen geführt hatte. Der Gegner, mit dem er es jetzt zu tun hatte, war seinen Stammesbrüdern weit überlegen.
    Inzwischen hatte die Kurnis ihr Wendemanöver beendet. Nottr nahm Kurs auf das erste Ruderboot. Sadagar stand an der Reling. In der Hand hielt er ein zusammengerolltes Tau. Im richtigen Augenblick würde er es Mythor zuwerfen.
    Mythors Verfolger, der noch immer am letzten der Boote hing, schnellte plötzlich wie ein Delphin aus dem Wasser und packte den oberen Bootsrand. Es gelang ihm, sich hochzuziehen. Dann ließ er sich in das Innere des Bootes fallen.
    Dem Mann war keine Erschöpfung anzusehen. Sofort war er wieder auf den Beinen. Er ergriff das Schwert, das er zwischen den Zähnen gehalten hatte, und wischte sich mit einer Handbewegung das Meerwasser aus dem dichten Bart. Über die dazwischen liegenden Boote hinweg starrte er auf den Mann, der ihn überlistet hatte.
    Die Lippen des Hünen waren fest aufeinandergepresst. Sie wirkten blutleer und glichen einem schmalen Strich. Ein harter, grausamer Zug lag um seinen Mund. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, im Schatten dunkler und buschiger Augenbrauen.
    Mit einem Seitenblick streifte der Sasge die Kurnis, die in einem spitzen Winkel auf die Ruderboote zuhielt. Er schätzte ab, wie lange das Schiff noch brauchen würde, und rechnete sich seine Chancen aus. Dann ging er zum Angriff über.
    Er lief über die hölzernen Ruderbänke zum vorderen Teil des Bootes. Dort stellte er sich auf den Bug, stieß sich ab und sprang auf das nächste Boot. Dabei hielt er sein kurzes Krummschwert fest in der Hand und ließ Mythor nicht aus den Augen.
    Mythor unterbrach sein Rudern nicht. Er bemühte sich noch, einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die Pfahlstadt zu bringen, um anderen Sasgen die Verfolgung zu verleiden. Erst im letzten Augenblick, als der Hüne schon sein Boot erreicht hatte, zog Mythor die Ruder ein. Er erhob sich, stellte sich auf die Ruderbank und zog Alton aus dem Gürtel.
    Nur drei Schritte voneinander entfernt standen sich die beiden Männer mit gezogenen Waffen gegenüber. Sie standen breitbeinig, ihre Körper federten leicht hin und her, um das Schwanken des Bootes auszugleichen. Sie musterten sich lange und ausgiebig.
    Aus der Richtung, in der Urguth lag, scholl Jubelgeschrei aus vielen sasgischen Kehlen. Die Krieger hatten beobachtet, dass einer von ihnen die entführten Boote eingeholt hatte. Jetzt glaubten sie, dem Sieg nahe zu sein.
    »Wenn du darum bittest«, begann schließlich der Hüne, »werde ich dein Leben schonen.« Er sprach mit rauer und harter Stimme.
    Mythor lächelte knapp. »Das gleiche gilt auch für dich«, erwiderte er.
    Der Sasge deutete mit der Spitze seines Krummschwerts auf Mythors linke Hand. Es war die Hand, die sich Mythor in der Fischerhütte verbrannt und beim Rudern wund gescheuert hatte.
    »Du bist verwundet«, stellte der Sasge fest. »Du kannst gegen mich nie bestehen!«
    Mythor hatte seine Verletzung vollkommen vergessen. Er hatte sich ganz auf seinen Gegner konzentriert. Erst jetzt erinnerte er sich wieder an seine schmerzende Hand.
    Mythor hob die gesunde Rechte, die den Griff des Gläsernen Schwertes umklammert hielt. »Das ist die Hand, mit der ich kämpfe«, sagte er lächelnd.
    Der Sasge spannte den Mund und biss sich leicht auf die Unterlippe. Schließlich nickte er. »Gut, du hast es so gewollt«, sagte der Sasge. »Dann wird dich Keltur, der Fürst der Sasgen, vernichten.«
    Der Hüne hatte das letzte der Worte noch nicht gänzlich ausgesprochen, als er plötzlich, geschmeidig wie eine Raubkatze, nach vorn schnellte. Sein Krummschwert beschrieb einen Bogen in der Luft, drehte sich in seiner Hand, und die scharf geschliffene Schneide stieß auf Mythors Hals zu.
    Mythor hatte das kurze

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