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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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den Griff des Gläsernen Schwertes.
    Nur wenig Licht drang von den vereinzelt aufgestellten Fackeln bis in diese Gasse. Die Schatten vollführten einen wilden Tanz auf den bleichen Knochenwänden der Fischerhütten. In dem unsicheren Licht musterte Mythor die Männer. Er wunderte sich darüber, dass sie zwar mit Schwertern und Dolchen bewaffnet waren, die Waffen aber nicht aus den Gürteln zogen. Aus diesem Grund ließ er Alton ebenfalls in der Gürtelschlaufe stecken.
    Von neuem griffen die Männer an. Doch auch diesmal gingen sie nur mit den bloßen Fäusten auf ihn los. Allerdings verstanden sie zu kämpfen. Wie ein Hagelschauer prasselten die Schläge auf Mythor ein.
    Es gelang Mythor kaum, die Schläge abzuwehren. Von allen Seiten hieben die Angreifer auf ihn ein. Mit kurzen, knappen Schlägen versuchten sie seine Deckung zu durchbrechen und ihn am Kopf zu treffen. Ihre Gesichter waren verzerrt, ihr Atem ging pfeifend. Vor den Mündern kondensierte ihr Atem zu einer weißen Wolke.
    Mit einem plötzlichen Vorstoß gelang es Mythor schließlich, einen weiteren Angreifer so hart zu treffen, dass der Mann rücklings über das niedrige Knochengeländer des Steges stürzte und ins Meer der Spinnen fiel. Erschrocken und verängstigt wichen die restlichen beiden Männer einige Schritte zurück, doch diesmal wollte Mythor ihnen keine Kampfpause gönnen. Er sprang vor, um anzugreifen.
    »Er kämpft wie ein Dämon«, murmelte einer der Angreifer atemlos. Zu sechst hatten sie einen einzelnen Mann aus dem Hinterhalt angefallen, jetzt waren sie nur noch zu zweit. Sie hatten kein leichtes Spiel.
    »Kein Dämon, nur ein guter Kämpfer«, meldete sich eine Stimme hinter Mythor.
    Mythor wirbelte herum. Drei weitere Männer waren aus der Dunkelheit aufgetaucht. Oder hatten sich die Angreifer, die Mythor gleich zu Beginn des Kampfes niedergeschlagen hatte, schon wieder erholt?
    Mythor hatte keine Zeit, über diese Frage nachzudenken. Ein seltsamer schwarzer Schatten löste sich aus der Hand eines der Männer. Der Schatten breitete sich aus und flog auf Mythor zu. Der schlug mit der Faust gegen den Schatten, um ihn abzuwehren, aber er traf nur etwas Weiches, was sofort nachgab und sich um seinen Arm schlang. Gleichzeitig erreichte der Schatten seinen übrigen Körper und hüllte ihn ein.
    Sobald sich der Schatten um Mythor gelegt hatte, nahm er an Festigkeit zu. Er presste Mythors Arme an den Leib und schnürte seinen Körper fest zusammen. Mit einem Triumphgeschrei stürmten die Angreifer auf Mythor ein. Er war unfähig, sich zu bewegen. Das Fischernetz, in dem er sich gefangen hatte, war unzerreißbar. Mit jeder heftigen Bewegung zogen sich die Maschen enger zusammen.
    Die Angreifer schlugen Mythor gegen die Beine und stießen ihn um. Ohne sich mit den gebundenen Händen abstützen zu können, schlug er hart auf die Knochenplatten des Steges. Ein brennender Schmerz durchzog seine Schulter. Vor seinen Augen tanzten zahllose winzige Sterne.
    Obwohl Mythor nun wehrlos und zu jeder Bewegung unfähig war, schlugen die Angreifer weiter auf ihn ein. Den Ärger und die Wut über ihre anfängliche Niederlage ließen sie nun an ihrem Gefangenen aus.
    Noch einmal versuchte Mythor sich aufzubäumen, dann traf ihn die Faust eines Angreifers mit voller Wucht seitlich am Kopf. Ein gleißender Blitz explodierte in seinem Kopf und raubte ihm die Sinne. Er versank in einem wirbelnden Strudel und hatte auf einmal das Gefühl zu schweben. Er spürte nicht mehr, dass die Männer seinen wehrlosen Körper weiter mit Tritten und Schlägen traktierten.
    *
    Tausende von Mammuts tauchten am Horizont auf und ließen die Erde erzittern. Die Herde jagte über die Ebene und stampfte alles nieder, was sich ihr in den Weg stellte.
    Sie hinterließen eine Spur totaler Verwüstung. Der Boden bebte, in der Luft lag ein ohrenbetäubendes Dröhnen.
    Mythor wusste, dass die Mammuts auf ihn zujagten. Das Trommeln der stampfenden Beine raubte ihm fast die Besinnung. Er versuchte zu fliehen. Er richtete sich auf, öffnete mühsam die verklebten Augen, und ringsum war alles ruhig.
    Nirgendwo eine Bewegung, nirgendwo ein Mammut. Nur das schmerzhafte Dröhnen blieb. Es kam aus seinem eigenen Kopf. Mythor wusste wieder, was geschehen war.
    Das zarte Gesicht Kalathees beugte sich über Mythor. Ihr weißblondes, lockiges Haar fiel nach vorn und wallte über sein Gesicht. »Er kommt wieder zu sich«, sagte sie.
    Mythor starrte nach oben und sah weit über sich das kleine

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