Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
Vom Netzwerk:
Lorvaners sah. Es war nicht gut, die ohnehin gespannte Stimmung noch durch Spott aufzuheizen.
    »Nyrngor ist gefallen«, fuhr Elivara fort. »Ich darf mein Volk nicht im Stich lassen. Wie hoch der Preis auch immer ist, ich muss versuchen, Hilfe zu holen. Auch wenn es mein eigenes Leben kostet!«
    »Nichts überstürzen«, warnte Sadagar wieder schnell, dem die plötzliche Entschlossenheit gar nicht gefiel.
    »Elender Feigling!« stieß Nottr verächtlich hervor.
    Erbost richtete Sadagar seinen kleinen Körper auf und versuchte, einen stolzen Blick zustande zu bringen. »Feigling nennst du mich?« ereiferte er sich. »Beim Kleinen Nadomir, du weißt.«
    Der Steinmann wurde plötzlich unterbrochen. Die nur angelehnte Tür der Hütte des Ratschlags wurde aufgestoßen, und der Kopf eines Fischers erschien im Türrahmen. Er schaute sich in der Hütte um und schob dann eine flache Schüssel mit einer dampfenden Flüssigkeit herein.
    »Eine kleine Stärkung«, sagte er dabei. »Es ist das, was auch die Wache zu essen bekommt. Eine Spezialität der Pfahlstadt. Ich wünsche euch einen guten Appetit.«
    Der Kopf verschwand, die Tür schlug wieder zu, die Schüssel blieb zurück. Ein würziger Geruch erfüllte den Innenraum der Hütte.
    Genießerisch schnupperte Nottr. »Hm, riecht nicht schlecht«, stellte er fest. Er sprang auf und trug die Schüssel zum Feuer. Er hob das Gefäß an den Mund, schnupperte noch einmal und nahm dann einen tiefen Schluck. Befriedigt wischte er sich ein paar Tropfen aus dem Bart.
    »Schmeckt wirklich nicht schlecht«, lobte er.
    »Ob du für uns auch noch etwas übriglässt?« fragte Sadagar und hielt fordernd beide Hände ausgestreckt.
    »Natürlich«, erwiderte Nottr gereizt. »Zuerst die Frauen!« Er schob die Arme des Steinmanns zur Seite und kniete sich neben Kalathee. Mit einem liebevollen Lächeln bot er ihr die Schüssel an.
    Kalathee nahm ihm das Gefäß aus der Hand. Sie trank, ohne Nottr dabei anzusehen. Anschließend reichte sie die Schüssel an Sadagar weiter. Für den Lorvaner hatte sie keinen weiteren Blick.
    »So geht das«, spottete Sadagar. Als er den gereizten Blick Nottrs auffing, setzte er schnell die Schüssel an die Lippen und trank, als ob es das letzte sei, was er in diesem Leben tun durfte.
    Elivara winkte ab, als der Steinmann ihr schließlich das Gefäß weiterreichte. »Ich werde nicht eher wieder etwas essen, bis ich meine Mission, die mich hierhergeführt hat, erfüllt habe«, schwor sie und erhob sich.
    Auch Mythor winkte ab. Er war ebenfalls nicht in der Stimmung, in der er etwas hätte essen können. Alles schien festgefahren. So viele Aufgaben lagen noch vor ihm. So viele Dinge mussten noch erledigt werden. Die Zeit drängte, und er saß, gefangen und untätig, in einer Hütte, gefertigt aus den Gebeinen eines Mammuts.
    Seine Hand tastete zu seiner Hüfte. Automatisch fand sie den Griff des Gläsernen Schwertes und umschloss ihn. Warm schmiegte er sich in seine Handfläche, und das Gefühl von neuer Kraft und Stärke floss in seinen Körper. Es schien Mythor so, als ob er sich von außerhalb seines Körpers selbst beobachte.
    »Wir müssen es wagen«, hörte er sich sprechen.
    »Aber ohne mich«, lallte Nottr mit schwerer Zunge. Seine Knie wurden weich und gaben nach. Mit einem leisen Seufzer sank der Körper des Lorvaners in sich zusammen. Dicht neben dem Feuer blieb er liegen. Sein Mund öffnete sich, ein tiefes
    Schnarchen drang aus seiner Kehle.
    *
    »Gift?« fragte Elivara erschrocken und starrte Mythor an. »Glaubst du, die Fischer wollten uns vergiften?«
    Mythor zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht«, sagte er leise. »Aber jeder von ihnen hat von der Brühe getrunken.« Er deutete auf Kalathee, Nottr und Sadagar, die dicht nebeneinander auf dem Boden lagen. Sie schliefen so fest, als wären sie betäubt.
    »Nottr brach als erster zusammen. Er hat auch als erster getrunken. Danach Kalathee, zum Schluss Sadagar. In dieser Reihenfolge sind sie auch eingeschlafen. Nur wir beide wurden verschont. Aber wir haben auch nicht getrunken!«
    »Vielleicht hast du recht«, gab Elivara bitter zu. »Aber ihre List soll ihnen nichts nützen. Weder Jenersen noch irgendeine andere Gewalt kann mich daran hindern, Sklutur zu suchen und von ihm Hilfe für meine Stadt zu erbitten.« Ihre Augen schossen Blitze. »Du selbst hast gesagt, dass wir es wagen müssen. Willst du mit mir gehen?«
    Mythor überlegte kurz, schließlich nickte er. »Wir sind nur zu zweit, es wird

Weitere Kostenlose Bücher