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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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nach Norden. »Deshalb ist er verschwunden«, stellte er fest. »Er hat seine Aufgabe erfüllt.«
    Elivara drehte sich um. »Wir sind am Ziel«, sagte sie.
    Nur etwa zwei Bogenschüsse entfernt erhoben sich in einem weiten Knochental seltsame Bauwerke. Mythor wunderte sich, dass sie ihm erst jetzt auffielen. Ein magischer Schleier musste sie bisher verborgen haben.
    Ein übermannshoher Pfahlzaun umgab die Gebäude. Er war aus den Beinknochen gewaltiger Mammuts erbaut und wohl ursprünglich als Schutz gegen Tiere wie auch gegen eventuelle Feinde gedacht gewesen. Inzwischen aber war er an vielen Stellen zerfallen. Niemand hatte sich um seine Erhaltung gekümmert.
    Auch die Gebäude innerhalb des Zaunes wirkten vernachlässigt und waren teilweise bereits eingestürzt. Bis auf eine winzige Hütte in der Mitte, die noch einigermaßen gut erhalten war, wirkte alles wie eine Geisterstadt.
    »Die Residenz des Beinernen«, stellte Elivara fest. »Selbst seine Burg gleicht einem Gerippe!«
    Ein eigenartiges Gefühl beschlich Mythor, als er sich der Burg Skluturs näherte. In Ansätzen hatte er dieses Gefühl schon auf dem gesamten Weg hierher verspürt. Doch jetzt wurde es so stark, dass er unwillkürlich stehenblieb. Schauer liefen über seinen Rücken. Einerseits drängte ihn eine starke Macht nach vorn, andererseits versuchte ihn eine andere Kraft zu halten. Diese beiden verschiedenen Mächte führten einen so heftigen Kampf in ihm aus, dass es in seinem Kopf zu dröhnen begann und ein stechender Schmerz durch sein Rückenmark lief.
    Elivara war inzwischen weitergegangen. Jetzt blieb sie stehen und sah sich um. »Was ist mit dir, Mythor? Dein Gesicht ist bleich. Du siehst mit einemmal krank aus!«
    »Es ist nichts!« Mythor fuhr sich mit der Hand über die Augen und ging weiter. Nach wenigen Schritten hatte er Elivara eingeholt.
    Je näher sie den Bauwerken kamen, umso deutlicher fiel beiden der starke Brandgeruch auf, der von den verfallenen Gebäuden ausströmte.
    Elivara erwähnte es zuerst. »Riechst du es auch?«
    Mythor nickte. »Der gleiche Geruch lag über Urguth, als die Sasgen die knöchernen Hütten in Brand gesteckt hatten. So riechen brennende Gebeine!«
    »Aber ich sehe keinen Rauch«, stellte Elivara fest. »Als Urguth brannte, lag dichter schwarzer Rauch über der Stadt!«
    »Und dennoch ist der Gestank hier stärker. Weit intensiver als in der Pfahlstadt. Es riecht, als brenne ein gewaltiges Feuer!«
    Sie erreichten die knöcherne Palisade. Sie suchten eine Stelle, an der die Pfähle umgestürzt waren, und kletterten über die Trümmer in das Innere des Hofes. Erschrocken blieben sie beide gleichzeitig stehen und sahen sich an.
    »Hörst du mich?« fragte Elivara.
    »Dich höre ich«, antwortete Mythor. »Aber ich höre nichts anderes mehr!«
    Elivara nickte. »Kein Singen des Windes, kein Bersten der Knochen!«
    Mythor drehte sich um und kletterte zurück auf die andere Seite des Zaunes. Das Jaulen des Windes hob wieder an und das Krachen und Aneinanderreiben der Knochen, Geräusche, die ihn den gesamten Weg seit Urguth begleitet hatten.
    »Ich höre es wieder«, sagte Mythor.
    Durch die Bruchstelle in der Palisade beobachtete Mythor Elivara. Er sah, dass sich die Lippen der Frau bewegten. Sie sprach zu ihm, aber er hörte sie nicht. Wieder überkletterte er den Zaun, und jetzt konnte er sie verstehen.
    »... magische Grenze!«
    Mythor stimmte ihr zu. »Diese Pfahlwand ist eine Grenze. Sie schirmt Skluturs Reich gegen bestimmte Dinge ab!«
    »Warum aber können wir sie überschreiten?«
    Es war eine Frage, auf die sie keine Antwort fanden. Ohne sich abgesprochen zu haben, wandten sie sich beide gleichzeitig der kleinen Hütte zu. Wenn eins dieser Gebäude noch bewohnt war, dann wahrscheinlich diese Hütte.
    Die Tür der Hütte war nur angelehnt. Mythor schlug ein paarmal mit der Faust dagegen.
    »Sklutur!« rief er. »Kannst du mich hören?«
    Unter dem Klopfen Mythors schwang die Tür langsam nach innen auf. Sie quietschte leicht in den ledernen Angeln. Ein seltsam bläuliches Licht erleuchtete mit zuckenden Blitzen den Raum. Mythor trat einen Schritt vor, aber er wurde von Elivara am Arm zurückgehalten. »Nein«, warnte sie. »Es ist eine Falle! Ich spüre es deutlich!«
    Elivara sprach aus, was auch Mythor fühlte. Im Widerstreit der beiden Empfindungen in seinem Kopf gewann allmählich diejenige die Oberhand, die ihm riet, sich zurückzuziehen. Dennoch machte er sich von Elivara los.
    »Es muss

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