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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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»Irgendjemand wird es wissen«, sagte er. »Ich kann dir darauf keine Antwort geben. Aber ich weiß, dass es fast nur Einzelgänger sind. Bösartige Riesen, die sich von der Herde abgesondert haben. Seit Jahrhunderten folgen sie einem seltsamen Trieb.«
    Die kleine Gruppe schritt schweigend weiter. Sie lauschten auf das Trompeten und Stöhnen des sterbenden Tieres, irgendwo in der Weite dieser Knochenwüste. Manchmal klang es, als ob sich das Mammut nähere. Aber es konnte auch der Wind sein, der die Ohren täuschte.
    Bis gegen Mittag wurde kein weiteres Wort gewechselt. Sanderholm schritt weit aus. Obwohl sie schon so lange unterwegs waren, waren dem alten Mann keine Zeichen von Erschöpfung anzusehen. Im Gegenteil. Es schien, als ob seine Kraft ständig zunehme, je mehr sie sich dem Beinernen näherten.
    Mythor spürte deutlich diese Kraft. Es war ihm, als werde etwas in ihm in Bewegung gesetzt und zum Vibrieren gebracht. Ähnlich einer Saite, die, wenn sie angeschlagen wird, auch benachbarte Saiten mit in Schwingungen versetzt. Diese Macht oder was auch immer es war, kam ihm einerseits bekannt und vertraut vor, andererseits stieß sie ihn ab und erfüllte ihn mit Furcht.
    Schließlich rang er sich dazu durch, das lange Schweigen zu brechen. »Wer ist Sklutur?« fragte er. »Was ist das für eine Kraft, über die er verfügt und die ihm die Macht gibt, Urguth zu schützen?«
    Sanderholm starrte ernst in die Ferne. »Du hast mich schon einmal danach gefragt«, sagte er schließlich. »Und ich nehme an, dass du immer weiter forschen wirst, bis du die Antwort gefunden hast. Deshalb werde ich dir sagen, was ich weiß.«
    Der Schlafende Fischer ließ sich auf einem ausgebleichten Mammutschädel nieder. Elivara setzte sich vor ihn, froh, dass eine Pause eingelegt wurde. Mythor blieb stehen.
    »Auch Sklutur war ein Einzelgänger wie die Mammuts, die hierher zum Sterben kommen«, begann Sanderholm. »Die Enge seines Stammes bedrückte ihn, und er verließ sein Volk. So streifte er durch die Welt. Er lernte viele Völker kennen, lernte ihre Sprachen, Sitten und Gebräuche und erfuhr all das, was der Wissensdurst den Menschen offenbart hatte. Schließlich führte ihn sein Weg auch hierher auf den Mammutfriedhof. Nach seinem bewegten Leben genoss er diese Abgeschiedenheit und Einsamkeit. Er ließ sich nieder, baute sich aus Knochen eine Hütte und beschloss, all sein Wissen aufzuschreiben. Es sollte ein Buch werden, das die Völker mahnen würde, ihre Zwietracht zu begraben und sich zu einen, und das sie ständig daran erinnern sollte, sich auf die große Bedrohung vorzubereiten, die über die Lichtwelt hereinbrechen würde. Genau zu dieser Zeit begann ein Dämon aus der Dunkelzone von ihm Besitz zu ergreifen. Für die schwarzen Mächte bedeutete Sklutur eine Gefahr, und sie wollten ihn entweder für sich gewinnen oder vernichten.«
    »Ist es ihnen gelungen?« unterbrach ihn Elivara erschrocken. Sie fürchtete mit einemmal, dass ihre Mission vergeblich sein würde.
    »Ein Teil ihres finsteren Planes hat sich erfüllt. Sklutur war nicht mehr in der Lage, sein Wissen niederzuschreiben und den Völkern mitzuteilen. Aber er war immer noch stark genug, den Dämon aus der Dunkelzone, der in ihn eingedrungen war, seinerseits zu beherrschen. Sklutur bekam den Dämon unter Kontrolle und fing ihn in seinem Körper. All sein Wissen, das er sich auf seinen langen Reisen angeeignet hatte, musste er dazu aufbieten, aber es ist ihm gelungen. Seither konnte er die magischen Kräfte des finsteren Dämons für seine eigenen Zwecke nutzen!«
    »Er hat die Macht der Finsternis benutzt, um in der Welt des Lichtes zu wirken?« fragte Elivara ungläubig.
    Sanderholm nickte. »Genauso ist es. Mit diesen Kräften hat er die Pfahlstadt Urguth vor Bedrohungen aus dem Meer geschützt und hat zahlreiche Schiffe, die in Seenot geraten waren, in den sicheren Hafen der Pfahlstadt geleitet.«
    Ungläubig hatte Mythor zugehört. Der Gedanke, dass Kräfte der Schattenzone benutzt werden konnten, um für die Lichtwelt eingesetzt zu werden, erschien ihm ungeheuerlich.
    »Warum aber hat er dann die Stadt nicht vor dem Angriff der Sasgen geschützt?« fragte Mythor.
    Sanderholm machte eine ernste Miene. »Das ist etwas, das auch ich mir nicht erklären kann. Schon lange ist der Schutz des Beinernen ausgeblieben. Der Angriff einer Seespinne vor einigen Monden konnte nur mit Mühe von den Bewohnern abgewehrt werden. Zum Glück war es nur ein kleines Tier, das sich

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