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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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in diese Gewässer verirrt zu haben schien.«
    »Wann hast du Sklutur das letztemal besucht?« fragte Mythor. Ein schrecklicher Verdacht drängte sich ihm auf.
    Sanderholm seufzte. Er schien plötzlich um viele Jahre gealtert zu sein. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen. Die Haut war grau geworden. Seine Hände zitterten.
    »Das ist lange her«, flüsterte Sanderholm heiser.
    *
    Gellend schrie Elivara auf. »Mythor, dort!«
    Das Mammut stand etwa einen Bogenschuss entfernt auf einem flachen Hügel aus Schädelknochen und funkelte die drei Wanderer mit den gelben Augen an. Heißer Atem dampfte aus dem halb geöffneten Maul. Wie blankgeschliffene Klingen blitzten die geschwungenen Stoßzähne im Licht der Sonne. Unruhig pendelte der lange, behaarte Rüssel hin und her.
    Ein brauner, zottiger Pelz bedeckte den massigen Körper des Tieres. Schwärme von Fliegen summten um seinen Leib, ließen sich auf dem schweißnassen Fell nieder und stiegen plötzlich wieder auf, als gehorchten sie geheimen Kommandos.
    »Sklutur steh uns bei!« murmelte Sanderholm.
    Schritt für Schritt wich Elivara zurück. Ihre Lippen bewegten sich und formten Worte, aber ihre Stimme versagte.
    Mythor stand fasziniert und starr vor diesem gewaltigen Bündel aus Fleisch, Knochen und unbändiger Kraft.
    Die kleinen Augen des Mammuts, die so gar nicht zu dem massigen Körper passen wollten, funkelten listig und zuckten zwischen Elivara, Sanderholm und Mythor hin und her. Es hatte den Anschein, als ob sich das Tier in aller Ruhe ein Opfer aussuchen wolle.
    »Solch einen Riesen habe ich noch nie gesehen«, murmelte Sanderholm. »Wenn uns Sklutur nicht hilft, sind wir verloren.«
    »Wenn uns Sklutur nicht hilft, hilft uns Alton«, verbesserte Mythor mit fester Stimme. Er ergriff das Gläserne Schwert und zog es mit einem Schwung aus der Gürtelschlaufe. Die Klinge beschrieb einen weiten Bogen und sandte ihren klagenden Laut aus. Der Gesang des Schwertes übertönte selbst noch das Spiel des Windes.
    Wie um eine Antwort zu geben, hob der zottige Koloss den Rüssel und stieß ein ohrenbetäubendes Trompeten aus.
    »Er hat es auf uns abgesehen«, murmelte Sanderholm. »Einzelgänger sind bösartig und angriffslustig. Er wird uns niederstampfen. Bald werden unsere Gebeine ein Teil dieses Friedhofs sein!«
    »Dies ist ein Mammutfriedhof«, widersprach Mythor. »Ich werde dafür sorgen, dass es auch so bleibt!«
    Noch einmal stieß das Mammut einen schrillen Trompetenstoß aus und schlug mit dem Rüssel wie mit einer Peitsche in die Luft. Der Augenblick des Angriffs war gekommen.
    Langsam setzte sich das gewaltige Tier in Bewegung. Unter dem tonnenschweren Gewicht des massigen Körpers zerbrachen die kräftigsten Knochen und ausgebleichten Schädel wie dünne Hölzer. Mit knirschenden Geräuschen wurden die Gebeine zermalmt.
    Mythor lief ein Stück zur Seite und schwang das leuchtende Schwert über dem Kopf, um den Koloss von Sanderholm und Elivara abzulenken. Der Trick gelang. Das Mammut wandte seine ganze Aufmerksamkeit Mythor zu.
    Der Geruch von Schweiß und Wildheit wehte Mythor entgegen. Die Fliegenschwärme erhoben sich wie eine dunkle Wolke von dem Tier und schwebten wie dichter Nebel über dem massigen Körper.
    Es war nicht einfach für das Mammut, sich auf den Knochenbergen längst verstorbener Artgenossen zu bewegen. Die säulenartigen Beine zerstampften die Gebeine und brachen ein. Dabei bohrten sich spitze Knochen von allen Seiten in den Leib des Tieres. Die Schmerzen jedoch heizten die Kampflust und die Wut des Kolosses immer weiter an. Aus dem Maul rann Geifer, und Schaumfetzen flogen nach allen Seiten.
    Stinkender Atem schlug Mythor entgegen. Doch ohne darauf zu achten, sprang er vor und griff an, als das Mammut mit allen vier Beinen gleichzeitig einbrach. Der pelzige Rüssel des Tieres schoss wie eine Schlange vor und versuchte, nach dem Mann zu greifen. Mythor holte mit dem Schwert aus und trennte die Spitze des Rüssels mit einem einzigen Hieb ab.
    Dröhnendes Gebrüll entrang sich der Kehle des Mammuts. Der Schmerzensschrei des Tieres drohte Mythor die Trommelfelle zu zerreißen. Er spürte den Schmerz in seinem Kopf und presste beide Hände gegen die Ohren.
    Die Beine des Kolosses stampften in die Knochenberge und versuchten, sich zu befreien. Das Tier wälzte sich auf die Seite und zermalmte die Gebeine. Überall krachte und splitterte es.
    Das Gläserne Schwert sang seine tödliche Melodie dazu. Alton lag sicher in Mythors Faust. Er

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