Der Mammutfriedhof
und Jammern aus.
Mit jedem Hieb Altons zerschlug Mythor angreifende Skelette. Die trockenen Knochen spritzten unter seinen Streichen nach allen Seiten auseinander. Doch dort fügten sie sich sofort von neuem zusammen und wankten wieder auf Mythor zu.
Elivara hatte sich einen Beinknochen gegriffen und schwang ihn wie eine Keule. Sie stand mit dem Rücken zu Mythor und schlug auf die Skelette ein, die von hinten angriffen. Inzwischen gab es so viele der grotesken Gegner, dass sie von allen Seiten bedrängt wurden.
»Er hat die Kontrolle über den Dämon verloren!« schrie Elivara atemlos. »Sklutur ist in der Gewalt der finsteren Mächte!«
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als plötzlich sämtliche Skelette in sich zusammenfielen. Gleichzeitig verstummte auch das schreckliche Geheul des Beinernen. Er lag ruhig auf dem Boden. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig.
»Hilf mir, Mythor!« flüsterte Sklutur.
Mythor wusste, zu welchen Tricks und Bosheiten die Mächte der Schattenzone fähig waren, und ging nur langsam und vorsichtig auf den scheinbar leidenden Mann zu.
Das Gesicht Skluturs hatte sich verändert. Das Fratzenhafte, Entstellende war verschwunden und einem gutmütigen Ausdruck gewichen. Sklutur hatte die Augen geschlossen. Alle Kräfte, die ihm noch verblieben waren, konzentrierte er darauf, den Dämon in der Gewalt zu halten.
»Du musst mich töten, Mythor«, flüsterte Sklutur. »Ich habe nicht mehr viel Kraft!«
Die Lippen Skluturs pressten sich aufeinander. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, sein Körper bäumte sich auf. Für einen Augenblick verzerrte sich wieder sein Gesicht, doch dann gewann es den friedlichen Ausdruck zurück. Als er seine Hände wieder öffnete, floss Blut über seinen Arm. Beim Kampf gegen den Dämon hatte er sich selbst die Nägel der Finger tief in die Handflächen gebohrt.
»Töte mich, Mythor«, bat er noch einmal, diesmal drängender. »Die Mächte der Schattenzone rüsten sich, die Lichtwelt zu erobern. Aber niemals will ich ein Werkzeug der dunklen Gewalten werden!«
Mythor stand über dem Beinernen und blickte erschüttert auf ihn hinab. Er sah ein, dass er dem Wunsch Skluturs folgen musste, wenn er ihn von dem Dämon befreien wollte. Aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, den Schwertstreich zu führen.
Langsam richtete sich Sklutur auf. Er blickte Mythor fest in die Augen, und dieser Blick hielt den Mann gefangen. Die Lippen des Beinernen öffneten sich. Er grinste. Ganz allmählich verzerrte sich wieder sein Gesicht. Es wurde rot und fratzenhaft.
»Dann werde ich dich töten!« kreischte Sklutur. Der Dämon hatte wieder die Macht über den Körper übernommen.
Die knöchernen Gebäude der Geisterstadt fielen prasselnd in sich zusammen. Aus den Gebeinen bildeten sich wieder groteske Ungeheuer, die sich formierten und auf Mythor und Elivara zuwankten. Überall tat sich der Boden auf. Fallgruben wurden sichtbar, auf deren Grund angespitzte Knochen bereit waren, die Opfer aufzuspießen. Gelbe Nebel wehten heran und strömten einen bestialischen Gestank aus. Schrille Töne reizten die Trommelfelle und lähmten die Bewegungen der Menschen.
Sklutur streckte die Krallenhände aus und wankte langsam auf Mythor zu.
Noch immer wagte Mythor nicht, das Schwert gegen den Beinernen zu führen. Er hielt die Waffe lediglich erhoben, die Spitze auf die Brust Skluturs gerichtet.
»Töte ihn!« schrie Elivara.
Höhnisches Gelächter des Dämons verschluckte die Worte. Plötzlich hatte Sklutur einen Dolch in der Hand, der aus der Spitze eines Mammutstoßzahns gefertigt war. Er hob die gefährliche Waffe.
Mythor trat einen Schritt zurück. Dabei stieß sein Fuß gegen einen bleichen Schädel. Er strauchelte. Vergeblich versuchte er neuen Halt zu finden. Er stürzte nach hinten. Sklutur sprang auf ihn los und warf sich über ihn. Mythor riss das Schwert hoch. Dann schlug er hart auf dem Boden auf.
Für wenige Augenblicke herrschte vollkommene Stille über dem Wohnsitz des Beinernen. Eine Stille, wie sie Mythor noch niemals erlebt hatte. Umso schrecklicher wirkte unmittelbar darauf der Schrei, der den gesamten Mammutfriedhof erzittern ließ.
Sklutur lag neben Mythor auf dem Boden. Aus seinem Rücken ragte die armlange Schneide Altons. Der Griff ragte aus der Brust. Er hatte sich selbst in das Schwert gestürzt. Eine schwarze Rauchwolke schwebte über Sklutur, stieg in den blauen Himmel auf und verschwand in südlicher Richtung.
Das Gesicht des Beinernen
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