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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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gemeldet hatten?
    Zeugin: Nein… soweit ich weiß, nicht! Sie hat jedenfalls nichts davon erzählt… und sie hat mir immer alles erzählt…
    Granberg: So, Frau Carlsson, das wäre alles. Zeugin: Soso… alles…
    Martin Beck: Entschuldigen Sie die Frage: Was wollen Sie jetzt machen?
    Zeugin: Ich weiß nicht. Nicht nach Hause… Granberg: Ich werde Sie nach unten begleiten. Unterwegs können wir darüber sprechen. Wir werden schon etwas finden. Zeugin: Danke. Sie sind sehr freundlich.
    Kollberg stellte das Tonbandgerät ab, starrte Martin Beck düster an und sagte:
    »Dieser… gute Onkel, den sie im Herbst getroffen hat…«
    »Ja?«
    »Den hat Rönn bereits einkassiert. Gestern nachmittag noch.«
    »Und?«
    »Bis auf weiteres lediglich ein Triumph der Datenverarbeitung. Er grient nur und sagt, daß er es nicht gewesen ist.«
    »Beweise?«
    »Keine natürlich. Er hat aber auch kein Alibi. Sagt, daß er zu Hause in seiner Einzimmerwohnung in der Hagagatan war und geschlafen hat. Kann sich nicht richtig erinnern, sagt er.«
    »Kann sich nicht richtig erinnern?«
    »Er war total betrunken«, sagte Kollberg. »Fest steht, daß er sich an dem Tag im Röda Berget hat vollaufen lassen, bis man ihn so gegen sechs rausgeworfen hat. Es sieht nicht sehr gut für ihn aus.«
    »Was hat er beim letztenmal mit dem Kind gemacht?«
    »Gewöhnlicher Exhibitionist, soviel ich weiß. Ich hab das Band mit dem Verhör des Mädchens hier. Noch ein Triumph der Technik.« Die Tür ging auf, und Rönn kam herein.
    »Nun?« fragte Kollberg.
    »Nichts Neues. Er muß sich erst wieder fassen. Ist restlos fertig.«
    »Du auch«, meinte Kollberg.
    Das stimmte. Rönns Stirn war unnatürlich bleich, Wangen und Augen waren verschwollen und rot gerändert.
    »Was glaubst du?« fragte Martin Beck.
    »Nichts«, sagte Rönn.« Ich weiß nicht. Ich glaube, ich werde krank.«
    »Später«, sagte Kollberg, »nicht jetzt. Wollen wir uns jetzt dieses Band anhören?« Martin Beck nickte. Die Spulen fingen abermals an, sich zu drehen. Eine angenehme Frauenstimme sagte:
    »Vernehmung der Schülerin Eva Carlsson, geboren am 5. Februar 1959. Leiter der Vernehmung: Kriminalassistent Sonja Hansson.«
    Martin Beck und Kollberg runzelten die Stirn und verpaßten die folgenden Worte. Nur zu gut hatten sie Namen und Stimme wiedererkannt. Sonja Hansson war ein Mädchen, das zweieinhalb Jahre zuvor beinahe umgebracht worden war, als man sie in einem Mordfall als Lockvogel eingesetzt hatte.
    »Ein Wunder, daß sie immer noch bei der Polizei ist«, sagte Kollberg.
    »Ja«, stimmte Martin Beck zu. »Pst! Man kann ja nichts verstehen«, mahnte Rönn. Er war damals nicht dabeigewesen.
    Hansson:… und dann kam also dieser Onkel auf dich zu? Eva: Ja. Ich stand mit Eivor an der Bushaltestelle. Hansson: Und was machte der Onkel?
    Eva: Er roch schlecht, und dann ging er so komisch, und dann sagte er… was ganz Komisches.
    Hansson: Erinnerst du dich noch daran, was er gesagt hat?
    Eva: Ja. Er sagte: »He, ihr zwei Hübschen, wollt ihr mich mal röntgen, wenn ihr fünf Kronen dafür bekommt?«
    Hansson: Du, Eva, weißt du, was er damit gemeint hat?
    Eva: Nein, das fanden wir ja so komisch. Röntgen, so was tut man doch im Krankenhaus, nicht? Dazu braucht man einen großen Apparat, und den hatten wir doch gar nicht.
    Hansson: Und was habt ihr daraufhin gemacht? Nachdem er das gesagt hatte?
    Eva: Er hat es sogar ein paarmal gesagt. Und als er dann endlich ging, sind wir ihm nach.
    Hansson: Ihr seid ihm nach?
    Eva: Ja, wir sind ihm nachgeschlichen. Wie im Kino oder im Fernsehen. Hansson: Das habt ihr euch getraut?
    Eva: Ach, das war doch nicht gefährlich.
    Hansson: Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Vor solchen Onkeln muß man sich in acht nehmen.
    Eva: Ach was, der war doch nicht gefährlich! Hansson: Habt ihr gesehen, wo er hingegangen ist?
    Eva: Ja, er ging in das Haus, in dem Eivor wohnt, und zwei Treppen über Eivors Wohnung nahm er einen Schlüssel aus der Tasche und ging hinein. Hansson: Und ihr seid dann nach Hause gegangen?
    Eva: Nein. Wir sind raufgeschlichen und sahen uns die Tür an. Da ist nämlich ein Schild mit seinem Namen drauf.
    Hansson: Ja, ich verstehe. Was stand da?
    Eva: Eriksson, glaube ich. Wir haben dann noch am Briefschlitz gelauscht. Er hat die ganze Zeit über irgendwas gemurmelt.
    Hansson: Hast du das deiner Mutter erzählt? Eva: Ach, da war ja nichts zu erzählen. Das war eben nur ein bißchen komisch. Hansson: Aber das, was gestern passiert ist,

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