Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
gingt dann also in den Tantolunden. Hast du gesehen, ob Annika dort jemanden getroffen hat? Ob sie mit einem Onkel oder sonst jemandem gesprochen hat?«
    »Nein.«
    »Was habt ihr im Tantolunden gemacht?«
    Das Mädchen sah eine Weile zum Fenster hinaus. Es schien nachzudenken. »Wir haben gespielt«, sagte es schließlich. »Zuerst haben wir geschaukelt, weil Bosse das gerne wollte. Dann sind wir Seil gesprungen, und dann sind wir zum Kiosk runter und haben uns Eis gekauft.«
    »Waren noch kleine Kinder im Park?«
    »Wo wir waren, nicht. Aber am Sandkasten waren kleine Kinder. Bosse hat mit ihnen zusammen Krach gemacht. Aber die sind nach einer Weile mit ihrer Mutter weg.«
    »Was habt ihr gemacht, nachdem ihr Eis gekauft habt?« wollte Martin Beck wissen. Aus dem Nebenzimmer hörte man Frau Oskarssons Stimme und das durchdringende Geschrei des Jungen.
    »Wir sind ein bißchen umhergelaufen. Und dann wurde Annika böse.«
    »Böse? Warum?«
    »Ach, sie hat sich geärgert. Ulla und ich wollten Hopse spielen. Da hatte sie keine Lust zu. Sie wollte lieber Versteck spielen, aber das geht nicht, wenn Bosse mit ist. Er rennt nur herum und verrät immer, wo sich die ändern versteckt haben. Deshalb wurde sie böse und ging weg.«
    »Wo ging sie hin? Hat sie gesagt, wohin sie gehen wollte?«
    »Nein, sie hat nichts gesagt. Sie ging einfach weg, und Ulla und ich fingen an, Hopse zu spielen. Wir haben nicht gesehen, wo sie ist.«
    »Habt ihr wenigstens gesehen, in welche Richtung sie ging?«
    »Nein, auch nicht. Wir spielten Hopse, und nach einer Weile merkte ich, daß Bosse fort war, und da sahen wir, daß Annika auch fort war.«
    »Hast du dann noch Bosse gesucht?«
    Das Mädchen sah auf seine Hände herab und zögerte eine Weile mit der Antwort.
    , »Nein. Ich dachte, daß er mit Annika weg ist. Er rennt immer hinter Annika her. Sie hat… Sie hatte keine Geschwister und war immer schrecklich nett zu ihm.«
    »Was passierte dann? Kam Bosse zurück?«
    »Ja, nach einer Weile kam er zurück. Er war wohl irgendwo in der Nähe, wo wir ihn nicht gesehen hatten.«
    Martin Beck nickte. Er wollte sich eine Zigarette anzünden, sah aber keinen Aschenbecher im Zimmer und ließ es deshalb bleiben.
    »Was hat Annika wohl gemacht? Hat Bosse irgendwas gesagt, wohin sie gegangen ist?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf, so daß ihr die langen hellen Locken ins Gesicht fielen.
    »Nein, wir dachten, sie ist nach Hause gegangen. Wir haben Bosse nicht gefragt, und er hat nichts gesagt. Dann wurde er so unartig, daß wir lieber zu mir nach Hause gingen.«
    »Weißt du, wie spät es war, als Annika den Spielplatz verließ?«
    »Nein, ich hatte keine Uhr mit. Aber es war drei, als wir zu mir nach Hause kamen. Wir haben nicht sehr lange Hopse gespielt. Eine halbe Stunde oder so vielleicht.«
    »Habt ihr noch andere Leute im Park gesehen?«
    Lena strich sich die Locken zurück und runzelte die Stirn.
    »Auf die haben wir nicht geachtet. Ich jedenfalls nicht. Da war wohl eine ältere Frau mit einem Hund, einem Dackel. Bosse wollte ihn streicheln. Ich hab ihn wegholen müssen.« Sie sah Martin Beck ernsthaft an.
    »Er darf Hunde nicht streicheln, das kann gefährlich werden.«
    »Und sonst hast du niemanden im Park gesehen? Denk mal nach, vielleicht fällt dir noch etwas ein.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, wir haben gespielt, und dann mußte ich ja auf Bosse aufpassen. Ich habe nicht darauf geachtet, wer im Park war. Es sind wohl einige Leute vorbeigegangen, aber ich weiß nicht, wer.«
    Dann war es still im Zimmer geworden, bis Frau Oskarsson zurückkam. Martin Beck stand auf.
    »Ich möchte nur noch Ullas Name und Adresse haben«, sagte er zu dem Mädchen.
    »Ich gehe jetzt, aber vielleicht muß ich noch einmal mit dir sprechen. Wenn dir noch etwas einfällt, was du im Park gesehen hast, dann bitte deine Mama, daß sie mich anruft.«
    Er wandte sich an die Mutter.
    »Auch unbedeutend wirkende Kleinigkeiten können wichtig sein«, sagte er. »Bitte, rufen Sie uns unbedingt an, wenn Lena noch etwas einfällt.«
    Er gab Frau Oskarsson eine Visitenkarte und bekam einen Zettel mit Name, Adresse und Telefonnummer des dritten Mädchens.
    Dann ging er zurück zum Tantolunden.
    Ein Mann vom Labor war noch immer in der Senke beschäftigt. Die Sonne stand tief und warf lange Schatten auf den Rasen. Martin Beck blieb neben dem Mann stehen, bis man das tote Mädchen fortgebracht hatte. Dann fuhr er nach Kungsholmen zurück.
    »Und den Schlüpfer hat

Weitere Kostenlose Bücher