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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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er auch dieses Mal mitgenommen«, stellte Gunvald Larsson fest.
    »Ja«, sagte Martin Beck. »Weiß, Größe 36.«
    »Was für ein Teufel«, fuhr Gunvald Larsson fort. Er kratzte sich mit dem Kugelschreiber im Ohr und fragte dann: »Und was sagen deine vierbeinigen Freunde zu diesem Fall?«
    Martin Beck sah ihn nur mißbilligend an.
    »Was sollen wir mit diesem Eriksson machen?« wollte Rönn wissen.
    »Laß ihn laufen«, antwortete Martin Beck.
    Nach einigen Sekunden fügte er hinzu:"»Aber verlier ihn nicht aus den Augen.«

12
    Die Besprechung am Dienstag, dem 13. Juni, war kurz und wenig ermunternd. Das gleiche konnte man von der Notiz sagen, die an die Presse gegeben wurde. Man hatte den Tatort von einem Hubschrauber aus fotografieren lassen. Man hatte etwa tausend Hinweise aus allen möglichen Ecken bekommen. Diese Hinweise wurden bearbeitet. Alle der Polizei bekannten Exhibitionisten, Voyeure und andere Personen mit abartigen sexuellen Neigungen mußten kontrolliert werden. Einer war festgenommen und darüber befragt worden, was er zum Zeitpunkt des ersten Verbrechens gemacht hatte. Er wurde wieder auf freien Fuß gesetzt.
    Alle waren unausgeschlafen und erschöpft. Auch die Journalisten und Fotografen. Nach der Besprechung sagte Kollberg zu Martin Beck: »Es gibt zwei Zeugen.« Martin Beck nickte. Dann gingen sie zu Gunvald Larsson und Melander.
    »Es gibt zwei Zeugen«, sagte Martin Beck.
    Melander sah nicht einmal von seinen Papieren auf, aber Gunvald Larsson fragte:
    »Ach nein! Und wer sollte das sein?«
    »Erstens der kleine Junge im Tantolunden.«
    »Der Dreijährige?«
    »Genau.«
    »Das Mädchen von der Sitte hat versucht, mit ihm zu reden, was dir bekannt sein durfte. Er kann noch nicht mal richtig sprechen. Das ist ungefähr genauso aussichtsreich, als wenn ich den Hund verhören sollte.«
    Martin Beck ignorierte sowohl diese Replik wie auch den erstaunten Blick, den Kollberg ihm zuwarf.
    »Und zweitens?« fragte Melander ohne aufzusehen.
    »Der Räuber.«
    »Der Räuber fällt in meinen Bereich«, warf Gunvald Larsson ein.
    »Eben. Drum faß ihn.«
    Gunvald Larsson hatte sich so weit mit dem Stuhl zurückgelehnt, daß es knackte. Er starrte erst Martin Beck, dann Kollberg an und sagte: »Einen Augenblick mal. Was glaubt ihr, was ich in den letzten drei Wochen gemacht habe? Ich und die Schutzpolizei vom 5. und 9. Revier. Daumen gedreht? Willst du behaupten, daß wir nicht alles versucht haben?«
    »Ihr habt versucht, ihn zulassen. Nun ist die Lage anders. Jetzt müßt ihr ihn fassen.«
    »Wie in drei Teufels Namen sollen wir das anstellen? Gerade jetzt?«
    »Der Räuber ist ein Fachmann«, sagte Martin Beck, »das sind deine eigenen Worte. Hat er jemals einen überfallen, der kein Geld hatte?« »Nein.« »Ist er jemals auf einen losgegangen, der sich wehren konnte?«
    fragte Kollberg.
    »Nein.«
    »Sind die Kollegen von der Schutzpolizei jemals in der Nähe gewesen?« fuhr Martin Beck fort.
    »Nein.«
    »Und was kann man daraus schließen?« fragte Kollberg.
    Gunvald Larsson antwortete nicht gleich. Er kratzte sich lange mit dem Kugelschreiber im Ohr, bevor er sagte: »Er ist Fachmann!«
    »Du sagst es«, entgegnete Martin Beck.
    Gunvald Larsson grübelte noch eine Weile vor sich hin. Dann sagte er zögernd: »Als du vor zehn Tagen hier oben warst, wolltest du etwas wissen, hast es dir dann aber anders überlegt. Warum?«
    »Weil du mich unterbrochen hast.«
    »Was wolltest du sagen?«
    »Daß wir die Zeitfolge der Verbrechen studieren sollen«, warf Melander ein, ohne aufzusehen. »Wir müssen systematisch an die Sache herangehen. Aber das haben wir bereits getan.«
    »Noch etwas«, sagte Martin Beck. »Der Räuber ist Fachmann, das" ist deine eigene Schlußfolgerung. Er ist ein so ausgezeichneter Fachmann, daß er die Leute von der Schutzpolizei kennt. Vielleicht sogar auch welche aus dem Dezernat für Gewaltverbrechen. Vielleicht auch die motorisierten.«
    »Was noch?« fragte Gunvald Larsson. »Meinst du vielleicht, daß wir das ganze verdammte Polizeikorps auswechseln sollen wegen dieses Lumpen?«
    »Du hättest Leute von woanders nehmen können«, entgegnete Kollberg. »Alle möglichen, weibliche, zum Beispiel. Andere Autos.«
    »Nun ist es auf jeden Fall zu spät«, meinte Gunvald Larsson.
    »Eben«, sagte Martin Beck, »nun ist es zu spät. Aber jetzt ist es andererseits doppelt wichtig, daß wir ihn kriegen.«
    »Der Kerl betritt keinen einzigen Park mehr, solange der Mörder frei

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