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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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vor einem kleinen Haus nicht weit entfernt vom Long Island Sound vor. Großmauls Kumpel kam heraus und quetschte sich auf die Rückbank zu Heckle und Jeckle. Er erinnerte mich an so manchen Footballspieler auf der Milford Highschool. Groß und kräftig auf die typische Art der weißen Mittelschicht, stark wie ein Ochse, aber vermutlich genauso langsam auf den Beinen.
    »Das ist der Kleine«, sagte Großmaul zu ihm. »Schüttel ihm die Hand.«
    Der Ochse griff über den Sitz und drückte meine Hand. »›Kleiner‹ ist verdammt richtig. Bist du sicher, dass du das kannst?«
    »Er sagt nix«, bemerkte Großmaul. »Er öffnet Safes. Das ist alles, was er macht.«
    Wir fuhren wieder auf den Expressway. Durch Mamaroneck und Harrison, vorbei an einem Dutzend Golfplätzen, die alle den Winter über geschlossen waren. Auf die Grenze nach Connecticut zu.
    »Also, die Sache sieht so aus«, sagte der Ochse. »Der Safe ist gleich im Büro dieses Typen. Im Erdgeschoss. Es hat ein Fenster, das schon offen steht und nur auf uns wartet.«
    »Vinnie hat ein bisschen Vorarbeit geleistet«, erklärte Großmaul und ließ doch tatsächlich den Namen seines Freundes fallen. »Er ist schon mal zu dem Haus gefahren und hat ein paar von den Fenstern ausprobiert. Bis er eins gefunden hat, das nicht verriegelt ist, klar? Er macht es auf und rennt weg. Dann wartet er. Geht ein Alarm los? Kommen die Bullen? Er wartet und wartet. Niemand kommt. Also geht er wieder hin und wirft irgendwas, einen großen Stein oder so, durch das offene Fenster.«
    »Einen Ast«, sagte der Ochse.
    »Einen Ast, okay. Er wirft einen großen Ast da rein, falls sie so ein Bewegungsmelderding haben, klar? Er läuft wieder weg, versteckt sich. Guckt sich um, ob jemand kommt. Niemand kommt, also geht er noch mal hin! Er klettert voll durchs Fenster, ja? Geht drinnen herum, macht, was weiß ich, Flickflacks oder so. Klettert wieder raus, läuft weg, versteckt sich. Niemand kommt.«
    »Dann war ich mir sicher, dass die Alarmanlage nicht eingeschaltet ist«, übernahm der Ochse. »Ich gehe also rein und sehe mich um. Das erste Bild, das mir in seinem Arbeitszimmer ins Auge fällt … Bingo! Ich hebe es an, und da ist der Safe.«
    »Er wartet nur auf uns«, sagte Großmaul. »Wir gehen da rein und räumen ihn aus. Frohes neues Jahr.«
    »Ich finde übrigens, mein Anteil müsste ein kleines bisschen größer ausfallen«, sagte der Ochse. »Ich meine, all die Vorarbeit, die ich gemacht habe? Hab meinen Hals riskiert, als ich in das Haus gekrochen bin? Ganz zu schweigen davon, dass der Tipp mit diesem Diamantenheini von mir kam.«
    An dem Punkt schaltete ich ab. Sie zankten sich um ihre Anteile, während ich in Gedanken all das durchging, was schieflaufen konnte. Es hörte sich eigentlich ganz einfach an. Falls es stimmte, was der Ochse gesagt hatte, sollten wir es schaffen, innerhalb einer halben Stunde dort einzusteigen, die Diamanten aus dem Safe zu holen und wieder loszudüsen. Fünfundvierzig Minuten maximal. Das einzige Problem könnte darin bestehen, meinen Anteil an der Beute zu bekommen, aber ich sagte mir, was soll’s. Wenn ich nicht mitmache, kriege ich gar nichts. Dann war heute schon umsonst. Mache ich mit, habe ich wenigstens die Chance auf viel Kohle.
    Wieder so eine unausgegorene Idee, ich weiß. Der falsche Denkansatz. Ich weiß!
    Wir fuhren über die Grenze nach Connecticut. Das Haus lag nur ein paar Minuten davon entfernt. Je mehr Geld man hat, desto näher kann man an New York City wohnen, schätze ich, selbst in einem anderen Staat.
    Der Ochse dirigierte Großmaul zu dem fraglichen Haus. Es war eine große Backsteinvilla im Tudorstil, die oben auf einem abschüssigen Rasengrundstück thronte. Wir fuhren daran vorbei und folgten etwa achthundert Meter weiter einer Kehre, die zu einem öffentlichen Spielplatz an der Rückseite des Grundstücks führte. Mir gefiel die Blickachse auf die Rückfront des Hauses nicht, aber es waren um die null Grad draußen, die Sonne ging gerade unter, und der Spielplatz war vollkommen verlassen.
    Großmaul fuhr an den Rand und schaltete den Motor aus. Ein paar Minuten saßen wir nur da und warteten darauf, dass einer etwas sagte.
    »Wir ziehen das wirklich durch«, sagte Großmaul schließlich. »Ist das zu glauben?«
    »Ein Kinderspiel«, tönte der Ochse. »Worauf warten wir noch?«
    »Du bist der Experte«, wandte sich Großmaul an mich. »Was meinst du? Gehen wir rein, oder warten wir noch ein Weilchen?«
    Als hätte ich

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