Der Mann Aus St. Petersburg: Roman
das Haus durchsuchen.«
Thomson bemerkte: »Ich wünschte, wir hätten mehr Leute.«
»Fangen wir mit dem westlichen Flügel an«, schlug Waiden vor und drängte zum Aufbruch.
Sie folgten ihm aus dem Kinderzimmer, den Korridor entlang, die Treppe hinunter. Auf der Treppe schlug Waiden ein qualmiger Geruch entgegen. »Was ist das?« fragte er.
Thomson schnüffelte.
Waiden blickte Barrett und Anderson an. Keiner von ihnen rauchte. Der Geruch wurde stärker und jetzt hörte Waiden ein Geräusch, das wie Wind in den Baumkronen klang.
Plötzlich geriet er in Panik. »Mein Haus brennt!« rief er und rannte die Treppe hinunter.
Die Halle war voller Rauch.
Waiden lief durch die Halle und stieß die Tür zum Salon auf. Die Hitze traf ihn wie ein Schlag, er taumelte zurück. Das Zimmer war ein flammendes Inferno. Er dachte verzweifelt: Das können wir nie löschen. Als er zum Westflügel herüberschaute, sah er, daß auch die Bibliothek in Flammen stand. Er drehte sich um. Thomson stand direkt hinter ihm. Waiden rief ihm zu: »Mein Haus brennt nieder!« Thomson packte ihn am Arm und zog ihn zur Treppe zurück, wo Anderson und Barrett standen. Waiden stellte fest, daß er in der Mitte der Halle besser atmen und hören konnte. Thomson war kühl und gefaßt. Er erteilte Befehle.
»Anderson, Sie gehen hinaus und wecken die beiden Polizisten auf. Sagen Sie dem einen, er solle einen Gartenschlauch und die nächste Wasserleitung suchen. Den anderen schicken Sie eiligst ins Dorf, damit er die Feuerwehr anruft. Dann rennen Sie die Hintertreppe hinauf zu den Dienstbotenquartieren und wecken alle auf. Sagen Sie ihnen, sie sollen so rasch wie möglich herauskommen und sich vollzählig auf dem Rasen vor dem Haus versammeln. Barrett, Sie wecken Mr. Churchill und sorgen dafür, daß auch er herauskommt. Ich hole Orlow. Waiden, Sie kümmern sich um Lydia und Charlotte. Los jetzt!«
Waiden raste die Treppe hinauf und stürzte in Lydias Zimmer. Sie saß im Nachthemd auf der Chaiselongue, ihre Augen waren vom Weinen gerötet. »Das Haus steht in Flammen«, rief Waiden ihr atemlos zu. »Lauf rasch hinunter und warte auf dem Rasen vor dem Haus. Ich hole Charlotte.« Dann fiel ihm die Glocke ein, mit der sonst zum Essen geläutet wurde. »Nein«, sagte er. »Du holst Charlotte. Ich werde Sturm läuten.«
Er raste wieder die Treppe hinunter und fragte sich: Warum habe ich nicht gleich daran gedacht? In der Halle hing eine lange dicke Seidenschnur, mit der man Klingeln im ganzen Haus betätigen konnte, um die Gäste und das Personal zum Essen zu rufen. Waiden zog an der Schnur und hörte undeutlich die Klingeln in den verschiedenen Trakten des Hauses. Da sah er einen Gartenschlauch, der sich durch die Halle schlängelte. War jemand bereits dabei, das Feuer zu bekämpfen? Er verstand es nicht und läutete weiter.
Felix wartete gespannt. Das Feuer verbreitete sich zu rasch. Ein großer Teil der ersten Etage stand bereits in Flammen – er sah das Feuer durch die Fenster und wurde unruhig: Kommt schon heraus, ihr Idioten! Was ist nur mit den Leuten los? Ich will ja nicht, daß alle im Hause verbrennen – sie sollen herauskommen! Der Polizist im Säulengang schien zu schlafen. Dann muß ich eben selbst Alarm schlagen, dachte Felix verzweifelt. Ich will nicht, daß die falschen Leute sterben …
Plötzlich blickte sich der Polizist um. Die Pfeife fiel ihm aus dem Mund. Er stürzte zur Tür und behämmerte sie mit den Fäusten. Endlich! dachte Felix. Jetzt schlag Alarm, du Idiot! Der Polizist rannte zu einem Fenster und schlug die Scheibe ein.
Im gleichen Augenblick flog die Tür auf, und jemand, rannte von einer Rauchwolke umgeben, heraus. Es ist soweit, stellte Felix erleichtert fest. Er hob die Flinte und spähte durch das Dunkel. Er konnte das Gesicht des Herauskommenden nicht sehen. Der Mann rief irgend etwas, und der Polizist rannte davon. Ich muß in der Lage sein, die Gesichter zu erkennen, sagte sich Felix; aber wenn ich zu nah herangehe, sieht man mich zu früh. Der Mann, der eben herausgekommen war, eilte wieder ins Haus zurück, bevor Felix ihn erkennen konnte. Ich muß näher heran, dachte Felix, auch wenn es riskant ist. Er bewegte sich vorsichtig auf das Haus und hörte die Glocken.
Nun müssen sie kommen!
Lydia rannte über den von Rauch erfüllten Korridor. Wie konnte es so rasch geschehen? In ihrem Zimmer hatte sie nichts gerochen, aber jetzt züngelten die Flammen bereits unter den Türen der Schlafzimmer, an denen sie
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