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Der Mann, der den Zügen nachsah

Der Mann, der den Zügen nachsah

Titel: Der Mann, der den Zügen nachsah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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auf den Fluß, der seine Kleider davontrug, gute Kleider, die ihm gehörten, ihm, Kees Popinga!
    Ihm, der außerdem ein Haus in der besten Gegend von
    Groningen besaß, einen Ofen allerbester Bauart, Zigarren auf dem Kaminsims und einen hervorragenden Radioapparat, der seine viertausend Francs wert war!
      Wenn es nicht so weit gewesen wäre, hätte er vielleicht versucht, nach Hause zu gehen, lautlos, durch das Küchenfenster, und am anderen Morgen hätte er nur leise gesagt:
    »Hat nichts zu besagen, nicht wahr?«
      Was im Grunde hatte er denn getan? Er wollte doch nur…
      Nein! Es erübrigte sich, über diese Dinge nachzudenken, er durfte unter keinen Umständen darüber nachgrübeln, da ja der Brief unterwegs war.
      Wenn schon! Das war erledigt! Er hatte schon einen Zug auf einem anderen Gleis verpaßt, und er durfte nicht noch einen verpassen, ganz abgesehen von der Gefahr, von einem Bahnwärter entdeckt zu werden, denn er hatte bemerkt, daß Bahnarbeiter mit Laternen an den Gleisen entlanggingen.
      Dennoch war das dumm… Er konnte nichts dagegen machen… Es war dumm, aber er legte sich quer über das Gleis zur Rechten und mit der Wange auf die Schiene.
      Die Schiene war eisig, und Popinga begann leise zu weinen, dabei spähte er in die Dunkelheit, ganz bis ans Ende der Dunkelheit, wo er gleich einen schwachen Lichtschein würde auftauchen sehen.
    Danach würde es keinen Popinga mehr geben. Niemand würde es je genau wissen, weil auch sein Kopf nicht mehr da wäre! Und jedermann würde annehmen, da er es ja geschrieben hatte, daß…
      Er hätte sich beinahe aufgerichtet, denn er hörte ein fernes Keuchen und ihm war zu kalt, er spürte den Zug, der um die Biegung kommen würde, und dann…
      Er hatte sich vorgenommen, die Augen zu schließen. Doch der Zug erschien, und er hielt sie offen, zog die Beine an, weitete seine Pupillen und hielt den Atem an, den Mund weit offen.
      Das Licht kam näher und damit der Lärm, und auf einmal wurde der Lärm viel stärker, als er ihn bis dahin gehört hatte, so daß er dachte, er wäre vielleicht schon tot.
      Indessen hörte er Stimmen und dann nur noch Stimmen, und da erst wurde ihm klar, daß ein Zug auf dem Nebengleis angehalten hatte und zwei Männer von der Maschine kletterten, während überall Fenster heruntergelassen wurden.
      Er stand auf. Er wußte nicht wie. Er wußte auch nicht, wie er zu laufen begann, aber er hörte deutlich, wie einer der Mechaniker rief:
    »Achtung! Da ist er. Will sich davonmachen!«
      Das stimmte nicht, denn er konnte gar nicht mehr gehen. Er hatte sich hinter einem Strauch niedergeworfen, aber dann waren Leute um ihn herum, und einer stürzte sich auf ihn wie auf ein gefährliches Tier und packte seine beiden Handgelenke.
    »Achtung! Auf dem anderen Gleis!…«
      Für ihn war alles aus. Er merkte nicht mehr, wie jetzt auf dem Gleis, das er sich gewählt hatte, ein Eilzug vorbeibrauste, daß er in ein Abteil zweiter Klasse gebracht wurde, wo ein Mann, eine Frau und der Zugführer sich um ihn bemühten.
    Na, wenn schon! Ihn ging das nichts mehr an.

    12

    Warum es nicht das gleiche ist, ob
    man einen Läufer in eine Tasse Tee
    oder in ein Glas Bier fallen läßt

    S ind ja selber schuld! Was ihn betraf, so ließ ihn das
        kalt, und er ging, in seinen blauen Mantel gehüllt, über den Bahnsteig der Gare de l’Est, durch ein Spalier von Neugierigen, die dichtgedrängt standen und Scherze machten.
      Gleichgültig gegenüber dieser niedrigen Neugier, bewahrte er seine Würde, und auch im Büro der Bahnhofpolizei ließ er sich nicht von seiner Ruhe abbringen, lehnte es ab, auf die Fragen, die man ihm stellte, zu antworten und begnügte sich, die Frager anzustarren, als wären sie mehr oder weniger unerwartete Erscheinungen. Da es sofort und ein für allemal klar war, daß sie niemals begreifen würden!
      Man wies ihm zum Schlafen eine Art Couch an, die schmal und hart war. Dann weckte man ihn wieder auf, um ihm die Sachen eines Bahnschaffners anzuziehen, die ihm zu klein waren, so daß er die Jacke nicht zuknöpfen konnte. Aber das war ihm egal.
      Es war schon fast Tag, als man ihm ein Paar Filzpantoffeln mit Ledersohlen brachte, denn Schuhe in seiner Größe hatte man nicht auftreiben können.
    Und immer noch waren es die anderen, die eingeschüchtert waren! In ihren Blicken war etwas wie ängstlicher Respekt, als habe er die Macht, sie zu verhexen!
      »Sie bleiben also dabei, uns

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