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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wohl früher oder später doch noch getrennt und sich mit einer schönen Summe abfinden lassen. Aber bei einem Blinden konnte sie das nicht machen. Was hätten denn die Nachbarn dazu gesagt?«
    Der Schnapper schnellte zurück. Ein kleiner Schubs, und die Tür war offen. Er tappte durch die dunklen Räume, bis er sie gefunden hatte. Lang ausgestreckt lag sie auf dem Bett. Ihr Haar leuchtete, als hätte sie eine Portion Sonnenlicht mit ins Haus gebracht.
    Geräuschlos legte er sich neben sie, rollte sich auf den Rücken und schlief ein. Vier Pfoten fuchtelten in der Luft herum und jagten im Traum den Mäusen nach.
    Er wachte von kaltem Metall auf, das an seine Nase stieß. Eine Lampe brannte. Er schielte zu dem Revolver hinüber, stellte sich auf die Hinterbeine und fing, ein bisschen unsicher auf der weichen Unterlage, prompt an zu tanzen. Aber da war sie schon aufgestanden und mit der Waffe in der Hand ins Nebenzimmer gegangen.
    Er sprang vom Bett und lief hinterher. Als sie an der Badezimmertür stehen blieb, rieb er seinen Kopf an einem nackten Fuß, der mit der Zärtlichkeit offenbar nichts anzufangen wusste, denn er stieß den Kater weg. Sie drückte auf den Schnapper der Badezimmertür. Einmal und noch einmal. »So schlau bist du also?«, sagte sie leise, was er mehr oder weniger korrekt als Lob deutete und mit lautem Schnurren quittierte.
    Sie nahm ihn auf den Arm, er räkelte sich genüsslich – und landete mit einem Plumps auf den Fliesen. Das Licht ging aus, die Tür schlug zu. Knolle saß allein im Dunkeln und überlegte, was er jetzt schon wieder falsch gemacht hatte.
    Charles hatte sich an einem einzigen Abend auf Lügen und auf Verrat eingelassen. Mallory, die Meisterlügnerin, konnte stolz darauf sein, wie weit er gekommen, wie tief er gesunken war. Aber sie würde nie etwas davon erfahren. Er hatte Slope versprechen müssen, den Mund zu halten. Eine stillschweigende Lüge …
    Kathy wäre sehr betroffen, wenn sie von dieser Einmischung, dieser Verschwörung gegen sie wüsste. Aber Slope würde mit Riker nie über diesen Abend sprechen. Niemand würde je etwas von Charles’ Lüge, von seinem Verrat erfahren. Und das würde zwangsläufig zu weiteren stillschweigenden Lügen führen.
    Er hatte nicht den Trost, sich als Buße von der Pokerrunde auszuschließen. Fragen würden gestellt werden, sie würde die Antworten herauslocken, es würde noch mehr Scherben geben. Mindestens einmal in der Woche, wenn er Edward Slope am Spieltisch gegenübersaß, würde er an seine Sünden erinnert werden.
    Auch Riker konnte er sich nicht anvertrauen, ohne sich in weitere Lügen zu verstricken. Und da er kein praktizierender Katholik war, blieb ihm auch der Weg zur Beichte verschlossen.
    Durch dieses komplizierte Netz fand der Schlaf nicht mehr zu ihm. Lange lag er wach, und als er dann doch einschlief, sah er ein kleines Mädchen vor sich, das durch die Dunkelheit lief und von dunklen Schatten – Spinnen vielleicht – verfolgt wurde. Dann kam sie auf dem Blut ins Rutschen – ja, auch Blut gab es in seinem Traum –, und er war mit einem Ruck wieder wach.
    Und dann hörte er Musik in seinem Kopf, und ehe es ihm gelang, sie wieder abzustellen, sagte Amanda: »Interessant, dass sie sich schlafend stellt, während ein anderes Kind umgebracht wird.«
    Bitte nicht … Ich mag nicht daran denken.
    »Du wirst nicht mehr davon loskommen, Charles. Diese Reaktion hättest du bei einem kleinen Mädchen nicht erwartet …«
    Mallory tut bis heute nie das, was man von ihr erwartet …
    Er hatte noch nicht gelernt, sein Geschöpf wieder wegzuschicken. Vielleicht verblasste der Wahn, wenn er nicht hinsah? Nein, mit diesem Trick klappte es auch nicht. Amanda bestand so hartnäckig auf einer Antwort wie eine wirkliche Frau.
    »In dem Film wird nicht gezeigt, wie Mallorys Mutter umgebracht wurde.« Charles richtete seine Worte an die Decke. »Das siehst du offenbar falsch.«
    »Meinst du?« Amanda blieb einen Moment lang stehen. »Sie hat sich tot gestellt, während ein Kind in ihrer unmittelbaren Nähe gefoltert wurde.«
    »Vielleicht hatte die Angst sie gelähmt. Es gibt keine Fakten, die –«
    »Lass endlich die Logik und die Fakten, Charles. Ein erfahrener Arzt, der den Film gesehen hat, kann bezeugen, dass sie sich tot gestellt hat. Wo hat sie das gelernt? Womöglich bei einem anderen Mord. Vielleicht ist ihre Mutter auf diese Art ums Leben gekommen. Und Justins Mutter auch.«
    Er rollte sich herum und wandte seinem gedachten

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