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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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seine Sachen an, das glatte, rosige Gesicht, die heilen Knie. Die Laufschuhe waren neu und völlig sauber.
    »Du bist ein Einzelgänger. Hast keine Freunde, treibst keinen Sport.«
    Er stand sehr gerade, mit straffen Schultern.
    »Du hast in der Schule militärischen Drill gelernt.« Er nickte zustimmend. »Und du verheimlichst mir etwas. Aber wenn du hinter dieser Show mit den fliegenden Bleistiften steckst, komme ich dir schon noch drauf.«
    »Was für einen Grund sollte ich denn haben? Alles wissen Sie eben auch nicht. Zum Beispiel, dass das Geld meiner Mutter –«
    »– für dich in einem Treuhandfonds angelegt ist. Den Fonds kontrolliert dein Vater.«
    »Und mich auch.«
    »Ich an deiner Stelle hätte mich ja auf ihn konzentriert. Der Mistkerl hätte bei mir keine Chance gehabt.«
    »Mistkerl ist der richtige Ausdruck. Ich mache mir echt Sorgen um meine Stiefmutter.«
    Mallory sah ihn an. Er log schon wieder.
    »Ja, okay«, räumte Justin schließlich ein. »Sie hat einen Knacks.«
    »Wie war deine richtige Mutter?«
    »Wie meine zweite, und meine zweite war wie die dritte. Sie hatte Angst vor allem und jedem. Mein Vater ist auf einen Typ festgelegt.«
    »Hatte deine richtige Mutter auch vor dir Angst?«
    Justin steckte die Hände tiefer in die Taschen, zog den Kopf ein, ließ die Unterlippe hängen und seufzte frustriert.
    Knolle kam herein. Mallory warf ihm einen warnenden Blick zu, und er setzte sich neben den Jungen. Jetzt waren zwei Augenpaare auf sie gerichtet. Beide erwarteten etwas von ihr.
    »Lass den Kater nicht raus, wenn du gehst«, sagte Mallory nur und drehte beiden entschlossen den Rücken zu. Zu dumm, dass die Videokamera nicht gelaufen war. Es war vielleicht doch besser, sie auf Dauerbetrieb zu schalten für den Fall, dass sie wieder mal unangemeldeten Besuch bekam.
    Die Wohnungstür schloss sich leise.
    »Einen Drink, Charles? Komm, mir zuliebe …«
    Effrim Wilde öffnete die Rauchglastür einer blitzenden Hausbar mit funkelnden Gläsern und einer stattlichen Flaschenbatterie. »Eleanor hat gesagt, ich soll nicht trinken, wenn ich solo bin, das sei der sicherste Weg zum Alkoholismus.«
    Er wandte sich ab, als gälte es, das Mixrezept eines Whisky-Soda vor unbefugten Blicken zu hüten.
    »Eleanor ist also wieder da?«
    »Ja. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich nun mit meinem Whisky, meinen Zigaretten und gutem Essen allein dasaß. Eine wahre Heilige, die Frau. Übers Wochenende habe ich ausschließlich von kalorienarmem Tapetenkleister gelebt.«
    Er reichte das eine Glas Charles und ging mit dem anderen zu seinem Sessel. Zwischen ihnen war die Rauchglasplatte des Schreibtisches, unter ihnen hochfloriger Teppichboden.
    Die Wände von Effrims Büro waren frisch gestrichen, in einem kränklich gelbgrünen Ton, den er wohl nur aushalten konnte, weil er täglich nicht mehr als ein paar Stunden hier verbrachte und ansonsten recht angenehm damit beschäftigt war, bei üppigen Geschäftsessen die Vorsitzenden von Spendenausschüssen und andere Geldgeber für sich zu gewinnen. Überall scharfe Kanten, kaltes Metall, spiegelndes Glas. An den Wänden hing moderne Kunst: zornig rote geometrische Formen und rabiate schwarze Striche. Das Büro sagte mehr über Eleanor als über Effrim aus.
    »Weiß Eleanor, dass du dich neuerdings für miese Zauberkunststücke interessierst?«
    »Der Junge ist also ein Schwindler?« Effrim heuchelte Überraschung. »Hoffentlich war die Erfahrung für dich nicht ganz wertlos.«
    »Noch bin ich nicht fertig mit ihm. Ich brauche ein paar Unterlagen von euch.«
    »Wende dich an meinen Assistenten. Die russischen und chinesischen Untersuchungsmethoden sind übrigens wirklich etwas lasch.«
    »Ich brauche die chinesischen Unterlagen über die Sukkubus-Experimente.«
    »Hat der Junge sein Programm ausgeweitet?«
    »Das nicht. Aber ich verfolge da noch einen anderen Gedankengang …«
    »Ich dachte, dieses bizarre Zeug ist nicht dein Fall. Bist du auf etwas Bestimmtes aus?«
    Charles rief sich mit seinem fotografischen Gedächtnis eine Seite aus einer Fachzeitschrift ins Gedächtnis, projizierte sie an die Wand hinter Effrims Kopf und überflog sie rasch. »Es gibt da das Experiment eines asiatischen Mönches, der sich unter Laborbedingungen einen Menschen erschaffen hat. Die Illusion war so echt, dass er seinem Schöpfer sogar blaue Flecken verpasst hat.«
    »Wenn du wieder zu uns kommst, Charles, dann kannst du nach Herzenslust in solch verrückten Sachen

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