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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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überlegte, ob sich wohl die Flüssigkeit gehalten hatte, kam Justin aus Versehen an die Mechanik einer anderen Kiste, aus der unvermittelt bunte Tücher schossen, sich blähten, langsam zur Decke stiegen, wieder heruntersanken und sich in einer seidigen Schicht auf den Boden legten.
    Erschrocken haschte Justin nach den herausquellenden Stoffbahnen und versuchte, sie wieder in die Kiste zu stopfen. Er sah Charles halb ängstlich, halb schuldbewusst an. »Tut mir leid, echt.«
    »Lass gut sein, Justin. Es ist ja nichts passiert.«
    »Sie sind mir nicht böse?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Aber Ihre Partnerin hasst mich.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Charles leuchtete mit der Taschenlampe in eine dunkle Ecke. »Welchen Grund sollte sie dazu haben?«
    »Mein Vater sagt, dass sich Hass immer gegen das kehrt, was ein Mensch an sich selbst nicht leiden kann.«
    »Im Prinzip stimmt das natürlich. Aber was sollte das bei Mallory sein?«
    Aus der Kommode, die in einem geöffneten Schiffskoffer stand, holte Charles eine vergilbte Streichholzschachtel.
    »Keine Ahnung. Ich kenne sie ja kaum.«
    »Sie ist eine Einzelgängerin. Wie du.« Charles verschwand aus dem matten Lichtkreis, den die Kugellampe warf, in der Dunkelheit und kam mit leeren Händen zurück. »Auch sie tut sich schwer im Kontakt mit anderen Menschen.«
    Aber das war wohl nicht alles. Da war etwas wie Übereinstimmung zwischen den beiden, für die er keine Erklärung fand.
    »Ich bin fertig, Justin. Kann’s losgehen?«
    Der Junge nickte.
    Ein greller Lichtschein flammte auf, und ein roter Feuerball rollte geradewegs auf sie zu. Einen Meter vor ihnen blieb er plötzlich stehen, stieg hoch und verlosch in der Dunkelheit.
    Justin pfiff anerkennend und klatschte Beifall.
    »Gut, nicht?«, sagte Charles zufrieden. »Dagegen sind fliegende Bleistifte Kinderkram. Die Kugel läuft auf einer Spur aus zwei Drähten. Es ist das einzige Kunststück dieser Art, das ich beherrsche, aber in den Kisten lagern jede Menge Zauberbücher, in denen kannst du stöbern, so viel du willst.«
    »Ach, ich weiß nicht … Vielleicht ist es für mich am besten, wenn ich so wenig Ahnung wie möglich von dem Zeugs habe. Warum denken eigentlich alle, dass ich hinter der Sache mit den Bleistiften stecke?«
    »Wenn man angebliche Gespenstererscheinungen oder sonstige übersinnliche Aktivitäten genauer unter die Lupe nimmt, stellt sich meist heraus, dass die Urheber Kinder sind, die hinter der Nachbargarage hocken und sich schlapplachen.«
    »Aber das mit den Bleistiften ist nicht zum Lachen. Sally ist total daneben, ich halt es einfach nicht mehr aus mit ihr. Ständig starrt sie mich an, keine Sekunde hab ich mehr meine Ruhe. Wenn diese Sachen passieren, sind wir immer alle drei beisammen, aber die Schuld krieg ich.« Justin gab einer der herumstehenden Kisten einen wütenden Tritt. »Das ist gemein. Ich brauche einfach jemanden, der auf meiner Seite ist.«
    Beide hatten das Geräusch zu ihrer Linken gehört. Charles wandte sich um. In der Zielscheibe steckte ein Messer. Die Klinge zitterte noch nach.
    Justins Augen weiteten sich. Das war kein fliegender Bleistift, kein Feuerball, der auf Drähten lief.
    »Jetzt glauben Sie mir bestimmt überhaupt nichts mehr«, stieß er hervor und rannte stolpernd davon.
    Charles hatte die Kellerräume noch so gut in Erinnerung, dass er mühelos zur Tür fand. Er hatte sie kaum aufgemacht, als Justin schon an ihm vorbeischoss und die eiserne Wendeltreppe hochhastete. Auf dem letzten Absatz fiel er hin. Charles half ihm auf und packte ihn bei den Schultern.
    »Alles in Ordnung?« Nein, nichts war in Ordnung. Justins Augen standen voller Tränen. Er ließ sich gegen Charles fallen, und der hielt ihn fest, bis das würgende Schluchzen aufgehört hatte.
    Die Stühle in Coffeys Büro waren streng nach Rangordnung aufgestellt, und Captain Judd Thomas vom Bezirk West Side saß genau in der Mitte. Er hatte sein diplomatisches Lächeln aufgesetzt. Ein schmales Lächeln, bei dem man die Zähne kaum sah und das signalisieren sollte, dass er fürs Erste Wert auf eine Begegnung ohne Blutvergießen legte.
    »Palanski will bei dem Fall mitmischen.«
    »Tut mir leid, Judd.« Jack Coffey war anzusehen, dass er – überarbeitet und personell unterbesetzt – nur den einen Wunsch hatte: das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    »Palanski hat so seine Methoden, an Informationen zu kommen …«
    »Wem sagen Sie das!«, warf Mallory

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