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Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Anarchisten. Das heißt: Leute, die da glauben, die Regeln all und die Formeln hätten das menschliche Glück untergraben. Leute, die da glauben, daß alles Menschenverbrechen aus dem System resultiert, das es eben – Verbrechen getauft hat. Leute, die da nicht glauben wollen, daß das Verbrechen die Strafe erzeugt. Sondern Leute, die da glauben, daß die Strafe das Verbrechen erzeugt hätte. Die glauben, daß, wenn ein Mensch sieben Frauen verführt, der natürlich so schuldlos daraus hervorginge wie eine Blume im Lenz. Glauben, daß, wenn ein Mensch maust, er von den exquisitesten Gefühlen beseelt ist ... Diese alle nenne ich das harmlose Lager.«
    »Oho!« sagte Syme.
    »Natürlich faselt diese Sorte Volks dann von ›einer glücklichen Zeit, die anbrechen wird‹, vom ›Paradies der Zukunft‹ und einer ›Menschheit jenseits von Gut und Böse und so weiter und so fort. Und gerad so faseln die Leute des inneren, Zirkels – die geweihte Priesterschaft. Und faseln so: damit ihnen der Pöbel Beifall schreit – zur glücklicheren Zukunft, zur Befreiung der Menschheit. Aber in ihren Mündern (und der Konstabler sprach leiser), in ihren Mündern verkehren sich diese Phrasen vom Glück heimlich in ein furchtbares Gegenteil. Die wissen von keinen Illusionen, die; die sind viel zu gescheit, als daß sie dächten, der Mensch könne sich jemals ganz von der Erbsünde befreien und über alle finstern Mächte Sieger sein. Wenn sie so reden, so meinen sie damit den Tod. Und wenn sie da sagen, daß die Menschheit dereinst frei werden würde, so meinen sie damit, die Menschheit soll Selbstmord begehen. Wenn sie vom Paradies und Jenseits von Gut und Böse daherreden, so meinen sie damit das Grab. Sie kennen nur zwei Ziele: erst die Humanität auszurotten und dann sich selber. Und darum auch ist es, daß sie Bomben werfen, statt mit Pistolen zu schießen. Die Laien, die sind immer enttäuscht, daß die Bombe den König unversehrt ließ; die hohe Priesterschaft aber jubelt, daß nur irgendwer dabei umkam.«
    »Wie kann ich Ihnen beitreten?« fragte Syme, in dem eine heftige Neigung erwachte.
    »Ich weiß ganz bestimmt, daß momentan eine Vakanz ist«, sprach der Blaue. »Indem ich nämlich die Ehre habe, bei meinem Chef, von dem ich Ihnen sprach, einigermaßen in Konfidenz zu stehen. Sie brauchen nur zu kommen und ihn zu sehen. Das heißt ... vielmehr ... ich wollte sagen ...: nicht sehen, denn niemand sieht ihn. Aber Sie können mit ihm sprechen, wenn Sie wollen.«
    »Telephonisch also?« inquirierte Syme voller Interesse.
    »Nein«, sagte der Blaue voller Gelassenheit, »er sitzt nur mit etwas wunderlicher Vorliebe allweil in einem – zappendusteren Raum. Das macht ihn heller im Kopf, wie er behauptet. Kommen Sie mit.«
    Denn doch etwas verwirrt, und ziemlich aufgeregt, wie du dir denken magst, ließ Syme es geschehen, daß er durch ein Seitentor in die lange Zeile der Londoner Kriminalpolizei-Gebäulichkeit nun verschleppt wurde. Und schier eh er wußte, was er tat, war er durch die Hände von ungefähr vier Intermediatbeamten gelaufen und fand sich auch schon – hast du nicht gesehen – in einem Raum, dessen abrupte Schwärze ihm wie ein jäher Brand aufflammte. Das war keine gewöhnliche Dunkelheit, darin man noch irgendwie hätte irgend etwas unterscheiden können: das war – als wie wenn du plötzlich mit Stockblindheit geschlagen wärest.
    »Sind Sie der neue Rekrut?« kam eine schwere Stimme her.
    Auf eine seltsame Weise, obschon in dem Duster nicht der Schatten eines Schattens zu unterscheiden war, konstatierte Syme diese zwei Tatsachen: erstens, daß die Stimme aus einem Menschen von massiver Statur kommen mußte – und zweitens, daß der Mensch mit dem Rücken zu ihm stand.
    »Sind Sie der neue Rekrut?« sagte der unsichtbare Chef, der von allem bereits zu wissen schien. »Dann ist alles in Ordnung. Sie sind engagiert.« Syme, den's beinah umschmiß, suchte ein wenig gegen diesen unwiderruflichen Satz aufzukommen. »Mir fehlt absolut jede Erfahrung«, fing er an. »Ich habe absolut keine Ahnung –«
    »Kein Mensch«, sprach der andere, »hat eine Ahnung von der Schlacht bei Harmageddon.«
    »Aber ich bin ganz und gar untauglich – –« »Sie sind willens – und das genügt«, sprach der Unbekannte.
    »Ja ja, das schon, aber –«, sprach Syme, »ich kenne kein Amt, zu dem man durch bloße Bereitwilligkeit schon befähigt wäre.«
    »Aber ich«, sprach der andere – »Das Martyrium. Den Märtyrertod,

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