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Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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den Socken – passen würden, der hat mich – bei Gott! – überhaupt mit keinem Auge sehen können!«
    Syme sah ihn blitzschnell an.
    »Wieso?« fragte er. »Ich dachte doch, Sie sprachen mit ihm?«
    »Tat ich auch«, sagte Bull strahlend, »aber wir sprachen uns in einem zappendustern Raum, so wie 'n Keller und so kühl wie 'n Keller. Was? Das hätten Sie in Ihrem ganzen Leben nicht vermutet?«
    »Das hätt ich mir niemals vorstellen können!« sprach Syme schwer.
    »Wirklich etwas absolut Neues!« sprach der Professor.
    Der neue Alliierte war in praktischen Dingen ein rechter Wirbelwind. Auf dem Auskunftsbureau verlangte er mit geschäftsmäßiger Kürze die Züge nach Dover. Und kaum hatte er Auskunft erhalten, packte er die ganze Gesellschaft in einen Fiaker und bugsierte sie und sich selber in einen Eisenbahnwaggon, noch ehe sie diesen atemlosen Prozeß eigentlich ganz begriffen hatten. Und eh die Unterhaltung wieder einigermaßen in Fluß kam, war man auch schon auf dem Boot nach Calais.
    »Ich hatte es schon so arrangiert«, explizierte er, »daß ich zum Lunch in Frankreich wäre. Aber ich bin entzückt, daß ich nun noch welche weiß, die mich nicht alleine lunchen lassen werden. Sie sehen, mir lags ob, dieses Biest von einem Marquis mitsamt seiner Bombe hier herüberzuschicken: weil nämlich der Präsident ein Auge auf mich hatte – obgleich Gott wissen mag, warum. Ich will Ihnen die Geschichte eines schönen Tags schon erzählen. Eine wahnsinnige Geschichte. So oft ich dem Präsidenten ausrücken wollte, sah ich ihn irgendwo, lächelte er entweder aus dem Erkerfenster eines Klubs auf mich herab oder zog seinen Hut vor mir von hoch oben auf einem Omnibus. Ich sage Ihnen, Sie können sagen was Sie wollen, aber der Bursche hat sich dem Teufel verkauft. Der kann auf sieben Plätzen auf einmal sein.«
    »Also ich verstehe, Sie schickten den Marquis bereits auf die Reise?« fragte der Professor. »Aber wann? Schon sehr lange? Haben wir noch Zeit? Kriegen wir ihn noch?«
    »Jawohl«, antwortete der neue Führer. »Ich hab schon alles so eingerichtet. Er wird noch in Calais sein, wenn wir ankommen.«
    »Ja, aber wenn wir ihn nun in Calais kriegen?« sprach der Professor, »was werden wir dann tun?«
    Bei dieser Frage geriet der Dr. Bull zum erstenmal aus seiner Contenance. Er dachte ein kleines nach und sagte dann:
    »Rein theoretisch – möchte ich vorschlagen – müßten wir die Polizei rufen.«
    »Aber ich nicht«, sprach Syme. »In Praktizierung solcher Theorie wär der erste, der aufgeschmissen wäre – ich. Ich versprach einem armen Burschen, einem wirklichen modernen Pessimisten, auf mein Ehrenwort, daß ich nichts der Polizei sage. Ich bin zwar kein Kasuistiker, aber einem modernen Pessimisten breche ich mein Wort auf keinen Fall. Das wär, als ob ich einem kleinen Kinde mein Wort bräche.«
    »Ich sitze in derselben Tinte«, sprach der Professor. »Ich versuchte es schon der Polizei anzuzeigen, aber ich konnte es nicht ... mich bedrückt nämlich ein zu blödsinniger Eid. Sie sollen wissen, daß ich, als ich noch Schauspieler war, durch die Bank ein Luder war. Ein Meineid, ein Hochverrat – das ist das einzige Verbrechen, das ich noch nicht begangen habe. Wenn, – dann soll ich den Unterschied zwischen Recht und Unrecht nicht mehr kennen!«
    »Ich bin mit all solchem fertig«, sprach Dr. Bull. »Und ich habe mich entschlossen. Ich gab mein Versprechen dem Sekretär – Sie kennen ihn. Dem Mann, der die eine Wange hinauf- und die andere hinablacht. Liebe Freunde, dieser Mann ist der unglücklichste Mensch, den die Erde je getragen. Mags von wegen seiner schlechten Verdauung sein oder von wegen seinem Gewissen, sei's, daß es seine Nerven sind oder seine Philosophie des Universums – er ist auf jeden Fall verdammt und hat die Hölle schon auf Erden! Und also – also kann ich mich nicht gegen einen solchen Mann wenden und ihn zu Tode hetzen. Das war gleichbedeutend mit – mit dem Aussatz geschlagen werden. Das mag verrückt von mir sein, aber so fühl ichs nun einmal. Punktum. Streusand drauf.«
    »Ich würde mir das. nicht erlauben und Sie deswegen für verrückt halten«, sprach Syme. »Ich wußte übrigens, daß Sie sich so entscheiden würden, wenn Sie erst – –«
    »Hm?« sprach Dr. Bull.
    »Wenn Sie erst mal Ihr Brillenzeug abgelegt haben würden.«
    Dr. Bull lächelte ein wenig und schlenderte dann quer über Deck – die See im Sonnenlicht zu betrachten. Dann kehrte er um und kam

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