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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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und fror, obwohl er lange Unterhosen und einen Fleecepullover unter der Daunenjacke trug. Er wärmte sich am Kaffeebecher. Tagsüber spürte man den ersten Anflug richtiger Frühjahrswärme, aber die Abende und Nächte waren noch immer kalt.
    Haraldsson war der Meinung, in höchstem Maße daran beteiligt gewesen zu sein, dass Johansson heute zur Fahndung ausgeschrieben worden war. Mehr als beteiligt. Sein Einsatz war unmittelbar entscheidend gewesen. Es war seiner Tatkraft zu verdanken, dass sie den Absender der Mail gefunden hatten, welche die Reichsmordkommission zur Palmlövska-Schule führte und weiter zu dem gefeuerten Hausmeister. Torkel hatte ihm zwar zugenickt und leicht gelächelt, als er am Nachmittag an ihm vorbeiging, aber das war auch alles. Davon abgesehen hatte ihm niemand die Anerkennung zuteilwerden lassen, die ihm als demjenigen zustand, der mit der entscheidenden Information zum Durchbruch im Fall Roger beitrug. Haraldsson begriff, dass ihm nie jemand für seine Arbeit danken würde. Jedenfalls nicht Torkel und seine Kollegen. Wie würde das auch aussehen, wenn eines der lokalen Talente den Fall vor den Augen der Reichsmordkommission löste? Bevor er nach Hause gehumpelt war, hatte Haraldsson sich bei Hanser erkundigt, ob die Fahndung auch eine ständige Bewachung der Wohnung des Verdächtigen zur Folge hatte. Das war nicht der Fall. Der Fahndungsaufruf war in der ersten Phase nur intern rausgegangen, damit die Beamten bei ihren normalen Streifen und Einsätzen besonders wachsam waren. Außerdem hatte man Nachbarn, Freunde und Verwandte kontaktiert und ihnen mitgeteilt, dass man nach Axel suchte – um mit ihm zu sprechen. Man hatte peinlich genau darauf geachtet zu unterstreichen, dass derzeit keinerlei Verdacht gegen ihn bestand. Wie man weiter vorgehen und ob man die Wohnung bewachen sollte, würde die Reichsmordkommission in der nächsten Zeit entscheiden.
    Haraldsson hingegen traf seine Entscheidung sofort. Dieser Mann versteckte sich doch ganz offensichtlich. Ein Unschuldiger würde sich nicht verstecken, und was Haraldsson in seiner Freizeit tat und wie er die Nacht verbrachte, war ja wohl seine Sache. Also saß er hier in seinem Toyota und fror.
    Er spielte mit dem Gedanken, das Auto zu starten und eine Runde zu fahren, um zu heizen, aber dann bestand nun mal das Risiko, Axel Johansson zu verpassen, wenn er nach Hause käme. Und den Motor für einige Minuten einfach so laufen zu lassen, daran war nicht zu denken. Teils, weil der Verdächtige darauf aufmerksam werden könnte, dass so spät am Abend ein Auto vor seiner Tür stand und tuckerte. Teils, weil es innerhalb der Stadt verboten war, den Motor länger als eine Minute im Stand laufen zu lassen. Das war zwar nur eine kleine Ordnungswidrigkeit, aber dennoch. Gesetze und Regeln waren da, um befolgt zu werden. Und betrachtete man das Ganze erst unter dem Aspekt des Umweltschutzes, war es völlig verwerflich. Um sich aufzuwärmen, goss Haraldsson noch mehr Kaffee in die Tasse und umklammerte sie. Er hätte Handschuhe mitnehmen sollen. Er wärmte die Hände auch mit seinem Atem und betrachtete die Kompresse auf seinem Handrücken. Jenny hatte sich von hinten angeschlichen, als er gerade den Kaffee in die Thermoskanne gegossen hatte, und er hatte vor Schreck einen Satz gemacht, als sie ihre Hände auf seinen Bauch gelegt und sie schnell nach unten hatte wandern lassen. Im Bad hatte er die kleine Brandwunde mit Xylocainsalbe und einer Kompresse behandelt. Jenny hatte ihm Gesellschaft geleistet, und als er die leere Kompressenpackung im rostfreien Mülleimer im Badezimmer entsorgt hatte, schmiegte sie sich erneut von hinten an ihn und erkundigte sich, ob er es sehr eilig hätte.
    Sie trieben es in der Dusche. Anschließend musste er die durchweichte Kompresse wechseln und die Wunde neu einreiben. Trotz Duschsex hatte Jenny enttäuscht ausgesehen, als er ging, und ihn gefragt, wann er wiederkäme. Ob er vielleicht für eine halbe Stunde nach Hause käme, bevor er morgen wieder zur Arbeit führe. Hoffnungsvoll. Haraldsson zweifelte daran. Er hatte vor, direkt zum Präsidium zu fahren. Sie würden sich ganz einfach morgen Abend wiedersehen. Küsschen und Tschüss.
    Er dachte darüber nach, als er einen Schluck des abkühlenden Kaffees trank. Jenny war sauer gewesen, als er ging. Er wusste es. Und jetzt saß er hier und war sauer, weil sie sauer war. Er wollte wirklich … falsch. Er
musste
den Mord an Roger Eriksson aufklären, aber es schien,

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