Der Mann, der kein Mörder war
ihm gewesen ist, als er neu an der Palmlövska war. Ich habe ihm sogar selbst geraten, Peter aufzusuchen. Aber ich wusste nicht, dass er immer noch zu ihm ging.»
Vanja notierte sich Peter Westins Kontaktdaten, die Beatrice ihr durchgab, und dankte ihr für die Hilfe. Dann rief sie ihn an. Niemand ging ans Telefon, aber der Anrufbeantworter teilte ihr mit, dass die Praxis um 9 Uhr öffnete, und ein kurzer Blick auf den Stadtplan verriet ihr, dass sie nur zehn Minuten von der Schule entfernt lag. Roger hatte in seiner Freistunde unbemerkt dort hingehen können, und wenn es etwas gab, das man auf jeden Fall mit einem Psychologen besprach, dann waren es Geheimnisse. Etwas, worüber man mit niemandem sonst sprechen wollte.
Ihr Handy piepste. Eine SMS .
Habe Axel Johanssons Ex ausfindig gemacht. Willst du mitkommen und mit ihr sprechen?/Billy
Eine schnelle Antwort.
YES
.
Diesmal fügte sie einen Smiley ein.
Axel Johanssons Exfreundin Linda Beckman war gerade auf der Arbeit gewesen, als Billy sie anrief. Sie hatte mehrmals darauf hingewiesen, dass sie nicht mehr mit Axel zusammen sei und nicht wisse, wo er sich derzeit aufhielt oder was er gerade trieb. Es hatte Billy viel Überzeugungskraft gekostet, sie zu einem Treffen zu überreden. Als sie sich am Ende darauf einließ, konnte sie unter keinen Umständen aufs Polizeipräsidium kommen. Wenn sie heute Abend mit ihr sprechen wollten, müssten sie sie auf der Arbeit besuchen, dann würde sie eine kurze Pause einlegen. Also saßen Vanja und Billy jetzt am Tisch einer Pizzeria am Stortorget. Sie bestellten sich jeder eine Tasse Kaffee.
Linda kam und setzte sich ihnen gegenüber. Sie war eine blonde, ziemlich durchschnittliche Frau um die dreißig. Ihre Haare waren schulterlang, mit einem Pony, der direkt über ihren blaugrauen Augen endete. Sie trug einen schwarz-weiß gestreiften, engen Strickpullover, der ihrer Figur nicht gerade schmeichelte, und einen kurzen, schwarzen Rock. Um ihren Hals baumelte ein Goldherz an einer dünnen Kette.
«Ich habe eine Viertelstunde.»
«Dann versuchen wir, das Ganze in einer Viertelstunde abzuhandeln», sagte Billy und griff nach dem Zucker. Er nahm immer Zucker in den Kaffee. Und nicht gerade wenig.
«Wie ich schon am Telefon sagte, würden wir gern ein bisschen mehr über Axel Johansson erfahren.»
«Aber Sie haben nicht gesagt, warum.»
Vanja ergriff das Wort. Sie hatte nicht vor zu erzählen, was sie über Axels Nebeneinkünfte wussten, bevor sie ein Gefühl für Lindas Einstellung zu ihrem Ex bekommen hatten. Daher begann Vanja lieber vorsichtig.
«Wissen Sie, warum man ihn gefeuert hat?»
Linda lächelte die Polizisten an. Sie hatte genau erfasst, worum es ging.
«Ja, wegen des Alkohols.»
«Alkohol?»
«Er hat ihn an die Jugendlichen weiterverkauft. Dieser Idiot!»
Vanja sah Linda an und nickte. Axel schien in ihr keine Verbündete zu haben.
«Richtig.»
Linda schüttelte resigniert den Kopf, als wolle sie ihre negative Einstellung zu Axels Geschäften noch verdeutlichen.
«Ich habe ihm ja gesagt, dass es dumm ist. Aber glauben Sie, er hätte auf mich gehört? Und dann wurde er gefeuert, genau, wie ich es vorausgesagt habe. Dieser Volltrottel.»
«Hat er jemals von einem Roger Eriksson erzählt?», fragte Vanja hoffnungsvoll.
«Roger Eriksson?» Linda schien nachzudenken, aber ihre Mimik ließ keine Rückschlüsse zu, ob sie ihn kannte.
«Ein sechzehnjähriger Junge», ergänzte Billy und schob ihr das Foto von Roger über den Tisch zu.
Linda nahm das Bild und betrachtete es. Jetzt erkannte sie ihn wieder.
«Der tote Junge?»
Vanja nickte.
Linda sah sie an.
«Ja, ich glaube, er war mal da.»
«Wissen Sie, warum die beiden sich trafen? Kaufte er Alkohol von Axel?»
«Nein, das glaube ich nicht. Er war eher zum Reden da. Soweit ich weiß, hatte er nichts dabei, als er ging.»
«Und wann war das?»
«Vor zwei Monaten vielleicht, ich bin kurz danach ausgezogen.»
«Haben Sie Roger mehr als einmal gesehen? Denken Sie nach, es ist wichtig.»
Linda schwieg eine Zeitlang. Dann schüttelte sie den Kopf. Vanja wechselte das Thema.
«Wie hat Axel Ihren Auszug verkraftet?»
Linda schüttelte erneut den Kopf. Das schien ihre normale körperliche Reaktion zu sein, wenn sie an Axel dachte.
«Das war ein Aha-Erlebnis für mich. Er wurde weder wütend noch traurig noch irgendwas. Er tat nichts, um mich zum Bleiben zu bewegen. Er machte einfach nur weiter. Als würde es keine Rolle spielen, ob ich da
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