Der Mann, der kein Mörder war
bin oder nicht. Es war einfach unglaublich.»
Als sich Vanja und Billy zwanzig Minuten später bei Linda Beckman bedankten und zum Polizeipräsidium zurückgingen, hatte das Bild von Axel Johansson nicht nur Konturen angenommen, nein, es stimmte bis ins letzte Detail.
Zu Beginn war Axel der perfekte Gentleman gewesen. Aufmerksam, großzügig, witzig. Schon nach wenigen Wochen war Linda bei ihm eingezogen. Da war es noch immer schön mit ihm, zumindest anfangs. Dann waren nach und nach Dinge vorgefallen. Zunächst nichts Ernstes. Ein bisschen weniger Geld im Portemonnaie, als sie gedacht hatte, solche Dinge. Dann verschwand ein Schmuckstück, das sie von ihrer Oma geerbt hatte, und sie hatte allmählich eingesehen, dass ihre Beziehung für Axel vor allem eine Möglichkeit darstellte, um sich zu bereichern. Linda hatte ihn zur Rede gestellt, und er hatte Reue gezeigt. Angeblich hatte er Spielschulden und gefürchtet, dass sie ihn verlassen würde, wenn er es ihr gestand. Deshalb tat er alles, um die Schulden zu begleichen. Einzig und allein für einen Neuanfang mit Linda. Keine Altlasten im Gepäck. Sie hatte seine Erklärung geschluckt. Doch schon bald gab es neue Rückfälle, bei denen Geld verschwand. Und als sie einen versteckten Mietnachweis fand und entdeckte, dass sie in Wirklichkeit die volle Miete zahlte und nicht die Hälfte, wie sie immer geglaubt hatte, brachte dies das Fass zum Überlaufen. Dann verpasste Linda dem Bild von Axel noch einen farbigen Anstrich: Das Sexleben war mies gewesen. Er hatte nur selten Interesse, und wenn es doch mal dazu kam, war er dominant. An der Grenze zum Gewalttätigen. Er wollte sie immer nur von hinten nehmen, wobei er ihr Gesicht in die Kissen drückte. Too much information, dachte Vanja, nickte Linda jedoch aufmunternd zu. Axel war immer zu merkwürdigen Zeiten unterwegs, manchmal nächtelang, und kam erst frühmorgens oder sogar erst am späten Vormittag zurück. Die Zeit, die er nicht in der Schule arbeitete, verbrachte er damit, unterschiedliche Methoden zu erkunden, um Geld zu scheffeln. Axels Welt drehte sich ausschließlich darum, das System zu hintergehen.
Nur Idioten machen, was die da oben sagen,
war sein Motto. Er hatte sich nur an der Palmlövska beworben, weil die Schüler dort reiche Eltern hatten und strenger erzogen wurden, Axels Meinung nach also weniger Probleme hatten. Denn diese Familien neigten tendenziell dazu, Probleme im Stillen zu lösen. Genau wie der Rektor es am Ende getan hatte.
Verkauf immer denen was, die am meisten bezahlen können und am meisten verlieren würden, wenn man sie entdeckt.
Das hatte er gesagt. Aber Linda bekam nie Geld zu sehen. Das war von allen Dingen am schwierigsten zu begreifen. Trotz all seiner «Geschäfte» war Axel permanent blank. Wohin das ganze Geld verschwand, stellte ein großes Rätsel für sie dar. Er schien nur wenige Freunde zu haben, und über diese wenigen fluchte er immer, weil sie ihm kein Geld leihen wollten. Und wenn sie es doch einmal taten, fluchte er darüber, dass sie es zurückhaben wollten. Er war immer unzufrieden, mit allem und jedem.
Die wichtigste Frage für Vanja und Billy war, was Roger mit Axel zu tun hatte. Roger war bei ihm zu Hause gewesen, das wussten sie jetzt. Hatte es einen Vorfall gegeben, weswegen Roger einige Wochen später für Axels Rausschmiss gesorgt hatte? Das wäre auf jeden Fall ein denkbares Szenario. Als sich Vanja und Billy an diesem Abend trennten, waren sie ziemlich zufrieden mit der Arbeit des Tages. Axel Johansson war interessanter geworden. Und morgen würden sie einem Psychologen mit den Initialen PW einen Besuch abstatten.
Torkel nickte der Frau an der Rezeption zu und ging zum Aufzug. Als er die Schlüsselkarte in das Lesegerät im Lift steckte, zögerte er kurz, bevor er den Knopf mit der Vier drückte. Er hatte das Zimmer 302, Ursula wohnte im vierten Stock. Aus den Lautsprechern drangen die Rolling Stones. Sie waren das Härteste gewesen, was er in seiner Jugend gehört hatte, erinnerte sich Torkel. Und heutzutage war das Fahrstuhlmusik. Die Türen glitten auf, und Torkel blieb stehen. Sollte er es versuchen? Er wusste ja nicht, ob sie immer noch böse auf ihn war, er vermutete es nur. An ihrer Stelle wäre er immer noch wütend. Aber er konnte es ebenso gut direkt herausfinden. Torkel ging den Flur entlang bis zu Raum 410 und klopfte. Es dauerte einige Sekunden, bis Ursula öffnete. Ihr vollkommen neutraler Gesichtsausdruck bot Torkel einen
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