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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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der Feuerwehr beworben hatte. Sie hatten sich kennengelernt, als sie noch beim SKL war. Damals hatten sie gemeinsam an einem komplizierten Fall gearbeitet, ein Flugzeug war über Sörmland abgestürzt, und der Pilot stand unter dem Verdacht, seine Frau vergiftet zu haben. Sundstedt und Ursula waren sich auf Anhieb sympathisch gewesen. Er war vom gleichen Schlag wie sie, er hatte keine Angst davor, zuzupacken, und ließ sich nicht alles gefallen. Sundstedt hatte sie sofort entdeckt, als sie aus dem Auto stieg, und ihr zugewinkt.
    «Oho, solch hoher Besuch, was verschafft mir die Ehre?»
    «Das müsste ich dich fragen.»
    Sie umarmten sich freundschaftlich und wechselten schnell ein paar Worte darüber, wie lange sie sich schon nicht mehr gesehen hatten. Dann reichte er ihr einen Schutzhelm und ließ sie hinter die Absperrung.
    «Du arbeitest also immer noch bei der Reichsmordkommission?»
    «Ja.»
    «Seid ihr wegen dem Mord an dem Jungen hier?»
    Ursula nickte. Sundstedt deutete mit dem Kopf zu dem zerstörten Haus.
    «Glaubt ihr denn, dass eine Verbindung besteht?»
    «Wir wissen es nicht. Konntet ihr die Leiche schon bergen?»
    Er schüttelte den Kopf und führte sie um das Haus herum. Dort parkte Sundstedts Wagen, aus dem er einen feuerfesten Mantel hervorkramte und ihn Ursula reichte.
    «Zieh den mal über. Ich kann dir genauso gut gleich zeigen, wo das Opfer liegt, du nörgelst ja doch nur herum, wenn du nicht von Anfang an dabei sein darfst.»
    «Ich nörgele nicht, ich beschwere mich. Und zwar zu Recht. Das ist ein Unterschied.»
    Sie lächelten sich an und setzten ihren Weg zum Haus fort, das sie durch die Maueröffnung betraten, in der vorher die Haustür gewesen war. Jemand hatte sie in den Flur geworfen. Die Küchenmöbel waren von den Flammen verschont geblieben und sahen aus, als warteten sie nur darauf, dass sich jemand darauf niederließ. Der Fußboden hingegen war von rußigem Wasser bedeckt, das noch immer durch die Decke leckte und die Wände hinabrann. Sie gingen die Treppe hoch, die vom Wasser rutschig war. Der beißende Gestank nahm immer mehr zu, er brannte in Ursulas Nase, und ihre Augen tränten leicht. Obwohl Ursula schon viele Brände gesehen hatte, war sie jedes Mal von neuem fasziniert. Feuer verwandelte das Alltägliche auf eine erschreckende und gleichzeitig beinahe verführerische Weise. Zwischen den Trümmern stand ein unversehrter Sessel. Dahinter, wo vorher eine Außenwand gewesen war, kamen nun der Garten und das Nachbarhaus zum Vorschein. Die Vergänglichkeit des Lebens traf auf die Überreste eines Alltags. Sundstedt wurde langsamer und bewegte sich mit größerer Vorsicht. Er gab Ursula ein Zeichen, dass sie stehen bleiben sollte, wo sie war. Der Fußboden knackte bedenklich unter Sundstedts Gewicht. Er deutete auf ein weißes Tuch, das neben den Überresten eines Bettes lag. Teile des Daches waren eingestürzt, über ihnen war der Himmel sichtbar.
    «Hier ist die Leiche. Wir müssen den Boden abstützen, bevor wir sie bewegen können.»
    Ursula nickte, ging in die Hocke und holte ihre Kamera hervor. Sundstedt wusste, was sie vorhatte, und beugte sich wortlos nach vorne, fasste den nächstgelegenen Zipfel des Tuchs und zog es beiseite. Es kamen vor allem verkohlte Holzbalken sowie zertrümmerte und unversehrte Dachziegel zum Vorschein. Doch darunter ragte etwas hervor, was eindeutig als Fuß erkennbar war. Er war schwarz vom Feuer, doch das Fleisch war nicht verbrannt. Ursula machte eine Reihe Bilder. Sie begann mit den großen Gesamtaufnahmen. Als sie sich vorsichtig dem Fuß näherte, um Nahaufnahmen zu machen, nahm sie durch den stechenden Brandgeruch einen süßlicheren Gestank wahr, der wie eine Kombination aus Leichenhaus und Waldbrand roch. Man konnte sich im Laufe seiner Arbeit an vieles gewöhnen, aber die Gerüche waren am schwersten zu ertragen.
    Sie schluckte.
    «Der Größe des Fußes nach zu urteilen handelt es sich vermutlich um einen erwachsenen Mann», begann Sundstedt. «Soll ich dir dabei helfen, eine Gewebeprobe zu nehmen? Am Knöchel sind noch einige weiche Partien übrig.»
    «Das kann ich später machen, wenn es nötig ist. Es würde mir mehr helfen, wenn wir einen Zahnabgleich machen könnten.»
    «Es wird wie gesagt ein paar Stunden dauern, bis wir ihn bergen können.»
    Ursula nickte.
    «In Ordnung. Falls ich dann nicht mehr hier sein sollte, ruf mich bitte gleich an.»
    Sie kramte eine Visitenkarte hervor und reichte sie Sundstedt. Er steckte sie in die

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