Der Mann, der kein Mörder war
und sie hatten bereits mehr erfahren, als sie sich erhofft hatten. Daher bedankten sie sich und kehrten zum Auto zurück. Sebastian warf einen letzten Blick über die Schulter zurück auf Vater und Sohn, die am Ufer standen und ihnen nachsahen.
Ein beschützender, liebender Vater und sein Sohn.
Hier war kein Platz für andere.
Vielleicht hatte nicht Sebastian Beatrice verführt.
Vielleicht war es umgekehrt gewesen.
Auf dem Rückweg von Lilla Blacken entschied Vanja, noch einen Abstecher zu Peter Westins Haus im Rotevägen zu machen. Es war kein großer Umweg. Ihre Irritation über Westins Unfähigkeit, sie zurückzurufen, war inzwischen einer leisen Besorgnis gewichen. Immerhin war seither ein ganzer Vormittag verstrichen. Ihre Sorge erwies sich schon bald als berechtigt. Als sie sich der Adresse näherten, drang ein beißender Brandgeruch ins Auto. Durch das Seitenfenster sah Vanja eine schwache, schwarzgraue Rauchsäule zwischen den Bäumen und Häusern aufsteigen. Sie drosselte das Tempo und bog links in eine Querstraße ein, dann wieder links in den Rotevägen. Es war eine von Kastanien gesäumte Straße mit Einfamilienhäusern, deren Beschaulichkeit durch die große Anzahl von Feuerwehrwagen mit Blaulicht gestört wurde, die weiter hinten den Weg blockierten. Feuerwehrmänner liefen hektisch mit ihren Gerätschaften hin und her. Hinter der Absperrung hatten sich Trauben Schaulustiger gebildet. Jetzt wurde sogar Sebastian wach.
«War das etwa unser Ziel?»
«Ich glaube schon.»
Sie stiegen aus dem Wagen und gingen mit schnellen Schritten auf das Haus zu. Je näher sie kamen, desto schlimmer wurde das Szenario. Auf der einen Seite des Obergeschosses fehlten große Teile der Außenwand, dahinter kamen schwarze, verbrannte Möbel und verkohlte Trümmer zum Vorschein. Stinkendes, rabenschwarzes Wasser lief über die Straße und versickerte in den Gullys. Der Geruch wurde immer stechender. Ein halbes Dutzend Feuerwehrleute war mit den letzten Löscharbeiten beschäftigt. An dem grauen Zaun, der vermutlich dieselbe Farbe hatte wie das Haus vor dem Brand, hing ein Schild mit der Nummer 12. Es war Peter Westins Adresse.
V anja zeigte ihre Dienstmarke und durfte nach einigen Minuten mit dem Koordinator der Löscharbeiten sprechen, der Sundstedt hieß. Er war ein Mann in den Fünfzigern mit einem Schnauzer und einer glänzenden Jacke, deren Aufschrift ihn als Einsatzleiter auswies. Er wunderte sich darüber, dass bereits Zivilbeamte vor Ort waren, obwohl er die Polizei gerade erst telefonisch über den Fund einer Leiche im Obergeschoss informiert hatte. Vanja erstarrte.
«Könnte es sich um den Mann handeln, der hier wohnte? Um Peter Westin?»
«Das wissen wir nicht mit Sicherheit, aber es ist wahrscheinlich. Die Leiche wurde in den Überresten des Wohnzimmers gefunden», sagte Sundstedt und berichtete, dass einer der Feuerwehrmänner einen verkohlten Fuß entdeckt hatte, der unter dem eingestürzten Dach herausragte. Sie würden versuchen, die Leiche so schnell wie möglich zu bergen, aber die Löscharbeiten seien noch im vollen Gange und es drohe Einsturzgefahr, sodass es noch einige Stunden dauern könne.
Der Brand war am frühen Morgen ausgebrochen und der Notruf um 4:17 Uhr bei der Feuerwehr eingegangen. Der Nachbar hatte sie alarmiert. Als die Löschmannschaften eintrafen, standen bereits große Teile des Obergeschosses in Flammen, und sie mussten sich darauf konzentrieren, ein Übergreifen des Feuers auf das umliegende Viertel zu verhindern.
«Haben Sie den Verdacht, dass es sich um Brandstiftung und gezielten Mord handeln könnte?»
«Es ist noch zu früh, um Genaueres sagen zu können, aber der eindeutige Brandherd und die schnelle Ausbreitung deuten darauf hin.»
Vanja sah sich um. Sebastian war zu einer Gruppe schaulustiger Nachbarn gegangen, die ein Stück entfernt stand. Offenbar unterhielt er sich mit einigen von ihnen. Vanja holte ihr Handy hervor und rief Ursula an, erklärte ihr die Situation und bat sie, so schnell wie möglich zu kommen. Anschließend versuchte sie Torkel zu erreichen, der jedoch nicht ans Telefon ging. Sie hinterließ eine Nachricht auf seiner Mailbox.
Sebastian nickte den Nachbarn zu, mit denen er gerade geredet hatte, und ging zu Vanja zurück.
«Ein paar von denen sagen, dass sie Westin gestern am späten Abend noch gesehen haben und dass er heute Nacht hier war. Er übernachtete immer zu Hause.»
Sie sahen sich an.
«Das ist ein bisschen zu viel des
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