Der Mann, der kein Mörder war
Zimmer.»
«Waren die alle schon um halb neun belegt?»
«Sie meinen abends?»
Billy nickte. Die Frau recherchierte erneut im Computer. Nach einiger Zeit fand sie, wonach sie suchte.
«Nein, zu diesem Zeitpunkt erst sieben.»
«Über diese Gäste brauchen wir alle Informationen, die Sie haben.»
Die Frau runzelte besorgt die Stirn.
«Sind Sie ganz sicher, dass Sie dafür nicht irgendein Dokument brauchen? Ein Formular oder so?»
Vanja beugte sich vor.
«Das wäre mir neu.»
Aber die Frau hatte sich bereits entschieden. Zwar kannte sie sich mit den Datenschutzgesetzen nicht sonderlich gut aus, aber sie hatte im Fernsehen gesehen, dass die Polizei für alles Mögliche verschiedene Genehmigungen vorweisen musste. Sie musste ihre Kunden ja nicht gleich ausliefern, nur weil sie darum gebeten wurde. Sie würde standhaft bleiben.
«Doch, so ist es. Sie brauchen eine Erlaubnis.»
Vanja sah zunächst die Frau wütend an, dann Billy.
«In Ordnung, wir kommen mit einer Genehmigung zurück.»
Die Frau nickte zufrieden. Gut so. Sie hatte das Privatleben ihrer Gäste geschützt und damit auch das Recht auf Meinungsäußerung gewahrt, fand sie.
Doch die Polizistin sprach weiter:
«Dann bringen wir auch gleich einen Steuerfahnder mit, wenn wir sowieso schon einmal da sind. Und vielleicht noch jemandem vom Gesundheitsamt, denn Sie sind bestimmt auch für das Restaurant verantwortlich?»
Die Frau hinter der Rezeption schaute etwas verunsichert drein. Das konnten die doch nicht einfach so machen? Der männliche Polizist sah sich um und ergänzte den Satz mit ernstem Nicken.
«Wir dürfen den Brandschutz nicht vergessen. Wie ich sehe, müssten die Notausgänge dringend mal kontrolliert werden. Denn Sie scheinen ja sehr um das Wohl Ihrer Gäste besorgt.»
Dann gingen die beiden zur Tür.
Die Frau an der Rezeption zögerte.
«Warten Sie. Ich will Ihnen die Arbeit nicht unnötig erschweren. Ich kann Ihnen eine Kopie der Gästedaten ausdrucken.»
Sie lächelte die Polizisten dümmlich an. Ihr Blick fiel auf die aufgeschlagene Zeitung. Plötzlich erkannte sie ihn wieder. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Eine Mischung aus Nervenkitzel und Triumph. Eine Chance, ein paar Pluspunkte zu sammeln. Vielleicht konnte sie die Polizisten dazu bringen, die Sache mit dem Gesundheitsamt zu vergessen. Sie sah die Polizistin an, die sich umgewandt hatte.
«Er war letzten Freitag da.»
Die Polizistin kam mit einem neugierigen Blick auf sie zu.
«Was haben Sie da gesagt?»
«Ich habe gesagt», sie tippte auf die aufgeschlagene Zeitung, «dass er letzten Freitag hier war.»
Vanja zuckte zusammen, als sie das Bild sah, auf das die Frau hinter dem Tresen deutete.
I n dem großen Konferenzraum herrschte eine Anspannung, die es vorher nicht gegeben hatte. Es waren viele Fragen offen, der Fall hatte sich in verschiedene Richtungen weiterentwickelt, und plötzlich waren sie gezwungen, Prioritäten zu setzen. Die letzte Neuigkeit war die Behauptung der Rezeptionistin, sie habe letzten Freitag im Motel eindeutig Ragnar Groth gesehen, den Rektor des Palmlövska-Gymnasiums. Und zwar nicht zum ersten Mal. Er kam in regelmäßigen Abständen dorthin. Bezahlte immer in bar und nannte sich Robert Soundso. Letzten Freitag hatte sie ihn nur im Vorbeigehen gesehen, als er auf dem Weg zu den Zimmern auf der linken Seite war, er hatte nicht selbst eingecheckt. Die Frau war immer davon ausgegangen, dass der Mann sich mit einer Geliebten träfe. Es gab ja einige Personen, die das Motel für solche Gelegenheiten nutzten, das las man zwar nicht in ihrer Werbung, aber es war dennoch eine Tatsache. Sebastian schmunzelte insgeheim. Die Sache wurde immer besser, ausgerechnet der pedantische Rektor Groth entpuppte sich möglicherweise als einer, der Dreck am Stecken hatte. Torkel sah Vanja und Billy an und nickte ihnen voller Stolz zu.
«Okay, gute Arbeit. Der Rektor hat für uns also ganz klar Priorität. Soweit ich sehe, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass Roger und er sich am Tag des Mordes am selben Ort aufgehalten haben.»
Billy zog ein Bild von Ragnar Groth hervor und reichte es Torkel.
«Kannst du das bitte noch aufhängen? Ich bin bisher nicht dazu gekommen. Das Interessante dabei ist, dass sowohl Roger als auch Peter Westin eine Verbindung zum Rektor hatten. Westin hatte eine Vereinbarung mit der Schule, und Roger ging zu ihm.»
Torkel hängte das Bild des Rektors auf und malte einen Pfeil, der von ihm aus zu Roger führte, und einen
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