Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
zum Präsidium fahren und es holen können. Ein Taxi hin und zurück zu nehmen, war teuer und umständlich, außerdem wollte er in betrunkenem Zustand auf keinen Fall Kollegen begegnen. Er musste die Unterlagen morgen holen, wenn er einen vollständigen Plan hatte.
    Haraldsson wusste, dass die Reichsmordkommission mit Johanssons Exfreundin gesprochen hatte. Er musste herausbekommen, was sie gesagt hatte. Die Freundin anzurufen oder sie zu besuchen und selbst zu verhören war nicht möglich. Wenn er das tun würde und Hanser in irgendeiner Weise davon Wind bekäme, würde sich seine Lage nur weiter verschlimmern. Hanser hatte deutlich, um nicht zu sagen überdeutlich, gemacht, dass sie Haraldsson wegen Behinderung von Ermittlungen verhaften würde, wenn er sich auch nur eine weitere Minute mit dem Fall Roger Eriksson beschäftigte. Das war natürlich ein Scherz gewesen oder besser gesagt eine Warnung. Eine Art und Weise, Macht zu demonstrieren und Haraldsson den Kopf zu waschen. Jetzt, wo er ausnahmsweise einmal einen Fehler begangen hatte, schlug sie sofort zu. Blöde Kuh …
    Haraldsson holte tief Luft. Konzentration. Er durfte nicht all seine Zeit und Energie darauf verschwenden, sich über Hanser zu ärgern. Er musste einen Plan entwerfen. Einen Plan, der sie in die Schranken weisen und klarmachen würde, wer von ihnen beiden der bessere Polizist war.
    Axel Johanssons Exfreundin zu kontaktieren war also ausgeschlossen, aber auch wenn Haraldsson nun vollständig von den Ermittlungen ausgeschlossen war, gab es andere, die ihm helfen konnten.
    Haraldsson holte sein Handy und suchte eine Nummer in seiner Adressliste. Obwohl es fast Mitternacht war, ging der andere bereits nach dem zweiten Klingeln dran.
    Radjan Micic.
    Das war einer der Vorteile, wenn man lange an einem Ort arbeitete, man hatte Freunde. Freunde, denen man ab und zu einen kleinen Gefallen tat und die einem deshalb unter die Arme griffen, wenn man selbst einmal Hilfe benötigte.
    Das war weder verwerflich noch illegal, sondern lediglich eine Unterstützung in der Bewältigung des Alltags. Für jemanden ein Protokoll schreiben, wenn der andere losmusste, um seine Kinder in der Tagesstätte abzuholen. Freitagnachmittag mit dem Auto einen kleinen Umweg zum Systembolaget zu fahren, um eine Flasche Wein zu besorgen. Einspringen, aushelfen. Kleine Gefälligkeiten, die allen Beteiligten das Leben erleichterten und zur Folge hatten, dass man bei Bedarf einen Gegendienst erwarten durfte.
    Nachdem Hanser die Verantwortung dafür übernommen hatte, Axel Johansson ausfindig zu machen, hatte sie Radjan damit beauftragt. Deshalb hatte er Zugang zu allen Informationen, die den verschwundenen Hausmeister betrafen. Das Gespräch dauerte nur zwei Minuten. Radjan arbeitete schon fast genauso lange bei der Polizei Västerås wie Haraldsson. Er verstand sofort. Selbstverständlich wollte er helfen und das Protokoll der Vernehmung der Exfreundin ausdrucken. Es werde am nächsten Morgen auf Haraldssons Schreibtisch liegen. Auf Radjan war wirklich Verlass.
    Als Haraldsson das Telefon mit einem zufriedenen Lächeln neben sich auf das Sofa legte, entdeckte er, dass Jenny schlaftrunken in der Tür stand.
    «Mit wem hast du telefoniert?»
    «Mit Radjan.»
    «Um diese Zeit?»
    «Ja.»
    Jenny setzte sich neben ihn auf das Sofa und zog die Beine an.
    «Was machst du?»
    «Fernsehen.»
    «Und was siehst du dir an?»
    «Nichts Besonderes.»
    Jenny legte einen Arm auf die Lehne und die andere Hand auf seinen Kopf. Sie strich ihm über das Haar und legte ihren Kopf auf seine Schulter.
    «Es ist doch was passiert. Erzähl.»
    Haraldsson schloss die Augen. In seinem Kopf drehte es sich leicht. Er wollte so gern erzählen, von der Arbeit, von Hanser. Und zwar ernsthaft, nicht nur nörgeln und alles ins Lächerliche ziehen. Er hätte zu gern erzählt, wie sehr er sich davor fürchtete, dass ihm sein Leben aus den Händen glitt. Dass er nicht sagen konnte, wo er in zehn Jahren stehen würde. Was er tat. Wer er war. Dass ihm die Zukunft Sorgen bereitete. Von seiner Angst, dass sie vielleicht keine Kinder bekommen konnten. Würde ihre Beziehung dem standhalten? Würde Jenny ihn verlassen? Er wollte ihr sagen, dass er sie liebte. Das tat er viel zu selten. Es gab so vieles, was er erzählen wollte, aber er wusste nicht richtig wie. Also schüttelte er nur den Kopf und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück, in ihre Hand, die ihn massierte.
    «Komm, leg dich schlafen.» Jenny beugte sich

Weitere Kostenlose Bücher