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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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lächelnd zurück. Jetzt hatten sie Ragnar Groth. Definitiv. Vanja konnte es nicht lassen, sich erneut an Sebastian zu wenden.
    «Und wie passt das zu seinem psychologischen Profil, Sebastian?»
    Sebastian kannte die Antwort, aber er hatte keine Lust mehr, sich in dieser Sache noch groß zu engagieren.
    Die anderen hatten sich bereits entschieden.
     
     
    Sebastian verließ das Zimmer.
    Diejenigen, die blieben, wollten den Mordfall unbedingt abschließen. Er konnte es verstehen. Es waren komplizierte Ermittlungen gewesen, die an ihnen gezehrt hatten, und sie waren müde. Oberflächlich betrachtet schien die Lösung perfekt. Doch das Oberflächliche lag Sebastian nicht. Er strebte nach dem verborgenen, eigentlichen Zusammenhang. Den reinen Antworten, dem Moment, in dem alles, was er wusste, zusammenpasste: wenn Handlung, Konsequenz, Antriebskraft und Motivation dasselbe sagten, dieselbe Geschichte erzählten.
    Und das spielte sich nie an der Oberfläche ab.
    Doch was kümmerte es ihn eigentlich? Die Indizienkette war unanfechtbar, und auf persönlicher Ebene hätte er eigentlich mehr als zufrieden sein müssen. Der Wissenstempel, den sein Vater aufgebaut hatte, war besudelt, den Göttern entrissen. Die Palmlövska war von der Wirklichkeit eingeholt und in den Schmutz getreten worden. Die untergehende Sonne schien durch die gewaltigen Fenster, und er ging einige Schritte in die Mitte des großen Raums voller arbeitender Polizisten. Er blieb stehen und blickte zurück durch die Glastür zu Torkel und den anderen in dem kleineren Konferenzraum. Sie suchten gerade ihre Sachen zusammen.
    Westins Kalender in Ragnar Groths Kamin, die meisten Seiten davon verbrannt, sodass eventuelle Beweise fehlten. Allein die Tatsache, dass das Buch bei Groth gefunden wurde, hatte Hanser mehr als überzeugt. Für Sebastian war es jedoch ein Fund, der die Geschichte noch unschlüssiger machte. Der Ragnar Groth, den er kennengelernt hatte, hätte sich eine solche Nachlässigkeit nie im Leben erlaubt. Dieser Mann ließ keinen Stift und kein Blatt Papier an der falschen Stelle liegen. Es passte einfach nicht zusammen.
    Sebastian hatte Ursula beobachtet, als sie hörte, wo sie den Kalender gefunden hatten. Sie musste einfach derselben Meinung sein wie er, so gut kannte er sie dann doch. Obwohl sie sich ständig über Details stritten, suchten sie eigentlich dasselbe: die Tiefe. Die saubere Gleichung. Und tatsächlich hatte er denselben Zweifel in ihrem Blick gesehen, den er selbst verspürte. Doch ausgerechnet dieses eine Mal war sie nicht sie selbst gewesen, sich nicht treu geblieben. Offensichtlich hatte sie geschlampt und war zwischendurch mit Mikael Essen gewesen, als sie und Billy das Haus durchsucht hatten. Sie war nicht dazu gekommen, diesen Teil des Hauses zu durchsuchen, und hatte gedacht, Billy hätte es übernommen. Billy hatte sie missverstanden und geglaubt, dass sie das bereits erledigt hätte. Etwas so Eindeutiges übersah Ursula normalerweise nicht. Alle im Raum konnten beobachten, wie sehr sie sich schämte, und an dieser Stelle hatte Sebastian seine Entscheidung getroffen. Er war das alles leid. Wenn sie zufrieden waren, dann sollten sie doch. Selbst wenn Ragnar Groths Name durch den Schmutz gezogen würde und der wahre Mörder frei herumliefe.
    Sebastian konnte damit leben, deshalb war er aufgestanden und gegangen. Jetzt befand er sich in dem Großraumbüro und betrachtete die Gruppe ein letztes Mal durch die Glastür. Dann zog er seinen Mantel an und ging.
    Er hatte das Präsidium schon fast verlassen, als er hinter sich eine Stimme hörte. Es war Billy. Während er auf Sebastian zulief, sah er sich um und senkte die Stimme, als er ihn erreicht hatte.
    «Ich hatte gestern noch etwas Zeit.»
    «Ah, schön für dich.»
    «Ich weiß nicht, wofür du sie eigentlich brauchst, aber ich habe die Adresse von dieser Anna Eriksson rausgesucht.»
    Sebastian sah Billy an. Er wusste nicht mehr, was er fühlte. Plötzlich war sie ganz nah. Wie aus dem Nichts. Dreißig Jahre später. Eine Frau, die er nicht kannte. Doch war er dazu bereit? Wollte er das überhaupt? Vermutlich nicht.
    «Das hat eigentlich gar nichts mit unserem Fall zu tun, stimmt’s?»
    Billy blickte ihn forschend an.
    Sebastian hatte keine Lust mehr zu lügen.
    «Nein, hat es nicht.»
    «Dann darf ich sie dir auch nicht geben, das weißt du.»
    Sebastian nickte. Plötzlich beugte Billy sich vor und flüsterte ihm etwas zu.
    «Storskärsgatan 12 in Stockholm.» Dann

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