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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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drehte sich um die Familie. Wir drei zusammen, so, wie es immer gewesen war.»
    «Und dann kam Ulf zurück.»
    «Johan zuliebe. Dafür bin ich auch dankbar, aber Ulf und ich … Es ist keine Ehe, wie Sie es sich vorstellen würden.»
    Sebastian nickte in dem angrenzenden Raum vor sich hin. Also hatte er mit seinem Gefühl recht gehabt, dass Beatrice ihn verführt hatte und nicht umgekehrt. Doch ihre Situation war schlimmer, als er geglaubt hatte. Durch welche Hölle sie in den letzten Jahren gegangen sein musste! Was für eine Vorstellung, Tag für Tag mit einem Mann zusammenleben zu müssen, der immer abweisend war und deutlich zeigte, dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte. Und dazu der Sohn, der sie für alles Übel verantwortlich machte, das über die Familie hereinbrach. Vermutlich war Beatrice vollkommen isoliert. Kein Wunder, dass sie Liebe und Bestätigung annahm, wann immer sich ihr die Gelegenheit bot.
    «Wie hat Lena Eriksson von Ihrer Beziehung erfahren?», fragte Torkel drinnen im Verhörraum. Inzwischen hatte Beatrice aufgehört zu weinen. Es hatte gutgetan, endlich alles erzählen zu können. Sie hatte sogar den Eindruck, dass die junge Frau sie mit etwas mehr Mitgefühl ansah. Natürlich würde sie Beatrices Verhalten nie gutheißen, aber vielleicht konnte sie nun die Ursachen dafür verstehen.
    «Ich weiß es nicht. Plötzlich wusste sie es einfach. Doch anstatt zu versuchen, das Verhältnis zu unterbinden, erpresste sie Ragnar und die Schule. Auf diese Weise erfuhr er davon.»
    «Und er zahlte?»
    «Ich glaube schon. Er stellte den Ruf der Schule über alles. Bis zum Ende des Schulhalbjahrs darf ich noch unterrichten. Da wir bereits dem Hausmeister mitten im Halbjahr gekündigt haben, hätte es nicht gut ausgesehen, wenn noch jemand ging. Aber Groth zwang mich natürlich dazu, die Beziehung zu Roger zu beenden.»
    «Und, hielten sie sich daran?»
    «Ja, ich versuchte es zumindest. Doch Roger weigerte sich einzusehen, dass es nicht weitergehen konnte.»
    «Wann war das?»
    «Vor knapp einem Monat vielleicht.»
    «Aber an dem betreffenden Freitag trafen Sie ihn wieder?»
    Beatrice nickte und holte erneut tief Luft. Ihr Gesicht hatte wieder etwas mehr Farbe. Möglicherweise war ihr Verhalten verwerflich, und die anwesenden Personen verurteilten sie zu Recht, aber darüber sprechen zu dürfen, war eine Erleichterung.
    «Er rief mich am Freitagabend an und wollte sich ein letztes Mal mit mir treffen. Er sagte, wir müssten uns aussprechen.»
    «Und Sie haben sich darauf eingelassen?»
    «Ja. Wir vereinbarten einen Treffpunkt, an dem ich auf ihn warten sollte. Zu Hause sagte ich, dass ich einen Spaziergang machen würde.»
    Sebastian hinter der Glasscheibe nickte bedächtig. Da hatten sie die ganze Zeit gegrübelt, weshalb Roger Johan nicht auf dem Handy angerufen hatte. Dabei hatte Beatrice einfach gelogen. Der Anruf hatte ihr gegolten, und Johan war sehr wohl zu Hause gewesen. Beatrice nahm einen Schluck Wasser und sprach weiter: «Ich ging zu Fuß zur Schule, lieh mir dort den Wagen und fuhr zum Treffpunkt. Er war verzweifelt, als er ankam, und hatte Nasenbluten, weil ihn jemand geschlagen hatte.»
    «Leo Lundin.»
    «Ja. Jedenfalls unterhielten wir uns, und ich versuchte, ihm zu erklären, dass Schluss sein musste. Ich fuhr ihn zum Fußballplatz. Er wollte es immer noch nicht einsehen, dass wir uns nicht mehr treffen konnten. Er weinte und flehte und war wütend. Fühlte sich von mir verlassen.»
    «Was geschah dann?»
    «Er stieg aus dem Auto, zornig und verzweifelt. Das Letzte, was ich von ihm sah, war, wie er über den Fußballplatz lief.»
    «Sie sind ihm nicht hinterhergelaufen?»
    «Nein. Ich fuhr zur Schule zurück und stellte den Wagen ab.»
    Schweigen breitete sich im Raum aus. Ein Schweigen, das Beatrice sofort als Misstrauen auffasste. Die glaubten, dass sie log. Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    «Ich habe nichts mit seinem Tod zu tun. Das müssen Sie mir glauben. Ich habe ihn geliebt. Sie können davon halten, was Sie wollen, aber so war es.»
    Beatrice schluchzte und verbarg ihr Gesicht zwischen den Händen. Vanja und Torkel tauschten Blicke. Torkel nickte leicht zur Tür, und beide standen auf. Torkel sagte, dass sie gleich wiederkämen, aber Beatrice schien es kaum wahrzunehmen.
    Sie hatten gerade die Tür zum Flur geöffnet, als Beatrice eine Frage stellte.
    «Ist Sebastian hier?»
    Torkel und Vanja sahen aus, als hätten sie die weinende Frau auf dem Stuhl falsch

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