Der Mann, der kein Mörder war
und von dem er bereits viel zu viel wusste. Schnell kramte er in seinem Inneren nach etwas Vernichtendem, was er dem Makler an den Kopf werfen konnte, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen. Am liebsten etwas so Deftiges, dass er nie wieder etwas sagen würde. Da überwältigte es ihn – das, worauf er die ganze Zeit gewartet hatte.
Der Denkprozess.
Der Zusammenhang.
Wen ruft man an?
Vasilios Koukovinos fand diese Fahrt äußerst merkwürdig. Er hatte den Mann mit der Reisetasche vor seinem Haus abgeholt. Der Mann hatte gehetzt gesprochen. Zuerst wollte er zum Palmlövska-Gymnasium chauffiert werden, um von dort aus direkt weiterzufahren. Er wollte nicht einmal aussteigen, sondern nur dorthin, so schnell es ging.
An der Schule angekommen, bat er Vasilios, den Kilometerzähler des Autos auf null zu stellen, zu wenden und den schnellsten Weg zum Motel an der E18 zu fahren. Der Mann holte eine Karte hervor, um ihm zu zeigen, wo das Motel lag, aber Vasilios kannte Västerås wie seine Westentasche und fuhr gleich los. Auf der anschließenden Fahrt schwiegen sie, doch wenn Vasilios hin und wieder einen Seitenblick zu dem Mann warf, sah er, dass dieser kaum still sitzen konnte, so aufgeregt schien er zu sein.
Als sie sich dem Motel näherten, entschied sich der Mann um. Er nannte Vasilios stattdessen den Namen einer Straße in der Nähe. Spränggränd. Plötzlich wollte er dorthin. Doch damit nicht genug. Er verlangte, dass Vasilios in die betreffende Sackgasse hineinfuhr, dann zurücksetzte und einparkte. Nachdem Vasilios das getan hatte, sah der Mann auf den Kilometerzähler, der gerade mal sechs Kilometer anzeigte. Er reichte Vasilios seine Kreditkarte und bat ihn, einen Moment zu warten. Dann stieg er aus und eilte in Richtung des Motels. Vasilios stellte den Motor ab und stieg ebenfalls aus, um eine zu rauchen. Er schüttelte den Kopf. Wenn der Mann eigentlich zum Motel wollte, hätte er ihn doch auch direkt dorthin fahren können.
Er hatte erst wenige Züge nehmen können, als der Mann schon wieder zurückkam. Er sah gestresster aus, fast bleich. In der Hand trug er etwas, das aussah wie das Jahrbuch einer Schule. Der Taxifahrer erkannte das Bild auf der Vorderseite. Es war diese Schnöselschule, von der sie gerade gekommen waren. Die Palmlövska.
Vasilios setzte sich erneut ins Auto, jetzt wollte der Mann zum Fußballplatz bei den Hochhäusern gebracht werden und anschließend wieder zur Schule zurück.
Dabei starrte er ununterbrochen auf den Kilometerzähler.
Es war, wie gesagt, eine merkwürdige Fahrt.
Eine merkwürdige Fahrt von exakt siebzehn Kilometern.
Sebastian hätte es gleich begreifen müssen. Wer, wenn nicht er. Er selbst hatte es aus nächster Nähe erlebt. Die Veränderung, die Stärke und Kraft, die sie ausstrahlte, wenn man sie kennenlernte. Wie man von ihr mitgerissen wurde und sie unbedingt wiedersehen wollte.
Genau wie Roger.
Roger hatte jemanden gebraucht, der für ihn da war, der ihn unterstützte, als er die Schule wechselte. Jemanden, den er anrufen konnte, wenn er nervös war, wenn er verprügelt wurde. Jemanden zum Lieben. Roger hatte an diesem Abend angerufen, aber er hatte nicht Johan sprechen wollen. Sondern Beatrice.
Als Sebastian in das Motel gerannt war, war das eher eine spontane Eingebung gewesen. Ein Gefühl, das er hatte, als das Taxi zurücksetzte und parkte: Das Motel spielte als Ort eine wichtigere Rolle, als er geahnt hatte. Roger war nicht zufällig dorthin gegangen. Er war schon mehrfach da gewesen, aber nicht mit Ragnar Groth. Als Sebastian der Frau in der Rezeption das Jahrbuch mit den Fotos vorlegte, erhielt er die Bestätigung.
O ja, sie war da gewesen. Mehrmals sogar.
Sie war nicht nur eine Wachsende. Sie war bedeutend mehr als das.
V anja und Torkel saßen im Verhörraum. Ihnen gegenüber hatte Beatrice Strand Platz genommen. Sie trug wieder die dunkelgrüne Bluse und den langen Rock wie beim ersten Mal, als Vanja und Sebastian sie auf der Palmlövska-Schule getroffen hatten. Jetzt allerdings sah sie müde aus, müde und blass. Ihre Sommersprossen traten in dem bleichen Gesicht noch markanter zum Vorschein. Vielleicht war es pure Einbildung, doch Sebastian, der im Zimmer nebenan stand, glaubte sogar zu sehen, dass das rote Haar ein wenig von seinem Glanz verloren hatte. Beatrice presste ein Taschentuch in ihrer Hand zusammen, bemühte sich aber nicht, die Tränen abzutupfen, die langsam ihre Wangen hinabliefen.
«Ich hätte es
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