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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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etwas auf dem Kasten hatte, war das für Billy in Ordnung. Er arbeitete täglich mit Ermittlern zusammen, die besser waren als er. Kein Problem. Billy hatte sich noch keine Meinung von Sebastian gebildet. Der kleine, anzügliche Witz vorhin konnte ihm auch aus Nervosität herausgerutscht sein. Doch Ursula mochte ihn nicht, und Vanja auch nicht, also waren die Chancen, dass sich Billy ihrem Lager bald anschloss, ziemlich groß. Er war auf seiner Garagenseite an der Ecke angelangt. In einem Gestell auf dem Boden standen ein paar Gartengeräte, an einer Leiste an der Wand hingen ordentlich aufgereiht Werkzeuge.
    «Ursula …»
    Billy war vor den Gartengeräten stehen geblieben. Neben dem Holzgestell mit einer Harke, einem Rechen und etwas Hackenähnlichem, dessen Namen Billy nicht kannte, stand ein weißer Zweilitereimer mit Pflanzgranulat. Ursula kam zu Billy herüber, der mit einer Taschenlampe in den Eimer leuchtete. Zwischen den Kügelchen aus gebranntem Ton war deutlich etwas Grünes erkennbar.
    Schweigend begann Ursula zu fotografieren. Nach einigen Bildern ließ sie die Kamera sinken und sah Billy an. Offenbar las sie eine gewisse Skepsis in seinem Gesichtsausdruck, den er selbst für neutral gehalten hatte.
    «Ich übersehe keine Jacke, die schlecht versteckt in einem Eimer mit Granulat in der Garage eines Verdächtigen liegt. Nur, dass du es weißt.»
    «Ich habe doch gar nichts gesagt.»
    «Ich sehe deinen Blick. Das reicht.»
    Ursula holte einen größeren verschließbaren Plastikbeutel aus der Tasche und fischte mit Hilfe einer Zange vorsichtig die Jacke aus dem Eimer. Beide betrachteten sie ernst. An mehreren Stellen war sie großflächig mit getrocknetem Blut bedeckt. Auf dem Rücken hing der Stoff kaum noch zusammen. Mit einem Mal war es allzu gut vorstellbar, wie es ausgesehen haben musste, als sich ein lebender Körper in der Jacke befunden hatte. Schweigend legte Ursula das Kleidungsstück in die Tüte und verschloss sie.
     
     
    Im Polizeipräsidium auf der Västgötegatan saß Haraldsson an seinem Computer und wartete auf Post. Er war noch immer mit im Spiel, daran bestand kein Zweifel. Zwar taten die anderen alles, um ihn loszuwerden, aber er hielt sich tapfer, dank seiner vorausplanenden Art und seinem Talent, herauszufinden, wer in diesem Haus die meisten Informationen besaß. Personen, denen die meisten seiner Kollegen höchstens ein zerstreutes Hallo zumurmelten: die Damen vom Empfang. Haraldsson hatte früh erkannt, dass sie fast alles mitbekamen. Deshalb machte er schon seit einigen Jahren hin und wieder eine Kaffeepause mit ihnen, zeigte sein Interesse, erkundigte sich nach der Familie, sprang bei Bedarf auch für sie ein. Aus diesem Grund war es für sie selbstverständlich, sich bei ihm zu melden, sobald etwas mit Roger Eriksson zu tun hatte. Kam eine Information über das Hinweistelefon oder per Formular über die Homepage der Polizeibehörde Västmanland herein, dann gelangte sie auch zu Haraldsson. Als der anonyme Hinweis auf die Jacke in Lundins Garage eintraf, hatte die Rezeption bei ihm angerufen, und eine Sekunde später war das Pling der weitergeleiteten Nachricht in seinem Posteingang ertönt. Er hatte sie nur noch ausdrucken und überreichen müssen. Gut, aber nicht ausreichend. Einen Ausdruck konnte jeder überreichen. Das war ein unqualifizierter Praktikantenjob. Aber den Absender nachzuverfolgen – das war Polizeiarbeit. Nichts an dieser Mitteilung deutete darauf hin, dass ihr Verfasser schuldig war. Doch wenn sich die Angaben als richtig erwiesen, besaß er Informationen über das Verbrechen, die für die Reichsmordkommission sicherlich von Interesse wären, und Haraldsson konnte sie auf die richtige Spur bringen.
    Die Datenabteilung war ein Witz. Sie bestand lediglich aus Kurre Dahlin, einem Mann Mitte fünfzig, dessen Kompetenz darin bestand, die Tastenkombination «ctrl + alt + delete» zu drücken, den Kopf zu schütteln und die widerspenstigen Rechner anschließend einzuschicken. Wahrscheinlich hätte man Kurre Dahlin schneller beibringen können zu fliegen, als den Absender einer E-Mail zu lokalisieren.
    Der Computer, von dem der anonyme Hinweis verschickt worden war, hatte eine Internet-Protokoll-Adresse. Haraldsson wiederum hatte einen siebzehnjährigen Neffen. Kaum war die E-Mail in Haraldssons Posteingang gelandet, hatte er sie auch schon an seinen Neffen weitergeleitet. Gleichzeitig schrieb er ihm eine SMS und versprach ihm fünfhundert Kronen, wenn er die

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