Der Mann, der kein Mörder war
setzte ein gewinnendes Lächeln auf.
«Hej. Ich heiße Sebastian Bergman und arbeite seit heute mit der Reichsmordkommission zusammen.» Sebastian deutete in Richtung Konferenzraum, als die Frau von ihrer Arbeit aufsah.
«Aha. Hallo. Ich bin Martina.»
«Hallo, Martina. Ich brauche bei einer Sache deine Hilfe.»
«Klar. Wobei denn?»
«Ich muss eine Frau namens Anna Eriksson ausfindig machen. Sie wohnte 1979 unter dieser Adresse in Stockholm.»
Sebastian faltete den linierten Zettel auseinander, auf dem er Anna Eriksson Adresse notiert hatte, und legte ihn vor die Frau auf den Schreibtisch. Sie warf einen kurzen Blick darauf und sah dann ein wenig misstrauisch zu Sebastian hoch.
«Hat sie denn etwas mit euren Ermittlungen zu tun?»
«Auf jeden Fall. In höchstem Grad.»
«Warum suchst du sie denn dann nicht selbst?»
Ja, warum nicht? Glücklicherweise passte in diesem Fall ausnahmsweise die Wahrheit.
«Ich habe heute erst angefangen und noch keinen Benutzernamen und kein Passwort und so.» Sebastian setzte sein charmantestes Lächeln auf, konnte jedoch an Martinas Augen ablesen, dass es die erwünschte Wirkung verfehlte. Sie betrachtete den Zettel mit der Adresse und schüttelte den Kopf.
«Warum bittest du nicht jemanden aus deiner Gruppe, das zu überprüfen? Die haben ja Zugang zum gesamten System.»
Warum freust du dich nicht einfach, bei einer so prestigeträchtigen Ermittlung helfen zu dürfen, suchst mir das heraus, was ich haben will, und hörst auf, so verdammt viele Fragen zu stellen, dachte Sebastian, während er sich zu ihr herabbeugte und einen vertraulichen Ton anschlug.
«Um ganz ehrlich zu sein – mein Verdacht ist vielleicht etwas weit hergeholt, na ja, du weißt schon, man will sich am ersten Tag nicht gleich blamieren.»
«Ich helfe dir gern, aber ich muss das erst mit deinem Chef absprechen. Wir dürfen nicht einfach so nach irgendwelchen Personen suchen.»
«Es geht hier nicht um irgendwelche …»
Sebastian verstummte, als er bemerkte, dass Torkel aus dem Konferenzraum kam und sich suchend umsah. Anscheinend hatte er auch schon gefunden, was er suchte. Sebastian. Torkel ging mit energischen Schritten auf ihn zu. Sebastian riss den Zettel an sich und richtete sich schnell wieder auf.
«Ach, weißt du was, vergiss es einfach. Ich kläre es stattdessen mit der Gruppe, das ist einfacher. Aber trotzdem vielen Dank.»
Noch während er sprach, setzte Sebastian sich in Bewegung. Er musste ausreichend Abstand zwischen sich, Martina und Torkel bringen, damit sie nicht auf die Idee kam, den Kommissar im Vorbeigehen zu fragen, ob sie nach Anna Eriksson aus dem Jahr 1979 suchen solle. Dann würde Torkel Sebastians Motiv für seine Mitarbeit sofort in Frage stellen. Und würde künftig unnötig wachsam sein. Also entfernte sich Sebastian von Martina. Schritt für Schritt. Bis …
«Sebastian.»
Sebastian wägte die Angelegenheit kurz ab. Musste er sein Gespräch mit Martina erklären? Vielleicht wäre das nicht schlecht. Er entschied sich, Torkel einen Grund zu nennen, der ihm plausibel erscheinen würde.
«Ich war gerade auf dem Weg, mich einzulesen, aber dann kam mir ein enges Top mit üppigem Inhalt dazwischen.»
Torkel überlegte kurz, ob er Sebastian noch einmal klarmachen sollte, dass er seit heute Morgen Teil der Reichskripo war. Und dass jede seiner Handlungen auch für das Team Konsequenzen haben würden, es also nicht unbedingt die beste Idee wäre, verheiratete Kolleginnen anzubaggern. Aber Torkel wusste auch, dass Sebastian das selbst ganz genau wusste. Und sich nicht darum scherte.
«Wir haben einen anonymen Hinweis erhalten, der erneut auf Lundin deutet. Ursula und Billy sind los, um die Sache zu untersuchen, aber ich dachte, du könntest vielleicht auch hinfahren und ein wenig mit der Mutter sprechen.»
«Mit Clara?»
«Ja, ich hatte den Eindruck, als hättest du einen ganz guten Kontakt zu ihr.»
Ja, das konnte man wohl so sagen. Körperkontakt. Schon wieder eine Frau, die nicht nur Torkel wachsam machen, sondern Sebastian obendrein schneller aus seinem neuen Job katapultieren konnte, als ihm lieb war. Man schlief nicht mit den Müttern mordverdächtiger Jungs. Sebastian war sich ziemlich sicher, dass Torkel in diesem Punkt eine klare Meinung vertrat.
«Lieber nicht. Es ist besser, wenn ich mich erst mal einlese, schaue, ob ich neue Anregungen geben kann.»
Torkel schien einen Moment lang protestieren zu wollen, nickte dann aber nur.
«In Ordnung, tu
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