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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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möglich. Essen kannst du meinetwegen, solang die Luft rein ist, aber wenn du musst, dann gehe jetzt noch mal, später verkneifst du es dir.“
    Ich nickte.
    „Und jetzt das Allerwichtigste: Wenn Honki auftaucht, hältst du hier die Stellung, egal was passiert. Von hier aus sehen wir praktisch alles, und sollte er das Geld in einem toten Winkel versteckt haben, dann schleiche ich mich an, denn ich habe Erfahrung in so was, aber du bleibst hier. Du bleibst so lange hier, bis er seine Abhebung gemacht hat und jenseits der Schranke ist.“
    Wieder nickte ich.
    „Erst dann holen wir uns das Geld und verschwinden so schnell wie möglich.“
    „Guter Plan“, flüsterte ich.
    „Das wird sich noch herausstellen“, flüsterte er zurück.
     
    Honkes kam nicht. Wir lagen den ganzen Tag beinahe regungslos nebeneinander und schwiegen. Gelegentlich landete eine Amsel auf dem Kiesweg, schaute sich mit zuckendem Köpfchen um und flog wieder davon.
    Am Nachmittag ging ein Regenschauer nieder und durchnässte uns ere Hosenbeine, die Regenjacken und Kapuzen hielten dicht.
    In der Abenddämmerung kamen schräg gegenüber auf der anderen Se ite des Steinbruches drei Rehe aus dem Wald, schnuffelten über den Kies, verloren bald das Interesse und verschwanden wieder zwischen den Bäumen.
    Die Mondsichel en tdeckte ich erst, als sie schon eine Handbreit über dem Steinbruch leuchtete. Die Nacht war sternenklar, es wurde kälter und kälter unter dem offenen Himmel, und ich fror erbärmlich in meiner nassen Jeans.
    „Wollen wir nicht im Camper übernachten?“, fragte ich fl üsternd, als es so dunkel geworden war, dass die Gebäude nur noch als Schemen vor dem schwarzen Wald zu erahnen waren. Beim Sprechen schlugen mir die Zähne aufeinander.
    „Wir rühren uns hier nicht weg bis er kommt“, flüsterte Roga lla zurück. „Versuch zu schlafen, ich übernehme die erste Wache.“
    Mein Frösteln war ihm nicht entgangen, er gab mir seine De cke. Ich drehte mich so geräuschlos wie möglich auf den Rücken, deckte mich zu, schloss die Augen, atmete bewusst die würzige Waldluft, lauschte auf die Stille und war bald eingeschlafen.
    Es weckte mich nicht Rogalla, sondern die Morgendämmerung. Ich hatte so tief geschlafen wie selten zuvor, war zwar ein bisschen steif und verfröstelt, aber ausgeruht und bester La une.
    „Was war los, warum hast du mich nicht geweckt?“
    „War nicht nötig. Ich hab einen leichten Schlaf.“
    „Und, war was?“
    „Absolut nichts. Wenn du mal musst, dann geh jetzt gleich.“
    Ich drehte mich auf den Bauch, schälte mich aus den Decken und wollte aufstehen, da hörte ich rechts von mir ein mahlendes Kni rschen. Rogalla hatte es auch gehört, er legte mir die Hand auf den Arm und presste die Lippen zusammen. Das Knirschen wurde lauter. Noch bevor ich einen Automotor hören konnte, sah ich den blauen Mercedes. Rogalla grinste mich an.
    „Denk an den Plan“, flüsterte er, und ich nickte ganz leicht.
    Der Mercedes hielt direkt in unserem Blickfeld gerade mal drei Meter von uns entfernt. Hinter der Scheibe des Fensters auf der Fahrerseite sah ich Honkes den Motor abstellen und die Handbremse anziehen. Warum hielt er hier mitten auf dem Weg statt drüben bei den Gebäuden? Hatte er uns bemerkt? Seinem Gesicht und seinem Verhalten war nichts anzumerken.
    Er stieg aus, ließ die Tür o ffen, drehte sich in Richtung Steinbruch, holte ein Zigarettenpäckchen und ein Feuerzeug aus seiner Jackentasche, fischte eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie in den Mund. Ich konnte das Gel in seinen blauschwarzen Haaren glänzen sehen, so nah war er uns. Ich konnte die Fältchen in seinen Augenwinkeln erkennen, als er sich die Zigarette anzündete und dabei die Augen zusammenkniff.
    Er steckte das Feuerzeug ein, nahm einen tiefen Lu ngenzug und blies den Rauch genussvoll aus. Sein Blick wanderte gemächlich durch den Steinbruch, zu den Gebäuden, über die Gebäude hinweg und über den freien Platz von dort bis zu seinem Standort. Er hob die Zigarette zum Mund und nahm einen tiefen Zug. Ich meinte das leise Knarren seines Lederjackenärmels zu hören, als er den Arm anwinkelte.
    „Bitte machen Sie jetzt die Zigarette aus“, klang es aus e iner nicht gar so fernen Vergangenheit, aber doch aus den tiefsten Tiefen meiner Erinnerung zu mir heran.
    Er blies den Rauch in einem dünnen Strahl von sich und b ehielt die Zigarette in der Hand. Sein Blick war starr auf den Steinbruch gerichtet. Er ließ sich so viel Zeit,

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