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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Abfalleimer. Es machte „Blobb“, als der Geldbeutel auf den Blechboden des offenbar frisch geleerten Behälters fiel. Rogalla ließ die Münzen in seiner Hand klirren.
    „Die behalten wir als gemeinsames Kleingeld im Auto“, schlug er vor, als seien wir zwei Urlauber, die sich über ihre Campin gkasse unterhalten. Ich war noch immer fassungslos. Er wollte die Münzen in die Tasche stecken, zögerte.
    „Wenn ich es mir recht überlege...“
    Er versenkte seinen Arm in den Mülleimer, fischte darin herum und holte den Geldbeutel wieder heraus.
    „Das Ding ist eigentlich gar nicht so schlecht.“
    Er steckte die Münzen und seinen Anteil Scheine hinein, schob den Geldbeutel in seine Gesäßtasche und grinste mich an. Erst jetzt hatte ich alles sortiert und fand meine Sprache wieder.
    „Bist du irre? Kannst du mir mal erklären...“
    „Komm, wir reden lieber im Auto.“
    Rogalla wirkte völlig entspannt. Er schlenderte zur Fahrertür des Campers, schloss auf, stieg ein und zog für mich den Tü rknopf hoch. Noch immer außer Atem kletterte ich auf den Beifahrersitz. Er startete den Motor.
    „Zu deiner Frage...“, sagte er, schaute in den Rückspiegel, stieß zurück und setzte aus der Parklücke. „Die Erklärung ist ganz ei nfach: Da Honki heute Abend erst Geld von seiner Steinbruch-Bank abgehoben hat, hätten wir warten können bis wir schwarz werden, bis er mal wieder dort vorbeigeschaut hätte. Jetzt hat er einen Grund, die nächste Abhebung vorzuziehen.“
    „Aber wie bist du denn nur...“
    „War ganz einfach in dem Gedränge. Ich hab in meinen Tramperjahren mal eine Zeitlang in Rom auf der Straße gelebt, da lernt man so was. Und jetzt legen wir uns im Steinbruch auf die Lauer.“
    „Was hast du mit dem Ausweis vor?“
    „Damit können wir ihm Druck verpassen, wenn wir das Geld haben. Wir brauchen das Ding bloß an die Polizei zu schicken und darauf hinzuweisen, dass dieser Mensch unter dem Namen Peter Honkes eingereist ist, und ganz nebenbei erwähnen, wo er jetzt wohnt.“
    „Apropos Polizei – hältst du es für klug, weiter mit dem Ca mper herumzufahren?“
    „Wieso denn nicht?“
    „Na, weil... also, sag mal, stellst du dich nur so dumm? Das Radarfoto mit uns in dem geklauten Passat, du und ich in Verbindung mit diesem Camper namentlich erfasst, und das alles an einem Tag – die brauchen nur eins und eins zusammenzählen, und schon haben sie uns.“
    „Scheiß dir doch nicht in die Hosen wegen der Polizei. Das sind drei völlig verschiedene Fälle. Bis die da einen Zusa mmenhang herstellen – sofern der Streifenpolizist überhaupt was mit den Daten anfängt – aalen wir uns längst an einem Südseestrand, und unsere Weiber servieren uns kühle Drinks.“
    Ich schaute ihn von der Seite an. Sein Gesicht hatte einen ve rklärten Ausdruck angenommen, zumindest schien mir das so im diffusen Licht der Straßenlaternen, das zu uns hereinfiel.
    „Willst du danach nicht wieder nach Österreich zurück?“
    „Nee. So ganz einfach ist diese Geschichte nämlich trotz allem nicht. Man kann nicht wissen, was Honkes alles anstellt, um das Geld zurückzuholen, ob er wirklich glaubt, dass ihn seine Kumpels beklaut haben und welche Verbindungen er hat, uns auf die Spur zu kommen. Willst du etwa danach in dein altes Haus zurück?“
    „Eigentlich schon, das heißt... so richtig durchdacht habe ich das noch nicht.“
    Rogalla blinkte und lenkte den Camper auf die Autobahn.
    „Hey, kennst du diese Serie mit dem Detektiv, der auf Hawaii lebt im Haus von diesem Englä nder?“
    „Magnum, meinst du?“
    „Genau. So was würde mir raushängen. Auf Hawaii leben, eigentlich nicht arbeiten müssen, aber aus Spaß an der Freud immer mal ein paar Fälle annehmen, coole Abenteuer erleben und dabei tun und lassen, was man will. Einfach in den Tag hineinleben und mit den Hula-Mädels um die Häuser ziehen. Was hältst du davon, wenn wir das zusammen machen? Wir sind doch ein Super-Team. Du mit deinen ewigen Bedenken könntest den Engländer machen.“
    „Eine Überlegung wäre es wert“, meinte ich und musste lächeln. Ich b eneidete ihn um diesen Traum. Denn ich hatte nach wie vor keinen. Ich wusste, ich wollte mit Melanie zusammen sein, und ich wusste, ich wollte zumindest einen Teil meines Geldes zurückhaben. Nach meinem Haus sehnte ich mich zurück, auch das wusste ich. Aber was ich anfangen wollte mit dem Rest meines Lebens, sollte es mir gelingen, den äußeren Rahmen wiederherzustellen, da sah ich

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