Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte
sich stöhnend auf den Bauch, stemmte sich auf alle viere, verweilte und starrte dabei zu Boden, wackelte mit dem Kopf, als kämpfe er gegen Schwindelgefühle. Schließlich hob er den Schädel, ging auf die Knie und stand aus der Hocke heraus auf. Leicht schwankend hielt er sich auf den Beinen und schaute von mir zu Rogalla und wieder zu mir.
„Wir teilen das Geld durch drei“, schlug er vor.
„Teilen!“, rief Rogalla empört. „Warum sollten wir mit dir Schei ßkerl teilen!“
„Er hat recht“, mischte ich mich ein. „Wir müssen irgendwie zu einer Lösung kommen.“
„Bist du noch zu retten? Nach allem, was er dir angetan hat, willst du das Geld, das er dir geraubt hat, auch noch freiwillig mit ihm teilen?“
„Wie soll es denn anders weitergehen? Wir haben hier ein klass isches Patt. Keiner traut dem anderen, keiner will den ersten Schritt machen. Also was?“
„Wir finden das Geld auch ohne ihn!“
Honkes lachte laut auf.
„Halt’s Maul!“, schrie ihn Rogalla an.
„Dann sucht mal schön.“
Honkes grinste vor sich hin. Rogalla machte einen Satz auf ihn zu und hielt ihm die Pistole ins Gesicht. Ich ging dazw ischen und fragte:
„Selbst wenn wir es finden, was machen wir dann mit ihm?“
Rogalla zuckte die Schultern, aber sein Gesicht blieb eine wutverzerrte Fratze.
„Ich hätte nichts dagegen, ihn da unten im See zu versenken, und zwar bei lebendigem Leib.“
„Aber ich. Verdammt, ich will, dass endlich Ruhe ist. Ich will so viel von meinem Geld zurück, dass ich mir ein neues Leben aufbauen kann. Ich will keinen Mord auf dem Gewissen haben.“
„Und ich will nicht dauernd damit rechnen müssen, dass eines T ages der da auf der Matte steht und so eine Nummer mit mir abzieht wie mit dir in Kasachstan.“
„Hey Leute“, mischte sich Honkes ein. „Ich habe inzwischen ganz andere Interessen. Ich bin dabei, mir eine Existenz zu scha ffen. Wir teilen das Geld, und jeder macht, was er will.“
„Das glaubst du doch selbst nicht!“
Rogalla war drauf und dran, auf Honkes loszugehen.
„Er muss den ersten Schritt machen“, zog ich die Aufmerksa mkeit auf mich. „Lass ihn uns doch erst mal zum Geld führen. Dann sehen wir weiter.“
„Das schmeckt mir nicht, dass der so entgegenkommend ist. Der hat doch irgendwas vor.“
„Du hast die Pistole. Wenn er versucht, uns reinzulegen, kannst du meinetwegen schießen.“
„Oh, danke schön. Das werd ich auch ohne deine Erlaubnis, und zwar erst mal dahin, wo es ric htig weh tut, klar Honki. Also los jetzt, ich bin gespannt.“
Honkes grinste immer noch. Er drehte sich um und ging in Ric htung des zentralen Gebäudes mit der grauen Verkleidung. Erst jetzt sah ich, dass sein Hinterkopf von Blut verklebt war. Rogalla folgte ihm auf fünf Meter Abstand und zielte dabei auf seinen Rücken. Ich schloss neben Rogalla auf.
„Das hier ist das Schotterwerk“, erklärte uns Honkes im Plaude rton. „Ist alles noch tadellos in Schuss, ich hab’s schon ausprobiert. Vom Vorbrecher hier...“ – er deutete auf eine trichterförmige Öffnung, die groß genug war, eine Lkw-Ladung Steine aufzunehmen – „...geht das Förderband zum Silo....“
„Hey“, unterbrach ihn Rogalla, „wir haben keine Führung bei dir gebucht. Zeig uns einfach, wo das Geld ist.“
„Ich bin dabei“, erwiderte Honkes freundlich. Er deutete auf das höchste der Gebäude. „Dort oben wird der Schotter gelagert. Die Lastwagen fahren unten durch, und durch eine Luke werden sie von oben befüllt. Wäre ein Scheiß-Versteck, wenn der Steinbruch noch in Betrieb wäre. Ist er aber nicht mehr.“
„Willst du damit sagen, das Geld ist da oben drin im Schotter vergraben?“
„Wäre dir war Genialeres eingefallen?“
„Und wie kommen wir da hoch?“
„Ihr könnt hier unten warten. Ich hole das Geld für euch.“
„Hältst du mich für total bescheuert? Du gehst voraus, und wir kommen mit.“
„Wie ihr wollt. Ist leider ein bisschen beschwerlich.“
Er schwang sich auf das Förderband, das vom Schotterwerk zu dem siloartigen Schotterlager führte, in dem er das Geld a ngeblich versteckt hatte.
„Moment mal“, rief ihm Rogalla hinterher. „Einen anderen Weg gibt es nicht da rein?“
„Das ist ja das Geniale an dem Versteck.“
Honkes grinste vom Fuß des Förderbandes zu uns herunter. Roga lla war sichtlich unentschlossen, dirigierte ihn aber mit dem Pistolenlauf weiter und schwang sich selbst hinterher, als Honkes den halben Weg zum Hochbehälter
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