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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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zurückzumelden, und
verließ das Haus.
    Â»Es hat mehr als zwei Tote gegeben bei diesem Brand«, raunte
Estéron, als Rodraeg und Naenn die Tür geschlossen hatten. »Meine Nase täuscht
sich nicht. Ich habe das dem Rauch entnommen.«
    Rodraeg schürzte die Lippen. »Es wurden nur zweieinhalb geborgen. Vielleicht
sind darüber hinaus noch Tierkadaver mit verbrannt.«
    Â»Was will jemand mit toten Hunden und Katzen?«, fragte Naenn.
    Rodraeg schüttelte den Kopf. »In Aldava habe ich vor zehn Jahren
einmal von so etwas gehört. Da folterte jemand Tiere zwecks angeblich
medizinischer Forschung. Das wurde ihm allerdings glücklicherweise schnellstens
untersagt. Ich wusste nicht, dass es mehrere gibt, die so etwas tun. Vielleicht
war Siusan aber auch derselbe Mann.«
    Â»Tierfolter klingt wie ein Auftrag für das Mammut «,
bemerkte Cajin.
    Â»Ja«, gab Rodraeg ihm recht. »Aber der springende Punkt ist: Es ist kein Auftrag.« Er setzte sich wieder an den Tisch.
Naenn gesellte sich zu ihm, während Estéron wieder nach oben ging und Cajin in
der Küche verschwand.
    Â»Was machen wir eigentlich, wenn wir jetzt einen Auftrag erhalten?«,
fragte Rodraeg nach ein paar Sandstrichen des Nachdenkens.
    Â»Sehr unwahrscheinlich. Riban hat Estéron zu uns geschickt. Er weiß
von dem Drohbrief, und er weiß auch, dass ich schwanger bin, du schwer verletzt
und wir, was den Kaninchenauftrag angeht, noch keinen Vollzug gemeldet haben.
Weshalb sollte er uns also einen weiteren Auftrag schicken? Und die anderen,
Gerimmir, Ilde – selbst Eria – hat er jetzt wahrscheinlich in Aldava genauso um
sich geschart, wie wir uns hier zusammenkauern, um angesichts der Bedrohung bis
zum Nebelmond einfach die Köpfe unten zu halten.«
    Â»Wahrscheinlich. Aber was ist, wenn jetzt irgendwo auf dem Kontinent
etwas Entsetzliches passiert und das Mammut zu
schwach und zu zersplittert ist, um zu helfen?«
    Naenn sah Rodraeg lange an. Ihr Lächeln war voller Zuneigung und
gleichzeitig mütterlich. »Es ist erst wenige Monde her, Rodraeg, da gab es noch
gar kein Mammut . Als Chlayst letztes Jahr vergiftet
wurde durch einen verschmutzten Sumpf, gab es kein Mammut ,
um den Sumpf rechtzeitig zu heilen wie den Lairon-See bei Terrek. Als die große
Dürre die Sonnenfelder zur Landflucht zwang und auch den Wohlstand deiner
Eltern gefährdete, gab es kein Mammut , um den
Ursachen rechtzeitig nachzugehen. Während Timbares langjährigem Kampf um den
Regenwald seiner Ahnen gab es kein Mammut , um ihm
beizustehen. Vor und während des Affenmenschenfeldzuges gab es noch kein Mammut , um das sinnlose Sterben von eintausendfünfhundert
Soldaten und das Verheeren eines gesamten von Affenmenschen bevölkerten
Landstriches schon im Vorfeld abzuwenden. Wir sollten uns glücklich schätzen,
dass es das Mammut nun gibt. Wie schwach und verwirrt
es auch immer noch sein mag.«
    Rodraeg schwieg nun genauso lange wie sie vorher. »Das mit dem Sumpf
sehe ich ein. Aber was hätten wir gegen eine Dürre ausrichten können? Was haben
Menschen mit dem Wetter zu tun und ob es stürmt oder schneit?«
    Wieder lächelte Naenn. Sie schien jetzt älter zu sein als Rodraeg,
und weiser. »Was können wenige Menschen dagegen ausrichten, dass das ganze Volk
der Riesen vom Aussterben bedroht ist? Dass Wale in Wandry stranden werden und
die Pfahlstadt ins Verderben reißen? Dass ein ganzer Fluss sich vergiftet
windet, weil die Königin mehr Rüstzeug will? Was können nur zwei Männer dagegen
tun, dass es im gesamten Thostwald keine Kaninchen mehr zu geben scheint? Das Mammut hat bislang Dinge zuwege gebracht, die menschliches
Maß bei Weitem übersteigen. Es wird auch weiterhin Wunder wirken.« Mit einer
eleganten Bewegung hatte sie das Gespräch von Rodraegs allgemeinen Zweifeln und
Befürchtungen wieder auf die konkret vorliegende Situation zurückgeführt.
    Bestar und Eljazokad. Allein. Zu zweit. An der Brücke des Todes.
    Â»Meinst du, … dass es helfen könnte, für Bestar und Eljazokad zu
beten?«, fragte Rodraeg zaghaft.
    Â»Es wird helfen. Als ich betete, dass ihr von den Riesen
zurückkehren möget, da erschient ihr in diesem Zimmer während
ich noch betete . Als ich betete, du mögest die Augen wieder aufschlagen
und lächeln können, da dauerte es zwei Wochen, dann eine Woche, dann mit jedem
weiteren Gebet

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