Der Mann, der nicht geboren wurde
Haus gekommen?«
»Das wissen wir noch nicht genau. Jedenfalls wurde kein Fenster
eingeschlagen. Sind Euch in letzter Zeit Fremde aufgefallen, die das Haus von
Heyden beobachtet haben?« Der Gardist zückte nun einen Zettel und einen
Kohlestift, um seine Fragen abzuhaken und Antworten in verschlungenen Krakeln
zu notieren.
»Nein. Ich muss aber dazusagen, dass ich selbst bis vor wenigen
Tagen krank und bettlägerig war. Und meine Mitbewohner hatten viel mit mir zu
tun und wenig Gelegenheit, die StraÃe zu beobachten.«
»Verstehe. Wie standet Ihr mit von Heyden?«
»Eine flüchtige, nachbarschaftliche Bekanntschaft. Ich war nie in
seinem Haus, Cajin, glaube ich, einmal.«
»Verstehe. Wie viele Personen wohnen in Eurem Haus?«
»Ãhm, eigentlich ⦠fünf. Zwei sind allerdings zurzeit auf Reisen,
dafür haben wir einen Gast hier aus der Hauptstadt. Wir sind momentan zu
viert.«
»Und für diesen ⦠Gast aus der Hauptstadt ⦠würdet Ihr Euch
verbürgen?«
»Was meint Ihr? Dass er etwas mit dem Mord zu tun hat? Ja, das kann
ich wohl ausschlieÃen. Er ist alt, ein Schmetterlingsmann und blind. Wie ist
von Heyden denn ermordet worden?«
»Tut mir leid, das soll noch nicht nach auÃen dringen. Für den Fall,
dass ein Verdächtiger sich verplappert.«
»Gibt es denn Verdächtige?«
»Tja. Jeder ist verdächtig, nicht wahr? Besonders diejenigen, die
sich heute Nacht im Tathaus oder in unmittelbarer Nähe aufgehalten haben. Wir
kommen gegebenenfalls auf Euch zurück. Haltet Euch bitte heute im Laufe des
Tages zur Verfügung. Alle vier!«
»Selbstverständlich.«
Der Gardist ging weiter zum nächsten Haus, dem Krämer Nideon
Hallick. Rodraeg schloss vorsichtig die Tür. Er schwitzte trotz der Nachtkühle.
»Warum hast du nichts gesagt?«, wisperte Cajin. »Wir wissen doch, wer von Heyden auf dem Gewissen hat!«
»Ich sah plötzlich lauter Schwierigkeiten auf uns zukommen. Was
wissen wir denn schon? Wir kennen den Namen eines der drei Männer, die von
Heyden bedroht haben. Gesehen hat diesen Arevaun aber
nur Bestar, also könnte auch nur Bestar ihn wiedererkennen. Arevaun ist ein
klippenwälder Krieger. Bestar ist ebenfalls ein klippenwälder Krieger. Was ist,
wenn nun nach einem klippenwälder Krieger gefahndet wird und man Bestar, wenn
er aus dem Thostwald zurückkommt, zum Verdächtigen erklärt? Von Heyden war hier
in unserem Haus, oder nicht?«
»Ja, aber ⦠wenn von Heyden irgendjemandem erzählt hat, dass er zum Mammut geht, und wir das verschweigen, macht uns das doch
nur umso verdächtiger!«
»Aber wem sollte er es erzählen? Verflucht noch mal, es ist wirklich
zu dumm, dass ich bei diesen Unterredungen nicht dabei war â aber so, wie du
mir davon berichtet hast, wollte von Heyden nicht, dass jemand davon weiÃ.
Besonders die Garde nicht.«
Estéron kam von hinten herangeschlurft. »Je mehr das Mammut in gardistische Untersuchungen hineingezogen wird,
desto gröÃer wird die Wahrscheinlichkeit, dass aufgedeckt werden kann, wie das Mammut mindestens in Terrek, aber wahrscheinlich auch bei
den Riesen den Interessen der Königin zuwiderhandelte.«
»Ja, das denke ich auch.« Rodraeg nickte.
Estéron lächelte milde. »Was ich damit sagen wollte, war: Ein Mord
im Haus gegenüber schadet auch dem Mammut .«
»Meinst du etwa ⦠der Mord gehört zu DMDNGW ?
Arevaun ist Teil des Drohbrief-Mysteriums?«
» Der Mörder, der nachts gegenüber wütete «,
raunte Cajin. »Oder: Drei Männer den Nachbarn gewissenhaft
warnten .«
»Hör endlich auf damit!«, rief Rodraeg und verpasste Cajin eine
scherzhafte Kopfnuss, unter der dieser aber bequem durchtauchen konnte.
»Man sollte es nicht ausschlieÃen«, sagte der Schmetterlingsmann.
»Etwas geht vor sich in Warchaim. Ein Haus geht in Flammen auf. Ein Mord wird
angekündigt und geschieht. Dem Mammut wird ein
baldiges Ende prophezeit. Möglicherweise ist ja gar nicht das Mammut das Hauptziel der Anschläge, sondern das Mammut ist nur Teil der Gesamtstruktur, so wie das
Slessinghaus und der Händler von Heyden. Das Ziel jedoch â ist Warchaim
selbst.«
»Dann wäre niemand hier mehr sicher, der irgendeine Funktion
innehat.« Rodraeg kratzte sich nervös das Kinn. »Kannst du mit den Mitteln
eines
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