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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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An welchem Tag kam Eljazokad aus der
anderen Welt zurück?«
    Tjarka rechnete zurück. »Es war der 12., als wir ihn in Anfest
verlassen haben. Also müssen wir am 11. aus Siusans Grube raus sein.«
    Â»Eben. Wenn mich nicht alles täuscht, seid ihr, besonders Eljazokad,
indirekt für den Brand des Slessinghauses verantwortlich. Das Feuer war kein
Zufall. Aber ich will die vierte Leiche finden, sonst werde ich den Verdacht
nicht los, dass Carmaron Siusan noch am Leben sein könnte, durch einen
abgefeimten Trick, um seine Spuren zu verwischen.«
    Â»Dann wäre es aber doch gut, wenn Estéron dabei wäre«, sagte Bestar.
    Â»Vielleicht genügt uns Tjarka. Wenn nicht, müssen wir den
Schmetterlingsmann noch mal aus dem Bett holen. Trinkt jetzt erst mal in Ruhe
aus. Je dunkler es ist, desto weniger Schaulustigen kann unser Treiben
verdächtig vorkommen.«
    In der herbstlich kühlen
Dunkelheit, die nach Kastanien roch und Regen, durchquerten sie zu dritt die
Stadt in südlicher Richtung. Rodraeg hatte keinerlei Mühe, den Ort des
Geschehens wiederzufinden. Zu tief hatte sich Naenns Furcht beim Vergleichen
der Fußspuren in seine Erinnerungen eingebrannt.
    Noch immer war das Beet mit den
Fußspuren von einer Schnur der Stadtgarde umrahmt. Auch das Haus des
Mordopfers, das wohl allein gewohnt hatte, war immer noch versiegelt.
    Â»Hier ist die Spur.« Rodraeg deutete auf das mondschimmernde Beet.
»Das daneben ist ein Fußabdruck Naenns. Lass dich von dem nicht ablenken.«
    Â»Keine Sorge. Die sind sich gar nicht ähnlich.« Rodraeg verspürte
Erleichterung, als Tjarka dies sagte. Er hatte gar nicht gewusst, dass er
innerlich immer noch besorgt gewesen war wegen dieser Fußspuren.
    Tjarka ging auf alle viere und kroch im Beet herum. Dabei murmelte
sie unentwegt, um ihren beiden Begleitern ihre Gedankengänge mitzuteilen. »Also
gut, wo sie hingegangen ist, ist offensichtlich. Das Haus mit dem Siegel. Erst
das Fenster. Dann die Tür. Die Tür. Was dort passiert ist, kann ich nicht
sehen. In Gebäuden gibt es keine Spuren und keine Wege für mich. Aber auf den
Straßen gibt es Pfade. Viele Pfade. Du willst wissen, wo sie hergekommen ist.
Hmmm, das ist bis hierhin noch ganz einfach.« Sie richtete sich auf und blickte
sich im ganzen Garten um. »Sie ist ganz normal durch dieses Tor gegangen, so
wie wir eben. In ziemlich gerader Linie. Gewöhnliche Leute hätten es vermieden,
ins Beet zu treten, und stattdessen nur die Wege benutzt. Aber sie ging sehr
gerade, sehr zielgerichtet. Sie achtete nicht darauf, wo sie hintritt. Mal
sehen, was die Straße hinter dem Tor zu bieten hat.«
    Sie verließen Eimenhards Garten. In der angrenzenden Gasse hockte
Tjarka sich wieder hin, schaute nach links, nach rechts, nach oben zum Himmel,
und ging auch hier wieder auf Hände und Knie, um das Gesicht ganz dicht über
das Pflaster führen zu können, wie um zu schnuppern. »Das wird nicht einfach.
Tausende von Menschen latschen hier herum, schwerfällig und schnatternd. Das ist
nicht wie im Thost, wo niemand mehr die Luft kreuzt, die ein Wanderer
durchschnitten hat.« Sie erhob sich und wischte sich die Handflächen an den
Seiten ihrer Hose ab. »Ich fürchte, das wird ziemlich langwierig. Ich werde
auch Tageslicht brauchen und eine über den Himmel ziehende Sonne, zum Vergleich
der Schatten. Gib mir diese Nacht und den gesamten morgigen Tag, dann kann ich
vielleicht etwas lesen. Aber ich werde auch falschen Fährten folgen müssen. Für
euch wird das ziemlich langweilig werden.«
    Â»Gut, aber einen Versuch ist es wert. Bestar, ich hätte dich gerne
als Tjarkas Leibwache. Sie sollte nicht allein hier herumsuchen, erst recht
nicht auf der Fährte einer Mörderin.«
    Â»Geht klar.«
    Â»Dann gehe ich jetzt nach Hause, hole Estéron und schaue mir mit ihm
das Slessinghaus an.«
    Â»Du gehst nicht alleine nachts durch die Stadt«, sagte Bestar
bestimmt.
    Rodraeg kämpfte einen Impuls nieder, Wagnisse einzugehen, den Stier
bei den Hörnern zu packen und Entscheidungen herbeizuführen, die rascher und
dadurch weniger peinigend waren als seine sonstige Geduld und Bedachtsamkeit.
»Dann müsst ihr mich leider eskortieren und danach wieder hierhin
zurückkehren.«
    Â»So machen wir’s halt.«
    Sie gingen wieder quer durch die Stadt zurück. Manchmal bildete die
Nacht für Rodraeg

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